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Pyramidengerüst über Schacht 1 von 1873

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Förderturm Schacht 1 und Wäsche. Foto 1991

 

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Fördergerüst Paul-Reusch-Schacht. Foto 1995

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

loeschwagen
Löschwagen. Foto 1991

 

Objektführer / Oberhausen / Route der Industriekultur / Bergbau

Oberhausen_Zeche Osterfeld 1-2-3

Texte und Dokumente
Walter Buschmann: Zeche und Kokerei Osterfeld

Kurztext
Die Zeche Osterfeld war als GHH-Zeche Teil eines der größten Bergbauunternehmen des Ruhrgebietes. Nach Abbrüchen auf der 1873-79 entstandenen und im wesentlichen durch den Wiederaufbau nach 1947 geprägten Gründungsschachtanlage 1/2/3 ergibt sich mit dem Födergerüst von 1949/50 und den drei Bauten der Ausbauphase 1911-13 (Kaue, Verwaltung, Torhäuser) nur noch ein sehr unvollständiges Bild eines ehemals bedeutenden Bergwerkes. Der Außenschacht Osterfeld 4 vermittelt dagegen noch eine sehr aussagekräftige Vorstellung der bergbaulichen Technik und Architektur in den 1920er Jahren. Osterfeld ist wegen der nahegelegenen, ausgedehnten GHH-Siedlung, darunter die Siedlung Eisenheim, von herausragendem siedlungsgeschichtlichem Interesse.

totale Zeche Osterfeld 1-2-3. Foto 1990

Walter Buschmann
Zeche und Kokerei Osterfeld
1-2-3

Zwanzig Jahre nach dem fulminanten Auftakt des Steinkohlenbergbaus in Oberhausen durch Anlage der Zechen Concordia und Oberhausen wurde 1873 mit dem Bau der Zeche Osterfeld begonnen. Wieder war für die Entstehung der Zeche die eisen- und stahlproduzierende Industrie maßgeblich. Die inzwischen schon altehrwürdige, 1808 entstandene Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen, war am 1.1.1873 - also schon jenseits des Höhepunktes der sogenannten Gründerjahre - "umgegründet" worden in eine Aktiengesellschaft: Gutehoffnungshütte (GHH) AG für Bergbau und Hüttenbetrieb. Die Kohleförderung der unternehmenseigenen Zechen Oberhausen und Ludwig (1873 = 241.000 t) reichte zu diesem Zeitpunkt für den Bedarf in den Hütten, Walzwerken und Werkstätten nicht mehr aus, zumal die Zeche Ludwig in Essen nur Anthrazitkohle für den Hausbrand förderte. Noch vor Ausbruch der den Gründerjahren schon 1873 folgenden Krise mit seinem starken Verfall der Kohlenpreise, faßte die GHH den Beschluß, zur Stärkung der eigenen Kohlebasis, eine weit nach Norden vorgeschobene neue Schachtanlage niederzubringen.

 Noch unter dem Namen Oberhausen 3 war 1873 Abteufbeginn für den neuen Schacht. Ein Schwimmsandeinbruch in 34 m Teufe zwang 1874 zur Aufgabe des Schachtes. Ein neuer Schacht wurde in 40 m Entfernung angesetzt (d = 5,6 m!) und erreichte 1876 bei 237 m Teufe das Karbon. 1879 war Förderbeginn für die nun mit dem Namen Osterfeld selbständige Zeche, die unter dem Dach der GHH über Jahrzehnte hinweg in ihrer Leistungskraft nicht nur führend im eigenen Unternehmen war, sondern auch im gesamten Ruhrbergbau stets eine Spitzenposition einnahm.

Abweichend von den früheren Bergbauanlagen in Oberhausen entstand über dem Schacht Osterfeld 1 anstelle der zuvor gebräuchlichen Schachttürme ein eisernes Fördergerüst. Es war - wie das erste Fördergerüst des Ruhrbergbaus von 1869 über dem Schacht Barillon in Herne - ein Pyramidengerüst für Doppelförderung. Das Gerüst erhob sich über einer massiv in Backstein gemauerten, zweigeschossigen Schachthalle. In die Schachthalle integriert war eine Balancier­Dampfmaschine zur Wasserhaltung. Die Wetterführung erfolgte über den Schornstein der Kesselanlage. Die  Tagesanlagen entwickelten sich ohne Bezug zur Umgebung in drei Zeilen: parallel zum Zechenbahnhof mit Anschluß an die Betriebe der GHH standen die Gebäude der 1884 und 1891 erbauten Wäsche. In der zweiten Zeile folgte der Schacht mit den sich gegenüberliegenden Fördermaschinenhäusern. In der dritten Zeile waren Kesselhaus, Büro, Kaue und Magazin aufgereiht.

lageplan
Lageplan um 1900

Osterfeld förderte über diese Einschachtanlage (1884 Durchschlag mit Zeche Oberhausen) aus einem relativ kleinen Baufeld von 8,6 km2 zunächst nur 80.000 t/Jahr (1880), erlebte dann aber eine Leistungsexplosion auf knapp 300.000 t (1890) und mehr als 500.000 t (1895). Osterfeld stand damit schon in den 1890er Jahren in der Spitzengruppe der rheinischen Zechen mit einer stärkeren Produktivität als die alten Malakowanlagen: Zollverein ca. 400.000 t, Rheinpreußen ca. 300.000 t, Oberhausen und Carl ca. 200.000 t. 1893/94 wurde parallel zu den Zeilen der Übertagesanlagen, aber jenseits des Zechenbahnhofes, eine Kokerei gebaut, die 1896 erweitert und mit einer Nebenproduktenanlage ausgestattet wurde.

Die mangelhafte Bewetterung der Grubenbaue veranlaßte das Oberbergamt Dortmund 1898 "zur genügenden Sicherung des Lebens und der Gesundheit der Bergleute" die Anlage eines zweiten Schachtes anzuordnen. Der Wetterschacht 2 (d= 4,5 m) wurde 1898 bis 1901 abgeteuft. 1903 ersetzte man das alte Pyramidengerüst über Schacht 1 durch eine zeitgemäßere Konstruktion und es entstand eine weitere Kohlenwäsche mit Separation. Osterfeld hatte zur Jahrhundertwende mit 2000 t die gleiche Tagesleistung wie die modernen Neugründungen jener Zeit:  Rheinpreußen 4 in Moers oder auch die spektakulären Neuanlagen der Harpener Bergbau-AG in Dortmund, die Zechen Preußen und Scharnhorst. Osterfeld wurde 1903 bis 1906 komplettiert durch den Wetterschacht 3, der einen erstaunlich weiten Durchmesser von 6,1 m erhielt. Ein umfangreiches Ausbauprogramm folgte in den Jahren um 1910: Verwaltungsgebäude, Kaue und Toranlage entstanden. Die Kokerei wurde erneuert und erhielt eine Benzolfabrik und eine Leuchtgasanlage, mit der schon vor dem 1. Weltkrieg die Gemeinden Sterkrade und Osterfeld mit Gas versorgt wurden. Die Ausdehnung der untertägigen Grubenbaue wird sinnfällig durch die 1913/14 abgeteufte und 1921-24 mit Bauten versehene Außen-schachtanlage Osterfeld 4.

Der Ausbau von Osterfeld in den Jahren vor und nach 1900 fällt in eine lebhafte Expansionsphase des GHH-Bergbaus, der im Rheinland Parallelen nur bei der Expansion des Thyssen-Bergbaus und der Zeche Rheinpreußen hatte. 1897 bis 1913 entstanden die GHH Zechen Sterkrade, Vondern und Jacobi, jeweils als Doppelschachtanlagen. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges förderten die GHH-Zechen über sechs Förderschächte 13.000 Tagestonnen, deckten damit den gesamten Bedarf des Unternehmens an Kohle und Koks und brachten zusätzlich noch erhebliche Mengen auf den Markt. Osterfeld hatte seinen Anteil an der Tagesförderung inzwischen auf 4000 t gesteigert. Die Zeche förderte schon 1905 knapp 1,0 Mio t und konnte sich bis zum Krieg noch auf 1,2 Mio t steigern. Bis in die 1930er Jahre wurde diese Marke nicht überschritten, nachdem die 1920er Jahre einen starken Leistungsabfall gebracht hatten.

Der Bau neuer Schachtanlagen und die enorme Steigerung der Förderung gingen einher mit einem sprunghaften Anstieg der Beschäftigtenzahl. Noch Anfang der 1880er Jahre waren auf den GHH-Zechen nur knapp 2000 Bergleute beschäftigt, deren Zahl sich im darauffolgenden Jahrzehnt etwa verdoppelte. In den 15 Jahren zwischen 1895 und 1910 verdreifachte sich die Zahl der Bergleute von 4000 auf etwa 12.000. Auf Osterfeld waren im Spitzenjahr 1910 allein 4844 Bergleute tätig.

Die Jahrzehnte um 1900 waren geprägt von einem intensiven Siedlungsbau, besonders für die Bergleute der Zeche Osterfeld. Von 684 Häusern in GHH-Siedlungen, wurden 181 Häuser der Zeche Osterfeld zugerechnet. Ein Teil dieser Häuser entstand als Erweiterung der Siedlung Eisenheim (= Eisenheim II) in den Jahren 1897-1903. Die Erweiterung wurde dort gegen den Protest der alteingesessenen Walzwerksmeister, die den Zuzug fremder Zechenarbeiter fürchteten, durchgeführt. Mit Stemmersberg entstand 1902 und 1904 die größte geschlossene Siedlungsanlage (1920 erweitert). Eine kleinere Siedlungsansatz war 1907 in der Tonderner Straße entstanden, die ebenfalls 1920 ausgedehnt wurde.

Die Siedlung am Birkenplatz 1921-22 und 1927/28 wird in Zusammenhang gebracht mit dem Ausbau der Kokerei Osterfeld, dürfte jedoch auch den auf Schacht 4 einfahrenden Bergleuten zur Unterkunft gedient haben. Die Siedlung wurde von Toni Schwingen entworfen, dem Architekten von Osterfeld 4.

Nachdem die Kokerei 1927/28 erneut vollständig umgebaut und mit neuen Koksofenbatterien versehen wurde, war die wichtigste Baumaßnahme zwischen den Kriegen der Ausbau von Osterfeld zur Großschachtanlage. Die GHH folgte damit den allgemeinen Rationalisierungstendenzen im deutschen Steinkohlenbergbau, die ganz auf Konzentration der Förderung und Stillegung kleiner Schachtanlagen ausgerichtet waren. Ziel der GHH war es, die gesamte Fördermenge des Jahres 1914 von 13.000 Tagestonnen zukünftig über nur noch zwei Förderschächte zu heben. Als Förderstandorte wurden die Zechen Jacobi (Abbruch im Juli 1979) und Osterfeld festgelegt; die anderen GHH-Zechen Sterkrade, Vondern und Oberhausen erhielten eine begrenzte Funktionsbestimmung: Bewetterung, Seilfahrt, Materialförderung. Oberhausen war schon 1931 stillgelegt worden, Sterkrade folgte 1932. Die Grubenfelder wurden Osterfeld zugeschlagen, so daß sich die Berechtsame der Zeche nun über 23,6 km2 erstreckten. Der Schacht Osterfeld 3 - bisher nur ausziehender Wetterschacht - wurde zum Förderschacht mit einer Kapazität von 7000 Tagestonnen ausgebaut. Zeche Osterfeld erlebte in den 1930er Jahren eine steile Aufwärtsentwicklung und brachte es 1939/40 auf eine Spitzenleistung von 8214 Tagestonnen, was einem Jahresausstoß von mehr als 2,1 Mio t Kohle entspricht.

Im Krieg erlitt Osterfeld 1943 und 1944 durch Bombentreffer erhebliche Schäden. 1944 wurde der Hauptförderschacht 3 mit zugehörigen Bauten völlig zerstört.

Nach 1945 konzentrierte man sich zunächst auf die Wiederherstellung von Schacht 3 unter Ausnutzung der neuesten technischen Entwicklung. Zugleich mit Gefäß- und Gestellförderung ausgestattet, sollte der Schacht eine Förderleistung von 8900 Tagestonnen erbringen. 1949/50 wurden Fördergerüst und zugehörige Bauten errichtet. Es folgte 1950-55 eine Erneuerung der Wäsche und parallel entstand auf dem Zechengelände ein 74 MW Kraftwerk.

schacht3
Paul-Reusch-Schacht.

Die alliierten Entflechtungsbemühungen nach dem Krieg hatten zur Folge, daß die Zechen Jacobi und Osterfeld aus der GHH 1952 ausgegliedert wurden und die selbständige Bergbau AG Neue Hoffnung bildeten. Wie in anderen Fällen blieb diese Entflechtung im Montanbereich eine Episode. 1959 erfolgte die Rückgliederung der Zechen in den GHH-Konzern.

Noch in die Zeit der eigenständigen Zechenverwaltung fallen Planung und Baubeginn für einen Förderturm über Schacht 1. Der Turm wurde 1957-59 ausgeführt und hatte eine Förderkapazität von 10.000 Tagestonnen. Nach Fertigstellung erreichte Osterfeld eine Leistung von gut 2 Mio t Kohle.

Eine zusätzliche Außenschachtanlage wurde 1962-68 in weit vorgerückter nördlicher Position durch den Nordschacht(auch: Wetterschacht Sterkrade Nord oder Schacht 8) geschaffen.

Das Baufeld Osterfeld umfaßte 1970 41 km2. Die Zeche erreichte 1981 ihre maximale Förderung mit 2,8 Mio t. Im Rahmen der Strukturkrise von Kohle und Stahl wurde Osterfeld 1991 stillgelegt. Das zum Zeitpunkt der Inventarisation noch vollständig erhaltene Bergwerk mit Kokerei wurde 1989/90 und Ende 1993 durch umfangreiche Abbrüche zur  Einbeziehung des Geländes in eine Landesgartenschau im denkmalwerten Bestand erheblich reduziert.

Totale
Aufnahme vom Zechengelände nach den Abbrüchen 1991-93

Osterfeld 1/2/3

Förderturm Schacht 1, 1957-59; Abbruch 1993, Statik: O. Luetkens
Der Turm mit einer Grundfläche von 16 x 20 m und einer Höhe über Rasenhängebank von 70 m war eine Stahlskelettkonstruktion mit Fassaden aus vorgehängten eloxierten Profilaluminiumblechen. Hinter den Blechen befand sich zur Wärmedämmung eine Ausmauerung mit Gasbeton­steinen. Der leicht zurückspringende Sockel war bis in eine Höhe von 6 m in einer Ziegelmauerung ausgeführt. Auf dem Dach erhob sich auf kurzen Stützen ein o,75 m nach außen überkragender Rundumgang montiert, der mit einem 1,1 m hohem Schutzgeländer ver­sehen war und damit dem Turm einen dachartigen Abschluß gab. Auf dem Umgang befand sich ein elektrisch betriebener Dachkran, mit dem über einen Ausleger und Korb die Fassade gereinigt werden konnte. Das gelbliche Aluminiumblech war dennoch überwiegend von Ruß und Staub geschwärzt.

An den Turm schloß sich eine Schachthalle (14,5 x 18 m) an. Turm und Schachthalle waren fensterlos ausgebildet und damit von kompromißlos kubischer Qualität. Die an diesem Bauwerk erstmals in Deutschland im Industriebau und Bergbau verwendeten Aluminiumbleche verringerten das Gewicht des Turmes (28 t gegenüber 1000 t einer traditionellen Stahlfachwerkfassade), brachten eine wesentliche Verkürzung der Montagezeiten und eine Senkung der Unterhaltskosten, da Korrosionsprobleme nicht zu erwarten waren. Der Turm war ein wichtiges Pionierbauwerk des Industriebaus.

Ausstattung: Im Turm befanden sich neun Bühnen in Stahlbetonkonstruktion: vier Magazinbühnen, Trafo-, Schalt-, Ablenkscheiben- und Gleichrichter-, Brems- und Maschinenbühne. Auf der Maschinenbühne stand eine Elektrofördermaschine. Der Gleichstrommotor von der AEG hatte eine Leistung von 4400 kW, Fördergeschwindigkeit 15 m/s. Auf der Treibscheibe waren vier Seile für Vier­seilförde­rung aufgelegt. Der Motor ermöglichte eine Förderung von der 7. Sohle = 1200 m (1981 als Haupt­fördersohle eingerichtet) mit 20 t Fördergefäßen. Über den Gefäßen befanden sich je noch zwei Seilfahrtsetagen, die für Wagenförderung und Seilfahrt genutzt werden konnten.

Fördergerüst Paul-Reusch-Schacht, 1949/50
Deutsches Strebengerüst der Bauart Dörnen 2 in Kastenbauweise (Nietkonstruktion) für Doppelförderung mit vier nebeneinanderliegenden Seilscheiben. Das Gerüst hat bis zur Seilscheibenbühne eine Höhe von 46,0 m, bis zur Kranbahn 53,0 m. Die Streben haben einen kastenförmigen Querschnitt, der jedoch nicht vollständig geschlossen ist, sondern zum Führungsgerüst nur durch Stegbleche in regelmäßigen Abständen vervollständigt wird. Zwischen den Streben befindet sich zur Aussteifung K-Fachwerk,  in Vollwandbauweise. Die Seilscheiben haben Durchmesser von 7,5 m. Über den Seilscheiben erhebt sich der Aufbau für eine Kranbahn zur Auswechslung der Seilscheiben.

Das Führungsgerüst steht auf Schachtträgern (h= 1,8 m), die knapp unterhalb der Rasenhängebank angeordnet sind. Das Führungsgerüst ist ausgesteift mit K-Fachwerk. Die Seilscheibenbühne wird durch umlaufende Stahltreppen und -laufgänge erschlossen.
 
Auf den äußeren Trägern der Seilscheibenbühne befanden sich in großen Lettern Inschriften, die durch unter­schiedliche Abwitterungsspuren noch annähernd kenntlich sind: Zeche Osterfeld. Paul Reusch-Schacht. 1950 mit zwischengefügtem Firmenzeichen der GHH.

Schachthalle und Separation, 1949/50; Abbruch 1993
Schachthalle und Separation waren zwei direkt aufeinanderfolgende, kubusförmige Baukörper mit einer inneren Stahlkonstruktion aus vollwandigen Zweigelenkrahmen und vorgehängten Fachwerkaußenwänden. Durch die Streben des Fördergerüstes hindurch ragte aus der Schachthalle heraus ein in Stahlfachwerk konstruiertes Brückenbauwerk für die Rückstößeranlage. Die Stahlfachwerkwände hatten hochrechteckige Gefache. Die Hängebank der Schachthalle, das Obergeschoß der Separation und die Brücke für die Rückstößeranlage wurden durch Fensterbänder, die Rasenhängebank über große Fensterflächen, mit schmal-hochrechteckiger Sprossenteilung belichtet.

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Schnitt durch Schachthalle und Separation

Ausstattung: In der Schachthalle dienten über der Rasen­hängebank drei Bühnen als Zugang der Mannschaften zu den dreietagigen Förderkörben. Die Hängebank war für Gefäßförderung in den beiden westlichen Trumen und Gestellförderung in den beiden östlichen Trumen eingerichtet. Aus den 10 t fassenden Förder­gefäßen ge­langte das Fördergut über eine Entladetasche auf ein Austrageband, das die Kohle zu der Klassiertrommel und den Stückkohlensieben förderte. Auf der Hängebank wurden die 3000 l Großraumwagen über Kreiselwipper entleert und gelangten über die beiden Rückstößeranlagen wieder zum Schacht zurück. Die Ausstattung mit Gleisanlagen, Leitständen, Kreiselwippern war nahezu unverändert aus der Bauzeit erhalten. Die Stückkoh­lensiebe waren allerdings in jüngerer Zeit erneuert worden.

Fördermaschinenhaus, 1949/50; Abbruch 1993, Arch. Blätter
Backsteinhalle über Sockelgeschoß mit flachgeneigtem Satteldach. In der fensterlosen Südfassade befanden sich nur die Schlitze für die Förderseile. Die anderen Fassaden waren mit Fensterbändern ausgestattet, deren Metallsprossen schlank-hochrechteckige Felder bildeten. Im Nordgiebel als Inschrift: 1950 mit Firmenzeichen der GHH.

Ausstattung: Östliche Förderung ursprünglich mit einer Zwillings-Dampffördermaschine der GHH-Sterkrade von 1927. Die Maschine war zum Zeitpunkt der Erfassung bereits ausgebaut. Teile der Maschine wurden im Rheinischen Industriemuseum/Oberhausen eingelagert.

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Fördermaschine von 1944. Foto 1991

Westliche Förderung mit einer Zwillings-Dampffördermaschine der GHH-Sterkrade von 1944. Die Maschine wurde zuletzt unter Erhaltung aller wesentlichen Teile durch einen Elektromotor betrieben, der im benachbarten Raum (östliche Förderung) aufgestellt war und über eine Achse mit der Treibscheibe verbunden war.

Wäsche, 1950-56; Abbruch 1993, Arch. Blätter
Auf einem massiven Unterbau aus Fundamentrippenplatte, Stahlbetonstützen und Bunkern für das Siebgut, erhob sich ein reich durchfensterter Stahlfachwerkbau mit tragenden Zweigelenkrahmen. Die Stahlfachwerkwände hatten liegende Gefachfelder. Eine große, umlaufende Belichtungsfläche, mit Metallsprossen in schlank-hochrechteckige Felder unterteilt, belichtete die zentrale Setzmaschinenhalle. Über dieser Fensterfläche waren horizontale Fensterbänder für die übrigen Bühnen angeordnet. Auf der vorgelagerten Dachfläche befanden sich die Eindicker.

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Kohlenwäsche. Foto 1993

Ausstattung: Das Konzept der maschinellen Ausstattung wurde 1951 von der Firma Schüchtermann & Kremmer-Baum geliefert. Das Fördergut gelangte zunächst in einen Rohkohlenturm mit 3.500 t Fassungsvermögen. In einer hohen Halle mit seitlich eingefügten Bühnen standen bis zuletzt in zwei Reihen die Setzmaschinen aus der Bauzeit: 2 x Grobkorn, 3 x Feinkorn und 1 x Nachwäsche. Die Wäsche hatte eine Durchsatzleistung von 900 t in der Stunde und konnte bei 18-stündigem Betrieb 16.200 t Kohle verarbeiten.

Schmiede und Schlosserei, um 1893/1902; Abbruch 1993
Dreischiffige Backsteinhalle mit Rundbogenfenstern. Die östliche Halle mit Satteldach war ursprünglich Pferde­stall und die westliche Halle mit tonnenförmigem Dach, die alte Schmiede. Die Mittelhalle wurde in gleicher Form wie die alte Schmiede 1902 eingefügt. Fassadengliederung der Hallen mit Wandvorlagen und Klötzchenfriesen unter Taufen und Ortgängen. Halbstein­starke Überfangbögen über den Rundbogenfenstern.

schmiede
Schmiede und Schlosserei, Foto 1990

Ausstattung: In der Mittelhalle stand ein mit Preßluft betriebener Hammer von 1893 mit einem Fallgewicht von 150 kg. Hersteller: Werkzeugmaschinenfabrik Breuer, Schumacher & Co. Kalk bei Köln.

Kaue und Lampenstube, 1911/1912; 1949; Abbruch 1993
Zweigeschossiger Backsteinbau mit Satteldach. Die Kaue war zum Zeitpunkt der Erfassung an drei Fassadenseiten durch Bauten aus jüngerer Zeit eingefaßt. Die freilie­gende zehnachsige Trauffassade war gegliedert durch Wandvorlagen, die sich auf Kämpferhöhe der Obergeschoßfenster zu Stützpfei­lern aufweiteten. Die korbbogigen Fensteröffnungen waren ursprünglich mit Backsteinpfeilern (je zwei pro Fenster) und einem massiven Riegel aus Kunststein unterteilt. Zwischen Pfeilern und Riegel saßen engsprossige Metallfenster. Das System der Fensterteilung fand sich wieder in der Gliederung der Brüstungen durch eingetiefte Wandfelder. Gekehltes, leicht vorkragendes Trauf­gesims aus Kunststein.

Die Kaue war für 5000 Bergleute berechnet. Sie enthielt auch die Lampenstube. Die neue Lampenstube wurde 1949 (Arch. Toni Schwingen) als dreigeschossiger Backsteinbau der nördlichen Trauffassade vorgelagert. Um 1960 wurde die Kaue für Werkstätten umgebaut und die großen Fenster zugemauert.

Verwaltungsgebäude, um 1912
Zweigeschossiger Backsteinbau mit 5 : 10 Achsen. Der östliche Gebäudeteil ist mit einem Krüppelwalmdach gedeckt. Die Rundbogenfenster im Erdgeschoß und Seg­mentbogenfenster im Obergeschoß sind mit rustizierten Schlußsteinen bekrönt. Rustizierte Eck- und Wandvorlagen. Im fünfachsigen Ostgiebel rahmen die doppelten Wandvorlagen die Mittelachse, in der sich der Hauptzugang mit einer vorgesetzten Säulenarchitektur befindet. Die Wandvorlagen tragen eine halbrunde Übergiebelung, in der sich ursprünglich eine Uhr befand. Die ganze Mittelachse war verputzt. In den Trauffassaden wird das Motiv der rundbogigen Übergiebelung über rustizierten Wandvorlagen aufgegriffen. In der südlichen Trauffassade befindet sich neben dem übergiebelten Mittelfeld ein aufwendig gestalteter, rundbogiger Zugang mit Adlerrelief im Schlußstein und begleitenden Voluten. Im Inneren erstreckt sich hinter dem Hauptzugang ein Mittelflur mit den Schaltfenstern der Steiger und Betriebsbeamten.

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Verwaltung, Foto 1990

verwaltung
Verwaltung. Foto 1995

Torhäuser, 1913
Die beiden gleichartig ausgebildeten eingeschossigen Backsteinbauten mit Walmdächern sind in einer Flucht errichtet und bilden mit ihren sich gegenüber­liegenden Schmalseiten die Toranlage. In den Vorderfassaden werden beide Gebäude durch dreiachsige, übergiebelte Risalite mit ionischer Pilasterordnung gegliedert. Im Architravbalken des linken Mittelrisalits Inschrift: Zeche Osterfeld 1912. In den Giebelfeldern jeweils vermauerte Lünettfenster. Zum Zechentor öffneten sich beide Torhäuser mit rundbogigen Arkadengängen (der linke Gang zugemauert).

Im östlichen Torhaus war Pförtner, Markenkontrolle, sowie Speise- und Aufenthaltsraum für die Tagesarbei­ter untergebracht. Das westliche Torhaus war das Sani­tätsgebäude, vermutlich mit Totenzimmer.

Im Anschluß an die Torhäuser wird das Zechengelände durch eine Backsteinmauer eingefaßt.

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Torhäuser. Foto 1991

Kokerei Osterfeld
Von der ausgedehnten Kokereianlage waren zum Zeitpunkt der Erfassung nach vorherigen Abbrüchen nur noch wenige Relikte erhalten. Als Teil der zum Komplex Osterfeld gehörenden Gesamtanlage, aber auch als aussagekräftige Einzelbauwerke, wurde die erhaltene Koksofenbatterie mit Kohlenturm und die Benzolfabrik als denkmalwert eingestuft.

Koksofenbatterie, 1971-73; Abbruch 1990, Hersteller: Fa. Didier-Kellog/Essen
Von den zwei Batterien mit je 48 Öfen war 1990 noch eine Batterie mit Kokskohleturm erhalten.

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Koksöfen mit Ausdrückmaschine. Foto 1991

Die von Didier gelieferten Batterien waren mit Unterbrenneröfen ausgestattet. Die Beheizung erfolgte also nach dem von Otto entwickelten Prinzip mit einem Düsenkeller unter den Regeneratoren. Die Regeneratoren waren im unteren Teil aus Kastengittersteinen, darüber aus Silikasteinen gemauert. Den Regeneratoren vorgelagert waren die Meistergänge mit den Abhitzeventilen in Stahlfachwerkbauweise.

Die Großraumöfen mit einer erstmalig erreichten Höhe von 7,0 m hatten eine mittlere Kammerbreite von 0,45 m und eine Länge von 16,5 m. Die Öfen verdeutlichten mit ihren Abmessungen den bis heute anhaltenden Entwicklungsgang zu immer größeren Abmessungen beim Bau der Ofenkammern, um mit einem Brennvorgang möglichst viel Koks zu erzeugen. Osterfeld war technologisch das Bindeglied zwischen den 6,0 m Öfen der Kokerei Nordstern (1928) und der Kokerei Zollverein (1959-61) und den späteren - bis 8,0 m hohen - Öfen im Krupp-Mannesmann Hüttenwerk Duisburg-Huckingen (1985) und bei der Kokerei Kaiserstuhl in Dortmund (1993).

Eine Besonderheit der Kokerei Osterfeld war der selbstfahrende Behälterwagen, mit dem der glühende Koks zum Löschturm gefahren wurde. Üblich waren und sind Behälterwagen, die von kleinen Elektroloks gezogen werden.

Zwischen den beiden Batterien stand der 47,7 m hohe Kohleturm aus Stahlbeton mit 1000 t Fassungsvermögen.

Benzolfabrik, 1937/38; Abbruch 1990, Arch. Fritz Sonnen
Annähernd kubusförmiger Backsteinbau mit Zeltdach und Laterne. Schlank-hochrechteckige Fenster mit mittig angeordneten Querbalken aus Beton und Metall­sprossen, die die Öffnungen in schmale, liegende Formate für die Scheiben teilten. Das knapp vorkragende Traufgesims und die Halterungen für die genau an die Gebäudeecken gesetzten Fallrohre waren ebenfalls aus Kunststein. Der Zugang zum Gebäude erfolgte mittig an den sich gegenüberliegenden Breitseiten über Freitreppen, die zu Doppeltüren führten. Inschrift im Traufbe­reich: 1937 mit Firmenzeichen der GHH.

Der Architekt Fritz Sonnen war Leiter der Bauabteilung der GHH.

Gekürzter und für das Internet bearbeiteter Text.
Gedruckt mit allen Anmerkungen und Quellenangaben in: Walter Buschmann: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenrevier.
Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. Gebr. Mann Verlag Berlin 1998

Literatur
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Bol­lerey, Franziska/ Hartmann, Kristina: Siedlungen aus dem Reg.-Bez. Düsseldorf, o.J., o.O. (Essen 1985)

Büchner, Fritz: 125 Jahre Geschichte der Gutehoffnungshütte 1810-1935, Oberhausen 1935

Der Bergbau der Hüttenwerke Oberhausen AG (HOAG), Essen 1961

Eich, Matthias: Die Gutehoffnungshütte. Aktienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb, Oberhausen 1910

Fettweis, Günter B./Ossenbühl, Herbert/ Wild, Hans Walter: Die Entwicklung der Zeche Osterfeld zu einem neuzeitlichen Verbundbergwerk, in: Glückauf 103, 1967, S. 1-17

Führer durch die rheinisch-westfälische Bergwerks-Industrie. Mit zahlreichen Situationsplänen, Profilen, graphischen Darstellungen und einer Übersichtskarte. W. Forschpieper (Hg.), Oberhausen1880

Gutehoffnungshütte. Aktienverein für Bergbau- und Hüttenbetrieb Oberhausen. Bericht aus Anlaß ihres 25-jährigen Bestehens 1873-1898, Düsseldorf o.J. (1898)

Gerhard Gebhardt, Ruhrbergbau. Geschichte, Aufbau und Verflechtung seiner Gesellschaften und Organisationen, Essen 1957

Günter, Roland: Oberhausen (= Die Kunstdenkmäler des Rheinlandes, Bd. 22), Düsseldorf 1975

Hegermann, Günter/ Pinta, Hans: Steinkohlenbergwerk Osterfeld. 100 Jahre Förderung 1879-1979, Osterfeld 1979

Hermann, Wilhelm und Gertrude: Die alten Zechen an der Ruhr, Königstein/Taunus 3. Aufl. 1990

Huske, Joachim: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier, Bochum 1987

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