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Helioshaus. Foto 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Leuchturm an der Eisenbahnstrecke Köln-Aachen, Foto 2007

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Werkshalle, um 1910

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Werkshalle. Foto 2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Werkshalle Helios/Rheinlandhalle. Durch Geschossdecke heute im EG Fahrradladen und im OG Fitnessstudio

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Werkshalle innen. Foto 2009

 

 

 

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Werkshalle, innen. Foto 2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Kölnische Zeitung 1924

Objektführer/ Köln

Köln_Helios
Venloer Strasse (Ehrenfeld)

Texte und Dokumente
Kurztext: Alexander Kierdorf
Mirko Schmücker: Die Helios AG in Köln-Ehrenfeld
Immo Mikloweit: Helios-Autos

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Werkshalle Helios mit Leuchtturm. Foto 2008

Kurztext
Die in den 1870er Jahren in der zeitweise selbständigen Industriestadt Ehrenfeld gegründete Fabrik für Elektrizitätsanlagen "Helios" gehörte am Jahrhundertende zu den experimentierfreudigsten Unternehmen dieser Art. Schon 1904 erlag "Der Helios" der Konkurrenz der Berliner elektrotechnischer Firmen. Man baute die ersten Wechselstromgeneratoren, Antriebe für elektrische Straßenbahnen und Leuchtfeuer. Als Symbol und zur Vorführung dieses Produktes errichtete man um 1895 einen Leuchtturm. Der Schaft trägt eine auf Konsolen auskragende Plattform, auf der sich bis zum Zweiten Weltkrieg ein "Versuchsleuchtfeuer" befand; 1996 wurde der Glaspavillon des Turms rekonstruiert. Neben dem markanten Leuchtturm sind vom "Helios", die riesige Werkshalle (1882), die heute verschiedenen Händlern als Ladenlokal dient, und das Verwaltungsgebäude mit einer eindrucksvollen Eisentreppe erhalten.

 

Miko Schmücker
Die Helios AG in Köln- Ehrenfeld

Entstehungsgeschichte
Im Jahre 1882 wurde in der damals noch eigenständigen Gemeinde Ehrenfeld die Fa. Berghausen & Cie. für Telegrafenbau gegründet. Bereits im darauf folgenden Jahr wurde sie in die Helios Aktiengesellschaft für elektrische Beleuchtung und Telegrafenbau umgewandelt.

Die Produktionsstätten des Helios befanden sich direkt neben der Gleistrasse Köln-Aachen in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Ehrenfeld. Nach der Erweiterung des Werkes um 1900, wurde das Firmengelände auf der Nordseite durch die Venloer Straße sowie durch die Heliosstraße auf der Südwestseite begrenzt. Durch die um 1900 entlang der Venloer Straße verlaufende Pferdebahnstrecke und die bereits erwähnte Nähe zur damals noch ebenerdig geführten Eisenbahn, boten sich dem Unternehmen hervorragende Verkehrs- und Transportanbindungen, was nicht zuletzt ausschlaggebend für die Wahl des Standortes Ehrenfeld war.
Das nach dem griechischen Sonnengott benannte Werk wuchs in den Pioniertagen der Elektrotechnik rasant, was dazu führte, dass die Zahl der Beschäftigten von 25 (1882) auf über 1000 (1900) anstieg. Inklusive der später gegründeten Tochtergesellschaften arbeiteten in der Blütezeit des Unternehmens weltweit bis zu 2300 Menschen für die Helios AG.

foto1910
Helioshaus und Leuchtturm von der Venloer Str. Um 1910


Produktion und Innovationen
Mit der ersten Internationalen Elektrizitäts-Ausstellung Europas im Jahr 1881 in Paris begann der Vormarsch der Elektrotechnik. Durch seine Erfindung, der mit Gaslicht betriebenen  Glühlampe, legte Thomas  Edison den Grundstein für eine in der Folgezeit schnell wachsende Industrie. Vorreiter auf diesem Gebiet war zunächst die 1883 gegründete Deutsche Edisongesellschaft für angewandte Elektrizität. Aus ihr ging vier Jahre später die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG) hervor. Das erfolgreiche Geschäftsmodell folgte einem einfachen Prinzip. AEG reichte die von den Kommunen erworbene Konzessionen an anderen Unternehmen weiter, gleichzeitig verpflichteten sich die neuen Konzessionsinhaber sämtliche Erzeugnisse von AEG zu beziehen.

Neben weiteren Konkurrenten kopierte auch die Kölner Helios AG diese Vorgehensweise und zwar so erfolgreich, dass das Unternehmen bereits im Jahr 1891 auf der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main die prestigeträchtigsten Ausstellungsflächen belegte. Die treibende und innovative Kraft des Helios war der leitende Ingenieur Coerper, der mit seinen praktischen Überlegungen ganz wesentlich zum steilen Aufstieg der Firma beitrug und für Nachdenklichkeit bei den Konkurrenten sorgte. Die Produktpalette umfasste das komplette Programm der elektrischen Beleuchtung jener Zeit. Das Hauptgeschäft bestand also zunächst in der Produktion und dem Vertrieb von Glüh- und Bogenlampen. In den Anfangsjahren lieferte Helios seine Erzeugnisse vor allem an Städte und Gemeinden in Westfalen und am Niederrhein.

Mit dem Pragmatiker Coerper an seiner Spitze entwickelte Helios in den Folgejahren eine Vielzahl technischer Neuerungen auf dem Gebiet der Elektrotechnik. So verließ 1884 die erste  Dampflichtmaschine die Werkshallen und als eine der ersten Städte erteilte Antwerpen den Auftrag, seine elektrische Zentralstation mit dieser Technik auszustatten. Das Fertigungsprogramm von Helios war in vielen Teilen bahnbrechend, in vielen eilte es der Konkurrenz voraus.

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Werkshalle mit 3-schiffigem Aufbau. Foto um 1910

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Werkshalle. Foto um 1910

Schnell machte sich Helios einen Namen auf dem Gebiet der Großmaschinen und spezialisierte sich zunehmend in diesem Betätigungsfeld. Doch die Rechnung ging zunächst nicht auf. Die Firma erhielt weitaus weniger Aufträge als erwartet und es gelang nur mit großer Mühe die Auslastung des Werkes sicherzustellen. Unter technischen Gesichtspunkten blieb der Helios jedoch das Maß der Dinge. Nach und nach stellten auch die großen Konkurrenten ihre Produktionen auf die Technik aus Köln um.

Eine zukunftsträchtige Entscheidung wurde 1885 mit dem Erwerb der wichtigsten Patente für das Wechselstromverteilungssystem getroffen. Coerper erkannte früh die Vorteile dieses neuartigen Verfahrens gegenüber dem bis dato gängigem Gleichstrom. In den folgenden Jahren entbrannte ein erbitterter Streit zwischen Coerper auf der einen und Edison und Siemens auf der anderen Seite, die weiterhin den Gleichstrom für die überlegene Technik hielten.

Helios versuchte durch praktische Umsetzungen die Kritiker zu überzeugen und es wurde schnell deutlich, dass sich der Gleichstrom als zuverlässiger und wirtschaftlicher erwies. Durch diese Erfolge in ihrer Entscheidung bestärkt erwarb das Unternehmen weitere Patente des Amerikaners Tesla und fühlte sich als alleiniger Rechteinhaber für Deutschland somit gut für die Zukunft gerüstet. Es folgte die Erweiterung der Betriebsanlagen in den Jahren 1894/95 im Zuge derer auch ein neues Verwaltungsgebäude errichtet wurde, das heute unter dem Namen Helioshaus bekannt ist.

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Helioshaus

Doch dann trat etwas ein womit Coerper nicht gerechnet hatte. Die Konkurrenten ignorierten die Patentrechte und produzierten ihrerseits auf der Grundlage von Teslas Ideen. Coerper klagte, verlor jedoch sämtliche Prozesse. Zum Wohle der Allgemeinheit wurden vom Gericht sämtliche Patente aufgehoben, wodurch der Helios nicht nur seinen technischen Vorsprung, sondern in der Folge auch viele Aufträge verlor.

Liquidation
Ende des 19 Jahrhunderts war die Nachfrage nach den Erzeugnissen der Elektroindustrie größer als deren Produktionskapazitäten. Noch schwerwiegender war jedoch das Problem der Finanzierung für neue und immer größere Projekte. Die Unternehmen benötigten dringend Kapital, welches nur durch eine Zusammenarbeit mit den Banken und durch die Ausgabe von Aktien und Schuldverschreibungen an die Bevölkerung zu beschaffen war.

So schnell der Aufstieg gekommen war so hart traf die Industrie auch die Krise nach der Jahrhundertwende, auf die eine große Konkurswelle folgte. Viele Firmen mussten aufgrund der leeren Auftragsbücher für immer schließen oder wurden von  Siemens und AEG gekauft.

Auch der Helios AG blieb dieses Schicksal nicht erspart. Um die benötigten Geldmittel zu beschaffen folgte zunächst eine Kapitalerhöhung der anderen und das Tempo in der die Aktien ausgegeben wurden stieg stetig. 1899 erwarb die Berliner Bank für elektrische Industrie ein großes Aktienpaket. Als die Bank kurz darauf in Schieflage geriet war damit auch das Ende der kurzen Firmengeschichte eingeläutet. Bereits 1904 stiegt die AEG in das Unternehmen ein aber nur um ein Jahr später schon mit der stückweisen Liquidation zu beginnen. Die endgültige Schließung des Werkes erfolgte 1930.

In Erinnerung geblieben aus diesen turbulenten Anfangsjahren der Elektroindustrie ist nur die Geschichte der „großen 2“ – Siemens und AEG. Jedoch zumindest baulich prägen bis heute Teile des einstiege Helioswerkes das Ehrenfelder Stadtbild.

Das Helioshaus
Das Im Zuge der Werkserweiterung 1894/95 erbaute Helioshaus war das ursprüngliche Verwaltungsgebäude. In den Jahren der  Liquidation wurde es an die Kölner Industrie Werke GmbH veräußert in deren Besitz es sich auch heute noch befindet.

Die klare und einfache Struktur der Grundrisse ließen Spielraum für viele Arten der Umnutzung. Durch diesen Umstand waren die Räumlichkeiten insbesondere bei Dienstleistern sehr gefragt. Heute ist das Haus an der Venloer Straße eine Adresse für Ärzte der unterschiedlichsten Fachrichtungen.

Von seiner Bausubstanz her weitestgehend erhalten, ist das Gebäude sowohl im Innen- sowie im Außenraum Zeugnis für die Handwerkskunst des 19 Jahrhunderts. Werksteingesimse, Rundbogenfenster und das teilweise in Ornamenten versetze Ziegelmauerwerk sind nur einige der zahlreichen Zierelemente innerhalb der Fassaden. Im Innenraum überrascht das Gebäude durch seine Großzügigkeit. Das Treppenhaus wird durch einen großen, alle Geschosse durchdringender Innenhof gebildet. Darüber thront, das wie durch ein Wunder im Krieg völlig unversehrt gebliebene Glasdach und versetzt die reichlich verzierten eisernen Treppen und Brüstungen ins rechte Licht.

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Helioshaus. Foto 2009

Abgesehen von der recht willkürlich wirkender Auswahl der Farben für Boden und Handläufen kann man die Umnutzung und Sanierung als sehr gelungen bezeichnen. Selbst der 2003 installierte Aufzug verfälscht nicht nachhaltig den Charakter und das Erscheinungsbild des Bauwerks.

Der Heliosturm
Eines der Betätigungsfelder des Helios war die Ausrüstung von Leuchttürmen. Um seine Produkte zu testen baute das Unternehmen eine Versuchsanlage auf dem Werksgelände. Bereits drei Jahre später beschloss man das Nützliche mit dem Praktischen zu verbinden. So entstand die Idee einer neuen, repräsentativerer Testanlage, die gleichzeitig Wahrzeichen für den Helios und den Stadtteil Ehrenfeld sein sollte – der Heliosturm.

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Der 44m hohe Turm liegt an der nordwestlichen Ecke der Werkshalle und thront auf einem quadratischen, 20m hohen Sockelgebäude. Auf dem aus rotem Backstein errichteten Schaft befindet sich die Plattform in der die eigentliche Versuchsanlage untergebracht war.

Das Gebäude, welches zu keiner Zeit tatsächlich die Funktion eines Leuchtfeuers übernahm, wurde nach dem Niedergang der Firma nicht weiter instand gehalten. Erst 1996 wurde der Turm teilweise saniert. Hierbei versuchte man das alte Lampenhaus durch eine möglichst originalgetreue Nachbildung zu ersetzen.

Heute ist das Bauwerk der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Einzig für Installationen von Lichtkünstlern oder für Hobbyfunker hat der Heliosturm noch einen praktischen Nutzen.

Der Turm leuchtet  als Wahr- und Erinnerungszeichen einer untergegangenen Industrie wieder mit einem schwachen Dauerlicht über Ehrenfeld.

Die Werkshalle
Die erste Werkstatt der Helios AG umfasste 1882 nur wenige Gebäude, deren Längsseite später die Querfront der in den folgenden Jahren erbauten Fabrikhalle bildete.

Fertig gestellt wurde selbige im Jahr 1885 und hatte den für eine Produktionshalle typischen Aufbau. Ein längsgerichtetes, eingeschossiges Mittelschiff flankiert von zwei niedrigeren, zweigeschossigen Seitenschiffen. Aufgrund der enormen Breite des Hauptschiffes bedurfte es einer zusätzlichen Reihe von Stahlfachwerkstützen in der Hallenmitte.

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Werkshalle um 1900 mit Leuchtturm


Die Dachkonstruktion bestand aus einem in Stahl ausgeführten Strebenfachwerk welches durch Zugstäbe ergänzt wurde. Glasbänder, die sich über die komplette Hallenlänge erstreckten, sorgten für eine ausreichende natürliche Belichtung. Auch die komplette Stützkonstruktion erfolgte in Stahlbauweise.
Die in drei Geschosse gegliederte Außenfassade bestand aus einfachem, vermutlich rotem Ziegelmauerwerk. Vertikal gegliedert wurde sie durch eine Vielzahl kleiner Risalite, die in einer regelmäßigen Folge angeordnet waren und wahrscheinlich das innere Stützenraster abbildeten. Große, im ersten Obergeschoss als Rundbogen ausgeführte Fenster gewährleisteten die Belichtung der Seitenschiffe.
Wie bereits erwähnt setzte Helios in Deutschland im Bereich der Elektrotechnik Maßstäbe. Ihre Überlegenheit ergab sich jedoch nicht nur durch ihr technisches Know-how sondern nicht zuletzt durch ihre für jene Zeit revolutionäre Produktionsweise.  Als eine der ersten Firmen überhaupt arbeitet man in der Werkshalle des Helios nach dem Prinzip der fordistischen Produktion, aus der sich die heute bekannte Fließbandarbeit entwickelte. Auf diese Weise war es dem Unternehmen möglich, seine Maschinen schneller, platzsparender und somit letztlich auch kostengünstiger herzustellen.

Zudem verfolgte Helios die Strategie die eigenen Neuentwicklungen in den laufenden Montagebetrieb zu integrieren. Auf diese Weise entstand ein sich wechselseitig begünstigendes System. Fehler wurden frühzeitig erkannt und behoben, Veränderungen wurden auf ihre Praxistauglichkeit getestet und gleichzeitig optimierte sich kontinuierlich die firmeneigen Produktion. So kam es, dass in der großen Montagehalle der erste elektrisch betriebene Kran Europas in Betrieb genommen wurde.

In der Haupthalle waren neben einer Dreherei, eine Schreinerei  und mechanischen Werkstätten vor allem Bereiche für die Montage von Großmaschinen eingerichtet.  Die Großserienfertigung von elektrischen Bau- und Apparateteilen war in den Seitenschiffen angesiedelt.

Rheinlandhalle
Nach der Liquidation des Betriebes erfuhr die ehemalige Werkshalle eine recht wechselhafte Geschichte. Ab 1911 wurde sie vom Automobilbauer Arthur Delfosse übernommen, der hier Motoren fertigen ließ. 1927 ereilte jedoch auch diese Firma der Konkurs. Delfosse, als großer Fan des Radsports bekannt, entschied sich innerhalb des  Gebäudes eine Radrennbahn zu errichten. Bereits 1928 eröffnete diese und wurde von nun an zum Austragungsort des Kölner 6-Tage-Rennens. Der Betrieb der Bahn erwies sich jedoch als wenig lukrativ und so endet auch dieses Unterfangen nur wenige Jahre später.

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Rheinlandhalle, 1928


Im Krieg wurde die Halle schwer beschädigt – die Radrennbahn sogar vollständig zerstört. In den Nachkriegsjahren wurde sie übergangsweise von der  Deutschen Bundesbahn als Kraftwagenbetriebshalle genutzt. 1951 mietete ein Unternehmer Teilbereiche des Gebäudes und eröffnete den ersten Supermarkt Kölns. Nach umfangreichen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen haben sich gegenwärtig zwei Möbelhäuser, ein Fahrradmarkt sowie ein Fitnessstudio in den Rheinlandhallen angesiedelt.

Im Rahmen der Umnutzung sind gravierende Eingriffe im Erscheinungsbild und im Raumgefüge der einstigen Werkshalle vorgenommen worden. Im Bereich des ursprünglichen Mittelschiffes wurde eine Geschossplatte eingezogen, so dass nun das Gebäude durchgängige zwei Geschosse aufweist. Insbesondere im Erdgeschoss ist von der ursprünglichen Struktur nichts mehr ablesbar.

Sämtliche Teile der stählernen Konstruktionen sind entfernt und durch Betonstützen und Unterzüge ersetzt worden. Zu den Seitenschiffen hin ist der komplette Verkaufsraum durch eine Leichtbauweise aus Rigips verkleidet und erzeugt somit einen recht  nüchternen wirkenden Raum, der nicht auch nur ansatzweise eine Ahnung zulässt, wofür er ursprünglich errichtet wurde.

Im darüber befindlichen Fitnessstudio ist der ursprüngliche Charakter der Halle ebenfalls sehr verfremdet worden, wenngleich auch weniger ausgeprägt. Eine klare Differenzierung zwischen Seiten- und Haupthalle ist nicht mehr wirklich ablesbar. Immerhin ist hier die historische Dachkonstruktion sichtbar wobei nicht abschließend geklärt werden konnte ob es sich hierbei um die  Originalsubstanz oder um eine Rekonstruktion handelt. Die Oberlichter und die Dacheindeckung sind natürlich nicht im Originalzustand erhalten geblieben sind.

In dem an den Heliosturm angrenzenden Teil der Halle befinden sich die beiden Möbelgeschäfte. Um trotz der Lage im Hinterhof recht gut und weithin sichtbar zu sein, wurde als Blickfang ein sich deutlich von der Fassade absetzender Vorbau errichtet. Wenn auch aus gestalterischer Sicht fragwürdig so ist dieser Ergänzungsbau doch zumindest so andersartig in punkto Material und Konstruktion, dass der Betrachter sehr gut zwischen alt und neu differenzieren kann. Zudem scheint der recht leichte, mit Holzlamellen verkleidete Anbau vollständig reversibel zu sein.

Die Verkaufsflächen der Möbelgeschäfte sind die einzig verbliebenen Bereiche im gesamten Gebäude, in denen sich die ursprüngliche Dimension wenigstens noch erahnen  lässt. Auch die Konstruktion des Daches und die langen Glasbändern sind hier noch am besten einzusehen und zu verstehen. Nichts desto trotz wird auch in diesem Teil der Halle das historische Raumgefüge durch die fortlaufende Geschossplatte nachhaltig und entscheidend verfälscht.

Die Richtung Heliosturm weisende Giebelseite bildet den Abschluss des Innenraumes. Zwar mittlerweile als Blindfassade ausgebildet, vermittelt sie dennoch einen guten Eindruck davon, wie einst die stählerne Halle an den dahinter befindlichen Ziegelbau angegliedert wurde. Zu erwähnen gilt es noch, dass im gesamten Fassadenbereich der Möbelgeschäfte die Fenster nicht nur in Bauart und Anzahl erhalten wurden sondern sich bis heute weitestgehend im Originalzustand befinden. Unterhalb der Geschäfte befindet sich die dazugehörigen Warenausgabe, die von der Heliosstraße angefahren werden kann, sowie die Lagerflächen und Werkstätten, die von der Rückseite erschlossen werden.

Inwieweit die Bausubstanz der Fassade erhalten oder vielleicht doch großflächig ersetzt wurde, lässt sich nur schwer beurteilen. Zumindest die Struktur gekennzeichnet durch die Geschossigkeit, Fenster und die vertikale Gliederung, wurde gewahrt. Details wie die Mauerwerksfarbe, Ziegeltyp und Fugenbild verschwinden hinter einer Putz- und  Farbschicht.

Fazit
Aus rein denkmalpflegerischer Sicht kann man die Umnutzung und die in diesem Rahmen vollzogenen Umbaumaßnahmen wohl nicht wirklich als gelungen bezeichnen. Unter dem, aus unternehmerischer Sicht nachvollziehbarem, Wunsch nach mehr Mietflächen hat der Schutz des Industriedenkmals stark gelitten. Insbesondere die hinzugefügte Geschossplatte macht es unmöglich die ursprüngliche Struktur im Gebäudeinneren ablesen zu können. In vielen Bereichen verschmelzen die Seitentrakte mit der früheren Haupthalle. Jedoch ist genau diese Unterteilung charakteristisch für Hallen jener Zeit und Bauart.

Auch der Umgang mit der Fassade ist zumindest fragwürdig. Die glatte, weiße und recht steril wirkende Oberfläche auf der zur Venloer Straße orientierten Gebäudeseite erinnert nicht mehr an eine alte Werkshalle.
Abschließend muss man wohl feststellen, dass die Rheinlandhalle nicht das erste und leider wohl auch nicht das letzte  Industriedenkmal ist, das „Opfer“ seiner eigenen Größe wird. Für ein Bauwerk in einer so recht zentralen Lage und mit dieser Größenordnung wird es immer schwierig bleiben Nutzungen zu finden, die ohne wesentliche Eingriffe auskommen. In vielen Fällen werden solche Objekte eben erst dann für Investoren interessant, wenn wie hier geschehen, die Mietflächen möglichst optimiert werden.

Literaturverzeichnis
Hübschmann, Werner:  Helios – ein frühes Großunternehmen der deutschen Elektrotechnik .  Technische Aspekte, in: Elektrotechnik im Wandel der Zeit (Geschichte der Elektrotechnik, Bd. 1)
Wanner, Eckhardt: Der Helios, in: Die Bank 3/1991
Wessel, H.A.: Aufstieg und Fall des Helios. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Elektroindustrie, in: Elektrotechnik im Wandel der Zeit (Geschichte der Elektrotechnik, Bd. 1)


Immo Mikloweit
Helios-Autos

Chronik
1.) 1903 bis 1906 Helios Lastkraftwagenbau
2.) 1924-1926 Helios Kleinwagen
3.) 1898-1930?(periodisch) Delfosse Motorrad-, Flugzeug- & Motorenbau

Helios ist der Sonnengott in der griechischen Mythologie. Der Name "Helios" bezog sich auf das ursprüngliche Elektrizitätsunternehmen. Das kreisrunde Markenzeichen zeigte eine hälftige, strahlende Sonne als Symbol der Energiequelle des Lebens, den Markennamen "Helios" und die unterstreichenden Worte "Automobilbau AG - Köln". Neben Helios in Schweden (1901 bis 1902) und Helios in der Schweiz (1906 bis 1907) gab es auch die Kölner Helios AG. Die Helios Electricitäts AG war neben Siemens, Halske und Schuckert eines der führendsten Elektrounternehmen Deutschlands. Dort fand nach Werksangaben 700 Beschäftigte Arbeit und Brot. Als Aktienkapital waren 43 Millionen Mark vorhanden! Zum Beispiel hatte Helios den Wechselstrommotor für die Hafendrehbrücke am Malakoffturm (Schokoladenmuseum) geliefert, der mit 8 PS Leistung die drei - Zylinderpumpen für die Drehvorrichtung antrieb. Diese Drehbrücke ist heute noch in Betrieb und heute ein Industriedenkmal. Die Elektrofabrik Helios übernahm 1903 die Patente und Fabrikationsunterlagen der Firma Rudolf Hagen und fertigte neben Personenwagen die ehemaligen Hagen-Modelle. Der Schwinghebel-LKW wurde jedoch nicht mehr ins Programm aufgenommen. Fahrzeuge mit zwei Zylindern und zehn PS, sowie mit vier Zylinder und 20 oder 40 PS standen nun in der Fertigung. Daneben erschienen Omnibusse und Straßenbahnwagen mit elektrischem Antrieb. Lizenzen zum Bau von Fahrzeugen wurden nach England und nach Frankreich vergeben. Technische Daten der Helios Lastkraftwagen:

Typ                    SP         Zyl.  PS Gewicht
6to                     1903     4           30
MW3a 3to          1903     2           8/10      3000
MW3b 3to          1903     4           16/20    3200
MW6a 6to          1903     4           16/20    4000
MW6b 6to          1903     4           30/40    4300

Lizenzen zum Bau der Fahrzeuge wurde nach Frankreich und nach England vergeben. Da das Unternehmen stets ohne Gewinn arbeitete, wurde die reguläre Fertigung im Jahre 1906 eingestellt. Am 19. November 1907 berichtete die Kölnische Zeitung über die ordentliche Generalversammlung der Helios Elektricitäts - Aktiengesellschaft in Liquidation: "unsere Gesellschaft findet am Donnerstag, den 12. Dezember 1907, vormittags 11h im Zivilcasino zu Köln, Augustinerplatz 7, mit folgender Tagesordnung statt:

1.Geschäftsbericht der Liquidatoren; Vorlegung der Bilanz mit Gewinn - und Verlustrechnung zum 30. Juni 1907; Prüfungsbericht des Aufsichtsrats.
 2. Genehmigung der Bilanz nebst Gewinn - und Verlustrechnung.
3. Erteilung der Entlastung an die Liquidatoren und den Aufsichtsrat.
4. Verminderung der Zahl der Liquidatoren.
5. Ermächtigung zur Mitwirkung bei der Reorganisation der St. Petersburger Gesellschaft für elektrische Anlagen.
6. Wahl von Mitgliedern des Aufsichtsrats. Köln, den 16. November 1907, die Liquidatoren.

Für Jahre stand die Helios AG in Liquidation und wurde erst 1917 aufgelöst. Die Fabrikgebäude des Helios waren bei dessen Liquidation im Jahre 1905 in den Besitz der Kölner Industriewerke GmbH übergegangen, die darin eine Eisengießerei und Maschinenfabrik betrieb und hauptsächlich Werkzeugmaschinen herstellte.

Helios Automobilbau AG  1924 bis 1926 Köln - Ehrenfeld
Im Jahre 1923 wurde die Helios Automobilbau AG von den Kölner Industriewerken und der Delfosse - Motorenfabrik (ab1912) von Arthur Delfosse gegründet. Man plante hier "die Herstellung von Automobilen eines Einheitstyps nach dem in der amerikanischen Automobilindustrie gewöhnlichen Fabrikationssystem". Infolgedessen warb man mit Aussagen wie: "der gediegene Kleinwagen, das ideale Verkehrsmittel, für Stadt und Land" und ferner: kein Rennsportwagen, kein Spielzeug, kein umgebautes Motorrad keine verkleinerte Nachahmung eines schweren Wagens; sondern: selbstständige, zweckentsprechende Konstruktion mit Wasserkühlung, Cardan-Getriebe, solidem Chassisrahmen; ohne Kette, ohne Drahtseil. daher: sparsamster Verbrauch von Benzin Öl und Gummi, Herstellung in großen Serien nach den Plänen und unter Mitarbeit allererster Fachleute mit jahrzehntelangen Erfahrungen, unter Verwendung des allerbesten Rohmaterials auf erstklassigen Spezialmaschinen. In allen Einzelheiten genaue und vollendete Qualitätsarbeit. deshalb: absolute Gediegenheit und Zuverlässigkeit bei einem „äußerst billigen Preise von komplett 2950 Mark ab Werk. In diesem relativ geringem Preis war bereits die Luxussteuer ebenso enthalten, wie Reserverad, 5 - fach Bereifung, elektrischer Lichtanlage, Hupe, Windschutzscheibe, Verdeck, Nummernschilder, Werkzeugtasche.

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Chassis des Helios-Kleinwagens

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Kabrio auf Helios-Stander mit nach hinten verlegtem Auspufftopf. Quelle: U. Kubisch Archiv Mikloweit

Es existierten zwei Motorvarianten:

  • Typ H2) Der wassergekühlte mit 972 ccm Viertakt-Immendingen-Motors mit 2,5 Steuer-PS/ 9PS; sowie einem elektrischen Anlasser.
  • Typ H3) Kontramotor (das war die frühere Bezeichnung für den Boxermotor): Viertakt, Zwei Zylinder, 60 mm Bohrung, 90 mm Hub,  1,95 Steuer - PS, Leistung 8 PS.

Andere Quellen sprechen von einem Blockmotor, dieses ist nach der Skizzenansicht auch nachvollziehbar.

Der Motor hat Dreipunktaufhängung und ist mit dem Getriebekasten in einem Block vereinigt. Alle Teile sind gegeneinander auswechselbar. Kühlung: Thermosyphon- Wasserkühlung Zündung: Hochspannungsmagnet (Fabrikat Bosch) Vergaser: Pallas, Solex oder andere erstklassige Fabrikate Schmierung: Automatische Umlaufschmierung Beleuchtung: Elektrische Dynamobeleuchtung Kupplung: Große Konuskupplung, betätigt durch Fußpedal Getriebe: vier Geschwindigkeiten, drei Vorwärts -, 1 Rückwärtsgang Schaltung: Kugelschaltung direkt auf dem Getriebe (Innen - Schaltung) Bremsen: Hand - und Fußbremse (Innenbackenbremse, staubdicht gekapselt) Handbremse feststellbar, Kraftübertragung: durch Kardan – Getriebe, Federung: Vorne und hinten kräftige, viertelelliptische Auslegefedern, Rahmen:  U - Profil aus Stahlblech, Vorderachse: mit feststehenden Naben (D.R.G.M. angemeldet) Achsschenkel drehbar gelagert. Räder: abnehmbare Scheibenräder aus Stahlblech 26 X 3 für Ballonreifen. Spurweite: 1100 mm;  Radstand: 2200 mm, Höchstgeschwindigkeit: je nach Motor 50 oder 60 km pro Stunde, Brennstoffverbrauch: je nach Motor 3 oder 3,5 kg pro 100 km Gesamtlänge des Wagens: circa 3000 mm, Gesamtbreite circa 1200 mm, Gesamthöhe einschließlich Schutzscheibe circa 1500 mm, Die Unterbringung des Wagens erfordert daher kaum mehr Raum als ein Motorrad mit Beiwagen. Gewicht: je nach Motor und Karosse offen 350 oder geschlossen 380 kg. Natürlich wurde der zweisitzige Helios auch als Kabrio mit Seitentür angeboten. Es blieb aber bei der Tandem - Sitzanordnung. Aber auch eine geschlossene Karosserievariante mit quergeteilter Windschutzscheibe, wo die obere zur Lüftung klappbar war, wurde angeboten. Den Vertrieb der Kölner Helios Kleinwagen übernahm zunächst die Gemeinschaft Deutscher Automobilfabriken(Brennabor, Hansa Lloyd, NAG.

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Kölnische Zeitung 1925

In der Kölnischen Zeitung Nr. 174 vom 7.3.1925 warb man wie folgt:
"Das Kleinauto für Jedermann! Wir eröffnen heute unsere Verkaufsstelle Ecke Aachener und Brabanter Straße. wir liefern: den billigsten deutschen Mehrzylinderwagen“.

In gleicher Zeitung wurde ein Telegramm  veröffentlicht: Auch ein erster Preis für Helios mit dem Fahrer W. Stein aus Bamberg am 2. Mai 1926. Folgende Städtevertretungen wurden in vorstehender Werbung benannt: Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Kiel, Breslau, Bamberg und Lohne. Am 8. Juli 1926 wurde sogar mit reduziertem Preis  vom R.M. 2.150 geworben und gleichzeitig stellte man noch einige Vertretungen in Aussicht. Es existierte eine Liste, herausgegeben vom Reichsverband der Automobilindustrie und vom Deutschen Automobil-Händlerverband mit Angabe des Hubraums von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, welche bereits vor dem 1.4.1928 zugelassen waren: Hiernach existierte noch ein Typ "H 4" mit 4-Steuer-PS und 16 PS-Nutzleistung; Ferner ein "H 1 D" mit 6-Steuer-PS und 32 PS-Nutzleistung; Letztendlich noch ein "H 1" mit 8-Steuer-PS und 36 PS Nutzleistung. über diese Fahrzeuge liegen jedoch weiter keine Erkenntnisse vor.

Das vorgenommene Ziel wurde jedoch nicht erreicht, bereits 1927 wurde die Firma im Handelsregister gelöscht. Die Kölner Industriewerke, welche in den letzten Jahren keine eigene Fabrikation betrieben hatten, stellten 1930 ihre Zahlungen ein.

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