KölnWege

Home
Warum Industriekultur?
Veranstaltungen
Vereine, Museen, Archive
Projekte und Themen
Orte und Objekte
Satzung
Impressum und Kontakt
Links
 

Objektführer

RhStahlwerke
Rheinische Stahlwerke. Duisburg-Ruhrort

Walter Buschmann
Kohle und Stahl – Erhaltungsproblematik industriegeschichtlicher Megastrukturen

Nachdem in den vergangenen Jahren in fruchtbarer Zusammenarbeit zwischen der Universität GHS Essen und dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege aus architekturgeschichtlicher und denkmalpflegerischer Sicht die Arbeitersiedlungen des 19. Jahrhunderts und die Bergbauarchitektur in Tagungen und Publikationen behandelt wurden, stellt sich nun in Auseinandersetzung mit der Geschichte der Stahl-und Eisenindustrie die Frage, ob es nicht sinnvoll ist, nunmehr eine Art von Resümee zu ziehen. Das erscheint auch gerade im Zusammenhang mit der Eisen-und Stahlindustrie naheliegend. Obwohl der Zusammenhang von Bergbau und Stahlindustrie allgemein bekannt ist, wird er erst bei historischer Betrachtung richtig bewusst: während eine Geschichte der Kohle weitgehend auch ohne den Stahl darstellbar ist, ist umgekehrt die Entwicklung der Stahlindustrie so sehr an die Kohle gebunden, dass sich eine zusammenhängende Darstellung anbietet.
In allen Phasen ihrer Entwicklung hat für die Stahl-und Eisenindustrie die Versorgung mit Brennstoffen eine bedeutende Rolle gespielt. Das gilt erst recht für die Zeit der Kokshochöfen und der Puddel-und Walzwerke, die einen immensen Hunger nach Steinkohle und Erzentwickelten. Kohle und Stahl beeinflussten sich gegenseitig - die Prosperität der Stahlindustrieführte zum Aufschwung des Kohlebergbaus und umgekehrt veranlasst der Niedergang des Stahls die Krise des Bergbaus. Dieser naheliegende und uns heute in seinen negativen Folgen allzu vertraute Mechanismus interessiert uns in diesem Zusammenhang in seinen architektonischen und städtebaulichen Auswirkungen.

In vorindustrieller Zeit war dieser Zusammenhang nur andeutungsweise erfahrbar: die Eisenhütten entstanden zwar rohstofforientiert, inmitten holzreicher Wälder und nahe der Eisenerzvorkommen, doch war der Standort der Hütten gebunden an das fließende Wasser, das über die Wasserräder die notwendige Bewegungsenergie für die Blasebälge der Ofenwinderzeugung, Hämmer und später für die Walzen lieferte(Stölzel 1978, S. 558). Die Beziehung zwischen der Hütte und den Rohstoffquellen wurde mittelbar über ein entsprechendes Wegenetz geknüpft.

Erfindung und Einführung von Dampfmaschine und Kokshochofen ließen neue Standortprioritäten entstehen. Die neuen Eisen- und Stahlwerke entstanden Mitte des 19. Jh. unabhängig von der Wasserkraft nahe der nun die Energie liefernden Steinkohlebergwerke (Lürmann 1909, S. 90; Feldenkirchen 1982, S. 23)
Wenn zudem noch in jener Zeit die Hoffnung auf Verwertung der zusammen mit der Steinkohle auftretenden Kohleeisensteinfelder bestand (Mönnich, S. 58f, Spethmann 1933, S. 263), musste sich nun eine enge Verbindung zwischen Bergbau und Eisenhüttenwesen ergeben, die sich schon in der Namensgebung der um 1850 entstehenden Unternehmen spiegelte: Aktiengesellschaft für Hüttenbetrieb und Bergbau Vulkan, Hoerder Bergbau- und Hüttenverein, Bochumer Verein für Bergbau- und Gußstahlfabrikation, Phoenix AG für Bergbau- und Hüttenbetrieb usw.  Wir wissen, dass diese von der Namensgebung her beanspruchte Verbindung von Hütten und Zechen innerhalb eines Unternehmens zunächst nur zögernd verwirklicht wurde. Immerhin gab es einige Beispiele hierfür, die nun auch architektonisch und städtebaulich markant den Zusammenhang von Kohle und Stahl demonstrierten: Rings um die Hermannshütte des Hoerder Bergbau- und Hüttenvereins entstand ein ganzer Kranz von Eisenerz- und Kohlengruben und die Gutehoffnungshütte baute mit Zeche und Eisenhütte Oberhausen eine der wohl imposantesten Industrieanlagen des 19. Jahrhunderts überhaupt. Bis 1863 waren entlang der Köln-Mindener-Eisenbahn sechs massiv aus Backstein gemauerte und mit Eckfialen bekrönte Hochöfen entstanden, die in ihrer architektonischen Wirkung kaum hinter der Doppelmalakowanlage der zugehörigen Zeche zurückblieben. Beeindruckend muss der städtebauliche Eindruck dieser rechts und links der Bahnlinie angeordneten Gebäudegruppe gewesen sein.

ghh_lageplan
Gutehoffnungshütte in Oberhausen mit einer Kombination aus Zeche, Hütte und Walzwerk

ghh_hochoefen
Gutehoffnungshütte mit Hochöfen der 1850/60erer Jahre im Hintergund. Die Hochöfen standen parallel zur Köln-Mindener-Eisenbahn und müssen zusammen mit der Doppelmalakowanlage ein mächtiges Bild der Montanindustrie des Ruhrgebiets in den 1850er Jahren geformt haben.


Generell konnte sich diese enge betriebliche Kombination von Zeche und Hütte an einem Standort zunächst nicht durchsetzen. Die Tendenz ging vielmehr in der Zeit nach 1850 dahin, Einzelunternehmen mit beschränktem Produktionsprogramm zu gründen: Gußstahlfabriken, Puddel-und Walzwerke, Hochofenanlagen, Maschinenfabriken. Der notwendige  Austausch zwischen diesen Werken machte ein hochentwickeltes Verkehrsnetz erforderlich, begünstigte  die enge Nachbarschaft neugegründeter Betriebe zu den Zulieferern und Weiterverarbeitern und förderte die Entstehung zusammenhängender Industriereviere.
Vereinzelt in den l970er Jahren, verstärkt aber in den Jahrzehnten um die Jahrhundertwende, entstehen die ,,Gemischten Werke" und Hüttenzechen. Die umfassende Konzentrationsbewegung in der deutschen Industrie führte zur Stilllegung reiner Hochofenanlagen und Walzwerke und zur Entstehung integrierter Hüttenwerke, denen zunehmend Steinkohlenzechen angegliedert wurden. Gab es 1889 vier Hüttenzechen im Ruhrgebiet, war deren Zahl 1902 schon auf 18 gestiegen mit einem Anteil von 19 % an der Förderleistung des Ruhrbergbaus.

Da die Hütten das Risiko zur Anlage neuer Zechen scheuten, wurden bestehende Bergwerke, deren Fördermenge und Flözqualität kalkulierbar waren, angekauft. Durch die inzwischen im Ruhrgebiet entstandene räumliche Dichte industrieller Anlagen wurden in diesen Jahrzehnten um die Jahrhundertwende dennoch aussagekräftige Bilder dieser Einheit von Bergbau und Hüttenindustrie geschaffen: Krupp mit der 1901 erworbenen Zeche ver. Sälzer und Neuack , Hoesch mit Zeche Kaiserstuhl 1899, Schalke mit Zeche Pluto, Bochumer Verein mit Zeche Engelsburg 1889.

bochumerverein

Bochumer Verein mit Zeche Engelsburg im Zentrum der Eisen- und Stahlwerke

Die wohl architektonisch und städtebaulich eindrucksvollste Verbindung von Bergwerk und  Hütte entstand in dieser Entwicklungsphase durch August Thyssen in Duisburg-Hamborn.  Aufbauend auf seinen Beteiligungen an der Gewerkschaft Deutscher Kaiser entstand zwischen  1889 und 1914 in Verbindung mit der Schachtanlage Deutscher Kaiser 3/7 das integrierte Hüttenwerk Bruckhausen mit Hochöfen, Stahl- und Walzwerk. Bruckhausen galt vor dem Ersten Weltkrieg als eines der modernsten Hüttenwerke in Europa, als ein Wahrzeichen technischen Fortschritts (Treue 1966, S. 33f, 99). So wie die Zeche und Eisenhütte in Oberhausen in den 1850er Jahren den Gleichklang zwischen gemauerten Hochöfen und Malakowtürmen zeigte, so verdeutlichte die Gewerkschaft Deutscher Kaiser die Einheit von Strebengerüstbauweise im Bergbau und den stahlgerüstumkleideten Hochöfen der Jahrhundertwende. Die Gewerkschaft Deutscher Kaiser war der architektonisch/ städtebauliche Höhepunkt jener Tendenz zur betriebstechnischen Kombination von Bergbau und Hüttenbetrieb. Spätere Zusammenschlüsse, darunter der 1926 gegründete Riesentrust Vereinigte Stahlwerke AG als größter europäischer Montankonzern mit 48 Schachtanlagen und 153 Schächten, 30 Kokereien, 19 Hochofenwerken mit 70 Hochöfen, 39 Thomaskonvertern und 124 Siemens-Martin-Öfen war eine Unternehmenskombination, deren Betriebsteile durch ein ausgedehntes Verkehrsnetz verbunden waren. Seit den Entflechtungen in der deutschen Wirtschaft nach 1945, die allerdings im Ruhrgebiet erst mit Gründung der Ruhrkohle AG ihren Abschluss fand, gehen Kohle und Stahl weitgehend getrennte Wege. Ihre gemeinsame Geschichte ist aber nach wie vor in Struktur und Erscheinungsbild der Montanreviere ablesbar.

verstahl
Vereinigte Stahlwerke, um 1930

Davon ausgehend, dass die industriellen Leistungen von Kohle und Stahl zu den großen und prägenden Menschheitsleistungen gehören, ohne die unser heutiges Leben nicht denkbar ist, stellt sich die Frage, ob aus der Zusammenschau dieser beiden Industriezweige Anhaltspunkte für ihre angemessene Überlieferung als Geschichtszeugnisse erwachsen. Die Größe der Anlagen, ihre Sperrigkeit im Gefüge der Städte, die aktuellen Planungsüberlegungen mit den Wiedernutzungsabsichten der freiwerdenden Gelände für den vielbeschworenen wirtschaftlichen Strukturwandel verweisen auf die Problematik traditioneller denkmalpflegerischer Erhaltungsmodelle und legen die Schlussfolgerung nahe, dass hier möglicherweise eine Sternstunde musealer Geschichtsüberlieferung gekommen ist.

Verschiedentlich ist darüber nachgedacht worden, dass die Bedeutung des Ruhrgebietes hier die Einrichtung eines großen Museums der Arbeit oder der Industrie geradezu verlangt. Die Fragwürdigkeit einer großen zentralen Schausammlung zur Industriegeschichte von Kohle und Eisen im D. und 20. Jh. als eine Art Deutsches Industriemuseum in Ergänzung oder auch als Korrelativ zum Haus der Deutschen Geschichte in Berlin ist besonders dann offensichtlich, wenn ein solches Museum versuchte Originalstücke auszustellen:

  • die auszustellenden Objekte würden aus ihren örtlichen technischen und sozialen Zusammenhängen herausgelöst und würden damit an Authentizität verlieren;
  • die Größe der möglichen Exponate, z.B. Dampfhämmer, Walzgerüste, Gebläsemaschinen, Stahlkonverter, Fördermaschinen oder gar Fördergerüste und Hochöfen sind kaum oder nur in beschränkten Ausnahmefällen umsetzbar; sehr strenge Auswahlentscheidungen wären unumgänglich – die Reduktion der präsentierten Objekte auf wenige Beispiele führte zu einer Verkürzung und Verniedlichung der Schwerindustrie;
  • das zentrale Museum führt zu einer Isolierung der Geschichte in einem ausgesonderten Bereich, reduziert die Geschichtserkenntnis auf sonntägliche Erlebnisse.

Die Denkmalpflege dagegen erhält die ihr anvertrauten Objekte am Ort ihrer Entstehung und Nutzung, bewahrt damit den topographischen, sozialen und technischen Kontext und bewirkt, dass die Zeugnisse der Geschichte im Alltag präsent bleiben. Gerade bei den Anlagen des Bergbaus und der Stahlindustrie, die funktional und visuell zentrale Bedeutung in Stadt und Landschaft haben, würde deren Entfernung den Verlust eines Mittelpunktes bedeuten, aus dem die Menschen bislang Identifikationskraft und Lebensstolz gewonnen haben. Diese Wirkungsweise mag mit einem größer werdenden historischen Abstand schmelzen; ganz verschwinden wird sie nie unter der Voraussetzung, dass Bergbau und Eisenhüttenwesen auch in der zukünftigen Geschichtsbetrachtung den ihnen gebührenden hohen Rang einnehmen. Aus dem zu erhaltenden Ortsbezug der Geschichte schöpft die Denkmalpflege auch andersartige Auswahlkriterien für die zu bewahrenden Denkmale. Während ein Museum zufrieden ist, wenn es einen aussagekräftigen Repräsentanten einer darstellenswerten historischen Schicht zeigt und jedes gleiche oder ähnliche Objekt als Dublette für das Museum relativ wertlos ist, kann für die Denkmalpflege durch den jeweils verschiedenartigen Ortsbezug auch die Erhaltung vieler gleichrangiger und gleichartiger Objekte anstrebenswert sein.

So bedeutend also für das Eisenhüttenwesen die Völklinger Hütte sein mag, wäre durch deren geglückter Erhaltung keineswegs Ersatz geschaffen für das Eisenhüttenwesen in der Oberpfalz, in Norddeutschland oder im Ruhrgebiet. Wegen der Bedeutung dieses Industriezweiges lässt sich ein solcher exemplarischer Erhaltungsansatz auch nicht bezogen auf eine begrenzte Gebietseinheit, wie es das Ruhrgebiet oder das Saarland darstellt, rechtfertigen. Aus dem angestrebten Alltagsbezug der Denkmale heraus sollten vielmehr an allen Standorten, die noch aussagekräftige Substanz aufweisen, entsprechende Zeugnisse in sinnvoller Auswahl erhalten bleiben.

Diese sehr weitgehenden Erhaltungsvorstellungen erfordern ein neues Bewusstsein gegenüber den historischen Industrierevieren und daraus resultierend entsprechende organisatorische, personelle und finanzielle Voraussetzungen. Mit verändertem Bewusstsein meine ich, dass die historischen Industriereviere als ganzheitliche Struktur von Bauten und Anlagen eine ähnliche Wertschätzung erhalten sollten, wie beispielsweise die mittelalterlich geprägten Altstadtkerne. Deren denkmalrechtliche Bewertung als Ensembles, ihre Förderung mit öffentlichen Mitteln und zwar mit dem Ziel zur Bewahrung der historischen Eigenarten und deren Bedeutung für Bildung, Tourismus und Wirtschaft ist unumstritten. Industriereviere nach Art des Ruhrgebietes sind dagegen wegen ihrer Größe und der relativ lockeren Verteilung der Denkmale kaum als Ensembles zu charakterisieren. Vergleichbare begriffliche Einordnungen bieten eigentlich nur die vorwiegend touristisch orientierten industriegeschichtlichen Ferienstraßen, wie die Steirische oder Bayrische Eisenstraße oder die ausgedehnten Flächenmuseen wie das Ironbridge Gorge Museum in Mittelengland bei Birmingham oder das Ökomuseum in Schweden. Der hier jeweils zugrunde liegende Gedanke besteht darin, die aussagekräftigen Objekte einer Industrieregion durch Broschüren, Faltblätter u.a. öffentlichkeitswirksam zu erschließen und damit Anreiz und Hilfestellung /um Aufsuchen und Besichtigen dieser Objekte zugeben. Diese befinden sich nur teilweise oder sogar gar nicht im Eigentum der betreibenden Institution. Eingeschlossen sind vielmehr auch produzierende Betriebe, so dass deren Besichtigung ein Verständnis der in den stillgelegten Anlagen nur noch erahnbaren Produktionsprozesse ermöglicht.

In Erwägung also, dass das Ruhrgebiet eine historische Kombination von Bergbau, Hüttenwesen, Siedlungs-und Verkehrsstrukturen von nationalgeschichtlicher Bedeutung besitzt, eine Industriekultur die in Dichte und Bedeutung allen anderen vergleichbaren Städten und Regionen in der BR Deutschland überlegen ist, lautet der Vorschlag zur Erhaltung dieser Kultur eine Verbindung zwischen Planung, Denkmalpflege, Museen und Tourismus herzustellen. Um dem anzustrebenden Ziel einen Namen zu geben, meine ich nicht, dass nach dem englischen oder schwedischen Beispiel schon wieder eine Museumsgründung, diesmal mit einer superdezentralen Struktur anstünde – auch eine Bezeichnung ,,Ferienstraße des Bergbaus und Eisenhüttenwesens" wäre unpassend, da diese eher einen linearen Zusammenhang der Objekte untereinander impliziert und zu einseitig auf Tourismus zugeschnitten ist - vielmehr erscheint mir in Anlehnung an ein amerikanisches Beispiel der Name ,,Nationalpark Ruhrgebiet" passend.
Unter diesem Etikett ,,Nationalpark Ruhrgebiet" sollte eine organisatorische Vereinigung aller Behörden, Institutionen und Personen erfolgen, die sich für Erforschung, Erhaltung und Präsentation des industriellen Erbes einsetzen.

ruhrgebiet
Ruhrgebiet mit den erhaltenen und erhaltenswerten Zechen und den Standorten der Eisen- und Stahlindustrie, 1988

Die damit verbundene Hoffnung ist nicht allein denkmalpflegerischer Art; vielmehr ist damit verbunden:

1.
Die Rekonstruktion bzw. dauerhafte Erhaltung eines Bewusstseins über die hochrangige Bedeutung dieser Region für die Geschichte der ganzen Nation. Die geschichtliche Industriekultur kann dabei helfen, die dem Strukturwandel anhaftenden Selbstzweifel zu mindern, kann eine neue Moral gebären, die sich auch positiv auf den wirtschaftlichen Aufschwung, z.B. auf die Ansiedlungsbereitschaft fremder Firmen, auswirken kann.

2.
Die Organisation von Instandsetzungsmaßnahmen an Baudenkmalen über Arbeitsbeschaffungsprogramme: Damit würde zumindest ein kleiner aber sinnvoller Beitrag zur Bewältigung der Arbeitslosigkeit für qualifizierte freigesetzte Beschäftigte aus dem Bergbau-und Stahlbereich geleistet.

3.
Schaffung verbesserter Möglichkeiten für einen industriegeschichtlich orientierten Tourismus. Daraus können zusätzliche Anreize entstehen, diese Region zu besuchen. Die wirtschaftlichen Effekte liegen auf der Hand.

4.
Intensivierung industriearchäologischer Forschungen.

5.
Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten zu Themen der Industriegeschichte durch Anschauung am erhaltenen Objekt für alle Stufen unseres Bildungs-und Ausbildungssystems.

Der Vorschlag „Nationalpark Ruhrgebiet“ geht weit über das hinaus, was gemeinhin zu den Aufgaben der Denkmalpflege gehört. Die erhofften Resultate, von denen freilich auch die Denkmalpflege profitieren würde, beziehen sich darüber hinaus auf eine Förderung von Wirtschaft, Kultur und Bildung. Dieser Vorschlag zielt nicht darauf ab, einen großflächigen Denkmalschutz zu betreiben und damit so etwas wie eine Veränderungssperre zu bewirken.

Gedacht ist vielmehr daran, die auch heute schon als denkmalwert erkannten Objekte zusammenhängend zu betrachten und durch geeignete publizistische, organisatorische, planerische und finanzielle Maßnahmen in ihrem Zusammenhang erlebbar zu machen. Die Realisierung dieser Maßnahmen ist nur bedingt ein personelles und finanzielles Problem. Es geht vielmehr darum, dass die vorhandenen Mittel und existierenden Behörden unter der genannten Zielsetzung zu einer größeren Effizienz gebracht werden. Meine Überzeugung ist, dass dies nicht nur der Industriedenkmalpflege, sondern dem Ruhrgebiet insgesamt von Nutzen sein wird.

Vortrag am 5. Mai 1988 für das Symposium „Krupp, Thyssen, Hoesch, Stumm u.a. Zur Geschichte der Eisen- und Stahlindustrie und zur Problematik ihrer musealen und denkmalpflegerischen Überlieferung.
publiziert in: Walter Buschmann(Hg.): Eisen und Stahl. Texte und Bilder zu einem Leitsektor menschlicher Arbeit und dessen Überlieferung, Essen 1989, S. 9-18
sowie auszugsweise in:
Kierdorf, Alexander/ Hassler, Ute: Dekmale des Industriezeitalters. Von der Geschichte des Umgangs mit Industriekultur, Tübingen/ Berlin 2000, S. 253-255

Literatur
Beck, L.: Die Geschichte des Eisens Bd. 1-5, Braunschweig 1893-1903

Berdrow, Wilhelm: Alfred Krupp, 2 Bd., Berlin 1927

Berdrow, Wilhelm: Alfred Krupp Briefe 1826-1887, Berlin 1928

Bulle, G.: Vereinheitlichung der Hochöfen, in: Stahl und Eisen 64, 1918, S. 285-290

Däbritz, Walter: Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation in Bochum, Düsseldorf 1934

Dürre, E. F.: Die Hochofenbetriebe am Ende der XIX. Jahrhunderts, Berlin 1901

Feldenkirchen, Wilfried: Die Eisen- und Stahlindustrie des Ruhrgebiets 1879-1914 (Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Beiheft 20), Wiesbaden 1982

Frölich, F.: Die Werke der Gutehoffnungshütte in Oberhausen und Sterkrade, Berlin 1902

Der Gigant an der Ruhr, Berlin 1928

Frölich, F./ Woltmann, A.: Die Gutehoffnungshütte Oberhausen, Rheinland, zur Erinnerung an das hunderjährige Bestehen, Oberhausen 1910

Hundt, Robert: Erwerbung von Steinkohlengruben im Ruhrkohlenbezirk durch Hüttenwerke, in: Stahl und Eisen. Zeitschrift für das Deutsche Eisen- und Hüttenwesen 23, 1903, S. 761-768

Johannsen, Otto: Geschichte des Eisens, 3. Aufl., Düsseldorf 1953

Krupp 1812-1912, zum 100jährigen Bestehen der Firma Krupp und der Gußstahlfabrik zu Essen-Ruhr, o. O. o. J.

Lürmann, Fritz W.: Die Entwicklung der Roheisenherstellung mit Koks in Deutschland, in: Stahl und Eisen. Zeitschrift für das deutsche Eisenhüttenwesen 29, 1909, S. 89-97

Mönnich, Horst: Aufbruch ins Revier. Aufbruch nach Europa. Hoesch 1871-1971, München 1871

Schwarz, Georg: Kohlenpott. Berlin 1931 (Neuausgabe Essen 1986)

Spethmann, Hans: Das Ruhrgebiet 3 Bde, 1933/1938 (reprint Essen 1995)

Stölzel, Karl: Gießerei über Jahrtausende, Leipzig 1978

Treue, Wilhelm: Die Feuer verlöschen nie. August-Thyssen-Hütte 1890-1926, August-Thyssen-Hütte 1926-1966, 2 Bde., Düsseldorf/Wien 1966

Wengenroth, Ulrich: Unternehmensstrategie und technischer Fortschritt. Die deutsche und britische Stahlindustrie 1860-1895, Göttingen 1986

all Copyrights reserved / Alle Rechte der Texte und Bilder dieser Homepage
verbleiben beim Verfasser bzw. Hersteller:
©Rheinische Industriekultur e.V. 2004-2006