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baufoto
Foto aus der Bauzeit 1961/62.

 

 

 

 

propeller
Schiffspropeller aus Bronzelegierung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

leitrad
Propeller und Leitrad am Schiffsrumpf.

 

 

 

 

innen
Blick in die Halle mit Gießgruben

 


Objektführer / Köln

Köln_Schiffsschraubenfabrik Ostermann
Lichtstraße



Texte und Dokumente
Anette Essam: Schiffspropellerfabrik der Fa. Ostermann & Co in Köln-Ehrenfeld
"Tanz auf der Schraube" Studentenentwürfe RWTH Aachen am Lehr- und Forschungsgebiet Denkmalpflege SS 2009

luftbild
Ostermann-Gelände. Luftbild von Osten mit der erhaltenen Gießereihalle im Zentrum. Davor die Ofenhalle und am Grüner Weg die Verwaltung.

Anette Essam
Schiffspropellerfabrik der Fa. Ostermann & Co in Köln-Ehrenfeld

Lage
Das Gelände der ehemaligen Firma Ostermann & Co befindet sich in Ehrenfeld, dessen Bild im vorigen Jahrhundert noch von Industriebetrieben geprägt war. Ehrenfeld galt als eines der innovativsten Industriezentren Kölns. Auf dem Ostermanngelände stehen nur noch die Gießerei- und Schleifereihalle und ein Teil des Empfangsgebäudes; der Rest wurde abgerissen. Heute findet man den Parkplatz eines Discounters an der Stelle des ehemaligen Haupteingang „Grüner Weg 2-4“. Der Zugang zu den noch erhaltenen Fabrikationshallen führt nun über die Lichtstraße.

Geschichte
Die Firma Ostermann & Flüs wurde 1890 von dem Formermeister Gustav Ostermann und dem Kaufmann Wilhelm Flüs in Köln-Riehl gegründet. Anfänglich wurden hauptsächlich Lagerschalen für das Ausbesserungswerk der Reichsbahn in Nippes gegossen. Eines Tages erschien ein Schiffer mit einem Eisenpropeller, an dem ein Flügel abgebrochen war und bat, ihm einen neuen aus Bronze zu gießen. Da sich in Schifferkreisen bald herumsprach, dass Bronzepropeller besser waren als solche aus Eisen, entstand ein neuer Absatzmarkt.

Den ersten Schiffspropeller ließ der in Böhmen geborene Erfinder Josef Ressel 1827 patentieren. 1890 steckte die Propellerentwicklung also noch in den Kinderschuhen und bot Erfolgsmöglichkeiten. Es gelang der Firma Ostermann & Flüs damals als erstem Unternehmen Schleuderguss in großen Abmessungen herzustellen und sie war mit der Qualität dieser Erzeugnisse schnell bei den Kunden gut angesehen. 1915 wurden die Mendener Drahtwerke erworben. Hier produzierte man nach dem 2. Weltkrieg überwiegend Küchenherde. 1922 wurde die Firma Ostermann in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Ostermann & Flüs AG geriet im Prozeß „Munitionsraub aus dem Stammheimer Fort“ in die Schlagzeilen.

Auf Grund der schlechten Marktlage musste das Riehler Werk 1931 still gelegt werden.
Die Propellerproduktion wurde durch Gustavs Söhne Kurt und Hans Ostermann zunächst in
Köln-Bayenthal wieder aufgenommen. 1937 übernahm man die Produktionsstätte der Firma Wiedenbrück & Wilms „Grüner Weg 2-4“ in Ehrenfeld. Diese wurde nun zum Firmensitz. Heute wundert uns, in Anbetracht der zuletzt hergestellten Propeller für Ozeanriesen, diese Standortwahl in Köln-Ehrenfeld, weit weg vom Fluss.

transport_lichtstr.
Transport eines Leitrades auf der Lichtstraße-

Produziert wurden am Grünen Weg zunächst normaler Kundenguss und kleinere Propeller, wie man sie auf dem Rhein benötigte. Im Mai 44 wurde die Gießerei in Ehrenfeld vollständig zerstört, und die Fa. Ostermann & CO verlegte den Rest der Produktion nach Gartz a. d. Oder, wo allerdings nur Propeller für Schnellboote und Minensuchboote gefertigt wurden.

Nach Kriegsende wurde Gartz von den Russen demontiert. Heute findet man dort noch Reste eines Stahlbetonskeletts. In Ehrenfeld erhielt die Firma, nach der Entnazifizierung, durch die britische Militärregierung beim Wiederaufbau Unterstützung und konnte somit die Produktion schnell wieder beginnen. Erste Produkte, wie Waffeleisen, Lampenständer, vorwiegend Haushaltsgeräte, verließen
- oft im Tauschhandel - bald die Gießerei. In den 50er Jahren wurden die Schleppverbände auf dem Rhein aufgelöst und die Schleppkähne motorisiert. Dadurch entstand eine neue Nachfrage nach Schiffspropellern.

Das Firmengelände wurde 1952 mit dem Kauf des Grundstücks „Lichtstraße 25“ von den Erben der Familie Wahlen (einst Mitbegründer Ehrenfelds) vergrößert. Jetzt war man in der Lage, auch größere Propeller zu fertigen. 1961/62 wurde die noch bestehende Gießereihalle an der Lichtstraße errichtet. Geplant war, sie später bis zum „Grüner Weg“ zu verlängern, was aber nie realisiert wurde. Den Rohbau der Halle erstellten sechs Mann in damaliger Rekordzeit von drei Wochen. Jetzt war das Unternehmen in der Lage Propeller mit den größten Abmessungen herzustellen, die von da an jeden Monat die Halle verließen. 1963 goss Ostermann den Propeller für „Otto Hahn“ den ersten Atomfrachter, welcher aus 25t Bronze-Spezial-Metall mit einem Durchmesser von 6 Metern bestand.

baufoto
Foto aus der Bauzeit der Gießereihalle. 1961/62

Nach dem Konkurs der Hamburger Firma Theodor Zeise, 1979, die bis dahin Marktführer war, wurde Ostermann zum größten deutschen Propellerhersteller. Mit einem 30t Trommelofen und den beiden 30t und 45t Elektroöfen, war in der BRD erstmals der Guss von Schiffspropellern aus Bronzelegierung mit einem Gießgewicht bis zu 100t möglich. Die Position der Öfen befand sich unmittelbar neben der Halle, auf dem jetzigen Parkplatz des heutigen Aldi-Geländes. Das maximale Gießgewicht konnte jedoch nicht ausgeschöpft werden, da es die Kapazität der Kranbahn überstieg und es nicht möglich war die vorhandene Stahlbetonkonstruktion zu verstärken.

elektrooefen
Trommel- und Elektroofen im Ofenhaus.

propellerguss
Propellerguss in der Gießereihalle.

innen
Gießereihalle mit fertig gestellten Propeller.

In den 80er Jahren produzierte die Firma  „Leiträder“, eine Erfindung des Prof. Grim aus Hamburg, die von Ostermann verbessert patentiert wurde. Das Leitrad war hinter dem Propeller gelagert und wurde durch diesen angetrieben. Dadurch konnte entweder die Geschwindigkeit erhöht oder der Kraftstoffverbrauch um bis zu 15% gesenkt werden. Leider musste diese Entwicklung auf Grund technischer Probleme vom Markt genommen werden. Das verursachte bei Ostermann erhebliche Verluste. Deshalb und wegen der internationalen Schiffsbaukrise musste 1992 der Betrieb in Köln geschlossen werden. Hinzu kam, dass durch die Grenzöffnung Ost in den 90er Jahren erheblich billigere Konkurrenten auf den Markt drängten. 1992, kurz vor der Stilllegung produzierte man noch den zu dieser Zeit größten Propeller Deutschlands, mit einem Durchmesser von 10 m und einem Gewicht von 65t. Zur Zeit der Stilllegung 1992 beschäftigte Ostermann in Ehrenfeld noch ca.140 Menschen.

Nach dem Verkauf des Geländes wurden die Anlagen größtenteils abgerissen. Übrig geblieben sind ein Teil des Empfangsgebäudes, die Gießereihalle und die 1982 entstandene Schleifereihalle. Für die Flächen im östlichen Bereich erfolgte nach langem Hin und Her eine Umwidmung von Schwerindustrie zu Einzelhandel. Dieser Strukturwandel wurde abhängig gemacht von der Stilllegung des Nachbarn Vulkan. Erst nach dessen Schließung konnte die Stadt der Flächenumwidmung zustimmten.

Gießerei
Baujahr: 1962
Architekt: Hein Nöcker

Der nicht mehr existierende Fertigteilhersteller IMBAU baute die dreischiffige Kranbahnhalle 1952 in Rekordzeit von drei Wochen und sechs Mann auf.

aussenansicht
Ansicht Gießereihalle vom Grüner Weg.

Die IMBAU-Konstruktion besteht aus  Vieerendel-Stützen (90 x 70 cm). Konsolen tragen in zwei Ebenen Kranbahnträger für 30, 10, und 5t Krane. In 17 m Höhe ist die Dachkonstruktion aus 16 Meter langen freigespannten Dachträgern montiert. Das Konstruktionsraster der Seitenschiffe beträgt  8,5 x 6 m, die des Mittelschiffs 15 x 6 m. Hiermit wird eine Grundfläche von 32m x 80m überdeckt. Die Seitenschiffe sind zweigeschossig und haben eine Gesamthöhe von 13 Metern. Das Mittelschiff ist dagegen ein 17 m hoher Raum. Die Brutto-Geschossfläche beträgt 3.840 qm und die ganze Halle erzeugt ein Volumen von  40.000 cbm. Zwischen den Stützen befinden sich rote Ziegelausfachungen bzw. Fensteröffnungen. Die feststehende einfache Drahtverglasung in den Öffnungen wird von einer Rahmenkonstruktion aus Fertigbeton, mit quadratischer Gliederung von 1m x 1m, gehalten. Im oberen Teil des Mittelschiffs sorgt eine vertikal gegliederte Drahtverglasung für optimale Belichtung. Der Hallenboden besteht aus Beton in den, die für den Fertigungsprozess notwendigen Gussbecken, eingelassen sind.

Die Scheiben in den Öffnungen sind mittlerweile größtenteils schadhaft. Die Dachabdichtung ist undicht, Feuchtigkeit dringt ein. Der Boden ist an manchen Stellen aufgebrochen. Der überwiegende Teil der technischen Einbauten ist verschwunden und von den ehemals drei Abzugsschächten existiert nur noch einer. Altlasten verunreinigen den Boden und die Halle wartet nun seit 18 Jahren  auf eine angemessene Nach-Nutzung.

Die Zeit fordert ihren Tribut.

Quellen
-Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv; Nachlass der Firma Ostermann
-Günter Ostermann

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