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aussen_1992
Verwaltungsgebäude von 1896 und Silo von 1938. Foto 1992

 

 

getreideeinfülltrichter
Fassade zur Hafenseite mit Getreideienfülltrichter und Rohr für die pneumatische Sauganlage. Foto 1992

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Objektführer / Düsseldorf

Düsseldorf_Fa. Paul Lamers
Speditionsstr. 11-13

Texte und Dokumente
Walter Buschmann: Fa. Paul Lamers, Düsseldorf
Ralf Herkrath: Fa. Lammers, Speditionsstr. 11-13

Kurztext
Schon 1896 kurz nach Einweihung des Düsseldorfer Hafens, stand auf dem Grundstück der Fa. Lamers ein im Krieg zerstörtes Speichergebäude. Das Bürohaus aus dieser Zeit ist erhalten geblieben. Der denkmalwerte Silo wurde 1938 erbaut. Das Silogebäude wurde für eine Büronutzung umgebaut. Im Erdgeschoss entstand eine Gastronomie. An der Stelle des ehemaligen Speichers wurde ein Hotel errichtet.

schaubild_1896
Schaubild des Düsseldorfer Handelshafens 1896. Links der Zollhof, rechts Speicher der Düsseldorfer Lagerhaus Gesellschaft GmbH

Walter Buschmann
Fa. Paul Lamers, Düsseldorf

Geschichte
Eines der ersten Gebäude im 1890 bis 1896 entstandenen Düsseldorfer Hafen war der Speicher der Düsseldorfer Lagerhaus Gesellschaft GmbH.  Nachdem der Bauantrag 1895 gestellt worden war, war der fünfgeschossige Backsteinbau zur feierlichen Hafeneinweihung am 30. Mai 1896 fertiggestellt und schmückt die zu, diesem Anlaß hergestellte Vogelschau auf den neuen Rheinhafen zu Düsseldorf (Stadtmuseum Düsseldorf). Neben dem Speicher war ein Büro- und Direktionsgebäude mit markantem Turmbau in, Formen der Deutschen Neu-Renaissance entstanden. Architekt des Speichers (und wohl auch des Verwaltungsbaus) war Franz Wulf. Der Speicher wurde im Krieg fast vollständig zerstört und 1945/1954 in Formen der Nachkriegszeit wiederaufgebaut. Das Büro- und Direktionsgebäude war schon 1942 durch Brand- und Sprengbomben im Dachbereich beschädigt und mit einem entstellenden Dachaufbau versehen worden.

Seit spätestens 1900 war die Niederrheinische Dampfschleppschiffahrts-Gesellschaft Eigentümer der Anlage und nutzte den Speicher als Getreidespeicher. Um 1935 übernahm Paul Lamers den Betrieb und stellte 1938 Bauantrag für einen neuen Speicher mit 6800 t Fassungsvermögen, der auf dem engen, schmalen Grundstücksstreifen zwischen den beiden Altbauten entstand.  Architekt war Dipl. -Ing. Walter Euler unter Beratung durch Oberbaurat Arnold Hellmuth. Die Pläne hatten der Bauberatungsstelle zur Zustimmung vorgelegen. Die Ausführung erfolgte durch die Fa. Beton- und Monierbau/Essen.

Der hochaufragende Baukörper ist noch ganz in der Formensprache der klassischen Moderne gestaltet. Die Betonkonstruktion für 27 Silozellen ist mit einem glatten Ziegelstein (schwarze Verfugung) verblendet. Der Baukörper ist zur Speditionsstraße fast völlig geschlossen als reiner Kubus ausgebildet und wird nur akzentuiert durch die kräftigen Gesimse, die das oberste, mit quadratischen Fenstern belichtete Geschoß (Reglerbühne) einrahmen. Mittig fährt in der Steinfassade eine Feuerleiter nach oben, die von Kragplatten auf Höhe der Gesimse eingefaßt wird.

Reicher gegliedert ist die zum Hafenbecken liegende Fassade. Sie wird turmartig überhöht und ist fünfachsig mit relativ kleinen Rechteckfenstern durchbrochen. Die größeren Fenster in der anderen Achse belichten das Treppenhaus. Alle Fenster sind mit Metallsprossen versehen.  Ein weit aus der Fassade herausragender Getreideeinfülltrichter ist in der Unteransicht durch ein in die Putzfläche eingearbeitetes Relief geschmückt.  Das Relief zeigt drei Hafenarbeiter, die von einem im Hafenbecken ankerndem Schiff über eine Planke Getreidesäcke zu einem Einfülltrichter schleppen, um sie dort zu entleeren.  Das Relief war schon im Entwurf von 1939 vorgesehen, wurde aber wohl erst nach dem Krieg ausgeführt.

Markant über dem Hafenbecken sich erhebend ist der Speicherbau von 1938 von Städtebaulicher BedeutungEr zeigt auch die seit den 1920er Jahren in Anlehnung an den amerikanischen Städtebau zu beobachtende Vorliebe für hochhausähnliche Bauweisen in Deutschland.

Architektur- und kulturgeschichtlich ist der Speicher ein interessantes Beispiel für die Kontinuität avantgardistischer Bauformen in der NS-Zeit. Der Industriebau war zumindest partiell von den zeitgenössisch gewollten Bestrebungen zu Monumentalismus und Regionalismus (Blut und Boden) befreit. Hier konnten weiterhin die rational-kubischen Formen der Bauhauszeit realisiert werden. Dementsprechend wurde im Bauantrag auch betont, daß der beabsichtigte Neubau ein Industriezweckbau sei, wodurch die gesamte Architektur einer entsprechenden Form unterliege (Stadtarchiv Düsseldorf, Bauakte VI 15465).  Interessanterweise war der Bau im genehmigten Entwurf aber noch als Putzbau geplant mit strafferer Zusammenfassung der Fenster zu horizontalen Bändern.  Ob der Wechsel zur Ziegelarchitektur durch staatliche Beratung erfolgte, ist ungewiß aber denkbar. Das Gebäude erscheint in diesem Zusammenhang als Dokument für die letztlich noch nicht abschließend beantwortete Frage über Kontinuität und Diskontinuität der klassischen Moderne in der NS-Zeit.

Schließlich ist das Gebäude bedeutend als Teil der Industriegeschichte und repräsentiert die spezifische Ausformung der Bauaufgabe Getreidespeicher. Interessant ist in diesem Zusammenhang die ursprünglich auf Kranbetrieb abgestimmte Architektur (GetreideeinfüIltrichter). Die Entladung der Schiffe wurde seit 1943 durch eine pneumatische Sauganlage in Stahlkonstruktion ausgeführt. Im Inneren ist die Elevatoranlage mit Verteilung des Getreides auf der Reglerbühne erhalten.

Ralf Herkrath
Fa. Lamers, Speditionsstraße 11-13


Das Grundstück mit einem Speicher-, einem Silo- und einem Bürogebäude der Firma Paul Lamers liegt auf der Landzunge entlang der Speditionsstraße zum Handelshafen hin orientiert. Paul Lamers erwarb das Grundstück 1935 von der Niederrheinischen Dampfschleppschiffahrts-Gesellschaft die seit 1900 Eigentümer der Anlage war. Das Bürogebäude und der Speicher sind jedoch schon 1895 bis 5/1896 von der Düsseldorfer Lagerhaus Gesellschaft GmbH errichtet worden. Nach der teilweisen Zerstörung im Krieg und dem Wiederaufbau 1945/1950 sind diese Gebäude laut gutachterlicher Stellungnahme des Rheinischen Amts für Denkmalpflege vom 15.08.1995 nicht denkmalwert.

lageplan_speditionsinsel
Landzunge mit Speditionsstraße und dem Specher der Düsseldorfer Lagerhaus-Gesellschaft. Lageplan 1896

Landzunge mit Speditionsstraße. Wettbewerb zum Umbau.

1938 stellte Paul Lamers einen Bauantrag die Baulücke zwischen Speicher- und Bürogebäude mit einem weiteren Silospeicher mit 6800t Fassungsvermögen zu bebauen. Der Architekt des Gebäudes war Walter Euler. Der Silospeicher Speditionsstraße 13 einschließlich der Eisenbahnstränge und der Verladeeinrichtungen wurde am 26.01.96 in die Denkmalliste eingetragen. Zum einen ist das hohe Gebäude von städtebaulicher Bedeutung für die Ansicht des Hafenbeckens Handelshafen., zum anderen ist das Gebäude als Beispielhafte Ausführung der Bauaufgabe Getreidespeicher ein Bedeutender Teil der Industriegeschichte (vgl. Gutachten, Rheinisches Amt für Denkmalpflege, 1508.95)

Nutzung der Silogebäude
Das Silogebäude besteht aus 27 unterschiedlich großen Silozellen. Die Silozellen erstrecken sich vom 1. bis zum 7. Obergeschoss. Das Erdgeschoss besitzt keine räumliche Unterteilung, es wird durch ein Tor auf der Seite der Speditionsstraße erschlossen. Zum Hafenbecken sind Verladetore angeordnet. Da der EG Fußboden 1,15 m über dem Geländeniveau liegt, kann von hier aus ebenerdig ein Eisenbahnwaggon beladen werden. Von der Decke des EG hängen die Ausläufe der Silozellen und ermöglichen so ein Abfüllen des Schüttgutes. Zwischen Hafenbecken und Silo Gebäude befinden sich die Verladeeinrichtungen und ein zweigleisiger Eisenbahnanschluss. Die Einladung eines Schüttguts erfolgte bis 1943 durch einen Kran, der die Ware durch einen an der Hafenfassade befindlichen Trichter im 3. OG zu den Elevatoren transportierte. Ab 1943 wurden die Schiffe durch eine pneumatische Sauganlage entladen. Die Elevatoren Übernahmen die vertikale Verteilung im Gebäude, sie befanden sich in den Räumen die in jedem Geschoss Hafenseitig vor dem Silopaket liegen. Hier befindet sich auch die vertikale Erschließung des Gebäudes. Über den Silos befinden sich drei weitere Geschosse, in denen wahrscheinlich die horizontale Verteilung in die einzelnen unterschiedlichen großen Silozellen stattfand.

Das 8. OG ist als Vollgeschoss ausgebildet. Das 9. und 10. Geschoss haben eine verringerte Breite und Länge und bilden zur Speditionsstraße und zum Hafenbecken einen einräumigen Dachaufsatz. Im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des Düsseldorfer Hafens an der Speditionsstraße 1997 sollte für die drei Gebäude der Firma Paul Lamers eine neue Nutzung gefunden werden. Das Speichergebäude von 1896, sowie sämtliche Nebengebäude (Toiletten, Schlosserei, etc.) wurden abgebrochen. Das Bürogebäude wurde, obwohl es nicht unter Denkmalschutz steht, erhalten. Das Silogebäude sollte unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten umgenutzt werden. Die Lösch- und Ladeanlagen sollen erhalten werden.

hafenbecken
Hafenbecken und Silogebäude während der Umbaumaßnahmen. Foto 2000

Auf dem Grundstück Speditionsstraße 11-13 entsteht ein Hotel ein Bürogebäude und Wohnfläche. Für das Hotel ist ein Neubau anstelle des alten Lagerhauses geplant, für das denkmalgeschützte Speichergebäude eine Büronutzung vorgesehen. Das Bürohaus soll in abgeschlossene Etagen unterteilt werden, die einzeln vermietet werden können. Diese Art der Umnutzung macht größere Veränderungen im Bestand nötig, da Raumbelichtung, Wärmeschutz und Raumdisposition eines Speichers nicht für eine Büronutzung geeignet sind.

Konstruktion
Die Silozellen des Speichergebäudes sind in Stahlbetonmassivbauweise ausgeführt worden, die Nebenräume davor, das EG und die Obergeschosse 8-10 bestehen aus einem Stahlbetonskelett.
Das Stahlbetonskelett und die Stahlbetonwände der Silos wurden mit einer Klinkervormauerschale verkleidet. Die Stützen des Stahlbetonskeletts stehen im EG immer auf einem Kreuzungspunkt von den Wänden der Silozellen. Das Stützraster hat in Ost-West Richtung einen Achsabstand von 8m. In Nord-Süd Richtung entsteht durch die verschieden großen Silozellen ein unterschiedlicher Achsabstand zwischen 4,9 bis 6m.

silozellen
Abbruch der Silozellen.

Die Forderung nach abgeschlossenen Etagen für Großraumbüros macht einen Abbruch der Silozellen nötig, um so in Anlehnung an die Geschosshöhen der Nebenräume einzelne Ebenen ausbilden zu können. Vom Silogebäude bleiben die drei Außenwände zur Speditionsstraße, zum Hafenbecken und zum alten Bürogebäude hin mit ihrer Klinkerfassade erhalten. Die Wand zum angebauten alten Speichergebäude wurde zur besseren Durchführung der Entkernungsmaßnahmen abgetragen. Die Wände des Dachaufbaus bleiben Kopfseitig sowohl an der Speditionsstraße als auch am Hafenbecken über 2 Achsen erhalten. Die beiden Aufbauten auf dem Dach wurden miteinander verbunden, um so noch mehr nutzbare Fläche zu erhalten. Die Konstruktion ist vom gegenüberliegenden Ufer des Hafenbeckens zu erkennen. Das Gebäudevolumen des Silos wird entscheidend verändert. Die funktionale Ausformung der Dachaufbauten bleibt durch die Verkleidung der Ergänzung mit Faserzementplatten ablesbar. An der Stelle des alten Speichers wird später ein 9-geschossiger Hotelneubau an das Silogebäude angebaut. Dabei erhält der Neubau ein Flachdach mit der Traufe auf Höhe des Firstes des alten Speichergebäudes.

Durch das vergrößerte Volumen des Anbaus wird das Erscheinungsbild des Silogebäudes stark verändert. Der Speicher verliert seine Dominanz und identitätsgebende Wirkung in der Ansicht der Speditionsstraße (Verstärkt durch weitere Bürohochhäuser an der Speditionsstraße). Die Klinkerfassaden sind laut Bauantrag vom 30.3.99 "vor Beschädigungen zu schützen". Die beim Entkernen statisch erforderlichen Abfang- und Stützkonstruktionen wurden durch temporär eingebaute Stahlkonstruktionen geleistet.

Die gesamte innere Ausstattung wurde entfernt. Nur 6 Siloköpfe im Erdgeschoss (Reihe zum alten Bürogebäude) werden erhalten und instand gesetzt. Die zu den Siloköpfen gehörenden Stützenreihen werden ebenfalls erhalten. Die neue Konstruktion wurde unabhängig in die Fassadenkulisse eingestellt ("Haus in Haus Prinzip"). Das hatte den Vorteil das die denkmalgeschützte Fassade nicht für Anknüpfungspunkte der neuen Deckenkonstruktion beschädigt werden mussten. Gleichzeitig konnte die Wärmedämmung als Innendämmung zwischen alter und neuer Konstruktion liegen. Die innenliegende Betonkonstruktion dient als Wärmespeicher (Kommentar siehe Fenster).

Die neuen Büroetagen bleiben Stützenfrei. Als Deckenauflager zur Verringerung der Stützweite dient ein Kern, der Nebenfunktionen, wie Trepperäume, WC und Abstellräume enthält. Da die Fassade aufgrund des Anbaus nur an drei Seiten den Innenraum belichten kann, befindet sich der Kern an der dunkelsten Stelle in der Mitte der Südwand. Der Kern wird U-förmig von belichteter Bürofläche umgeben.

Durch die Veränderung der inneren Struktur ist die ursprüngliche Konstruktionsart und die ursprüngliche Nutzung für den Betrachter nicht mehr zu erkennen. Die Grundlegende Gebäudeproportion (sehr schmal und hoch) als Resultat aus der Anordnung der Silozellen ist nicht mehr nachvollziehbar. Die funktionale Trennung zwischen Silozellen und den Nebenräumen (Lochfassade-geschlossene Fassade) für die Schüttgutverteilung ist durch die Großraumbüros vernichtet worden. Die erhaltenen Siloköpfe können über die Anzahl und die Verteilung der Silos nur wenig Auskunft geben. Sie stehen als Fragment im EG. Wären alle Siloköpfe erhalten geblieben wäre das Gebäude leichter verständlich gewesen.

Fassade
Die Mauerschale besteht aus Klinkern. Das Klinkerformat beträgt 24x12cm. Die Fugenbreite der Stoß- und Lagerfugen beträgt 1cm und wurde in schwarz gefärbten Zementmörtel ausgeführt. Die Fugen haben eine konkave Querschnittsform.

Die Fassade wurde im Blockverband gemauert (Läufer und Binderschichten wechseln sich ab).Die Vormauerschale ist durch Stahlmaueranker mit der Betonkonstruktion verbunden, im Erdgeschoss sind auch Vorsprünge in der Betonkonstruktion zu erkennen auf denen das Mauerwerk aufgelagert ist. Die auf dem Foto erkennbare Stahlverankerung könnte so von Vorsprung zu Vorsprung gespannt sein. An ihr kann man noch einzelne Maueranker erkennen. Die Klinkerfassade wurde durch ein Wasserdampfverfahren gereinigt. Deshalb ist der Substanzverlust am Mauerwerk gering und es können noch deutliche Alterungsspuren abgelesen werden. Dieses Verfahren bietet aber auch für den Reinigungsablauf auf der Baustelle Vorteile. Im Gegensatz zum Wasserstrahlverfahren muss das verschmutze Abwasser nicht mit komplizierten Vorrichtungen aufgefangen werden. Das Wasserdampfverfahren spart Arbeitszeit und Kosten und entspricht der denkmalpflegerischen Forderung nach einem möglichst geringen Substanzverlust. Die Stürze der Öffnungen in der Vormauerschale werden als Rollschichten ausgebildet.

ansicht_speditionsstrasse
Ansicht Speditionsstraße und Seitenfassade vor dem Umbau. Foto 1992

Durch die Umnutzung der Silos zu einer Büronutzung, musste eine natürliche Belichtung sichergestellt werden. Nur an der Fassade zum Hafenbecken war eine ausreichende Anzahl Fenster vorhanden, die jedoch für eine ausreichende Belichtung zu klein waren. Die Fassaden zur Speditionsstraße und zum alten Bürogebäude hatten vom 1.0G bis zum 7. OG aufgrund der Silos keine Fensteröffnungen.
Die vorhandenen Fenster wurden vergrößert und neue Fenster wurden in die Fassade eingeschnitten. Veränderungen der Fassaden im Einzelnen:

Fassade zur Hafenseite


  • die Tür im EG zur Treppe wird vom Öffnungsmaß den Verladetoren angeglichen
  • die Öffnungen vom 1. bis 7.0G werden breiter und höher
  • die Sprossenaufteilung der Fenster über dem Betongesims im 8. OG und der Fenster vor dem Treppenlauf wurde verändert. Die deutliche Unterscheidung der Treppenbelichtung von den übrigen Öffnungen entspricht nicht mehr der inneren Gliederung des Gebäudes. Der ursprüngliche Grund für die andere Fensterausbildung kann am umgenutzten Objekt nicht mehr nachvollzogen werden.
  • Der Einfülltrichter wurde während der Entkernung abgenommen, geschützt gelagert und nach den Abbruchmaßnahmen wieder an die selbe Stelle zurückgesetzt. Obwohl die Belichtung der 3 Büroetage behindert wird, ist die Erhaltung des Trichters sehr wichtig. Er ist eine der wenigen Stellen im umgenutzten Gebäude die eine Nutzung als Schüttgutsilo erkennen lassen Fassade zum alten Bürogebäude Einschneiden einer 8-achsigen Fassade in den Geschossen 1-7. Die Geschlossene Wand, die eine Silonutzung erkennbar macht und charakteristisch für das Gebäude ist wird durch eine Lochfassade ersetz die dem benachbarten abgerissenen Speicher gleicht. Nach der Umnutzung ist das Gebäude mit einem herkömmlichen Speichergebäude zu verwechseln.
  • Einschneiden großformatiger Öffnungen im EG. Der Blick auf die erhaltenen Siloausläufe wird freigegeben. Obwohl diese Öffnungen den Eindruck einer Verladeeinfahrt für Lkws erzeugen ist diese Maßnahme verständlich, da hier die einzigen Hinweise an den in ihrem Gesamtcharakter so stark veränderten Fassaden zur Speditionsstraße und zum alten Bürogebäude auf eine Silonutzung zu finden sind.

Fassade zur Speditionsstraße

  • Einschneiden einer 3-achsigen Fassade in den Geschossen 1-7 (geschlossene Wand wird Lochfassade s. o.) Die neuen Öffnungsbreiten orientieren sich nicht am Mauermaß und lassen durch die verstümmelten Steinformate an den Fensterlaibungen erkennen, dass die Öffnungen vergrößert oder Nachträglich eingeschnitten worden sind. Der Sturz der vergrößerten Fensteröffnungen wurde die Rollschicht der neuen Öffnungsbreite angepasst. Neueingeschnittene Öffnungen erhalten keine Rollschicht als Fenstersturz, der normale Mauerwerksverband wird fortgeführt. Der Sturz wird durch eine Stahlkonsole abgefangen, die auch an der fertigen Fassade deutlich sichtbar bleibt. Dazu müssen die zwei Reihen Klinker über der Sturzkante herausgenommen werden und nachher wieder auf die Konsole gesetzt werden. Die neue Verfugung mit schwarzen Zementmörtel ist kaum von der alten Verfugung zu unterscheiden Zerstörte Klinker sollen aus alten Material ersetzt werden. Durch die unterschiedlichen Sturzausbildungen kann man vorhandenen und neuen Öffnungen erkennen. Die Hinweise auf die Veränderung der Fassade sind hier sehr gering, man hätte, wenn eine Zerstörung der geschlossenen Klinkerfassade nötig war die neuen Öffnungen deutlicher kenntlich machen können (z.B. neue Öffnungen stemmen und Laibung und Sturz mit neuen Klinkern begradigen). Bei dieser Maßnahme wäre deutlich zu erkennen gewesen, dass die Fassade von einer geschlossenen Wand zu einer Lochfassade verändert worden wäre und es wären nicht so leicht falsche Rückschlüsse auf die ursprüngliche Funktion des Silogebäudes möglich. Bei flüchtiger Betrachtung ist die Fassade jetzt mit der Fassade eines konventionellen Lagergebäudes zu verwechseln.
  • Ergänzen der mittigen Toröffnung zu einer zu einer dreiachsigen Gliederung
  • Abbruch der Feuerleiter in der Achse der Fassade
  • neue Stahlbalkone im 8. und 9. Obergeschoss, da die alten Balkone in ihrer Standsicherheit gefährdet waren und nicht mehr instand gesetzt werden konnten.

Fenster
Die alten Fensteröffnungen bis zum 8. Obergeschoss waren durch ein Sprossenkreuz in vier Segmente geteilt. Die unteren beiden Segmente konnten geöffnet werden, der obere Teil war fest verglast. Rahmen und Sprossen bestanden aus Stahlwalzprofilen und waren mit Gussglas verglast (deshalb keine Durchsicht durch die Glasscheiben möglich) (Bild 14.1/Bild14.2). Die Fenster über dem Betongesims im 8.0G hatten nur zwei öffenbare Fensterflügel. Die Fensterebene lag in der Mitte der Laibung der Vormauerschale. Bei den neuen Fenstern wurde das Sprossenkreuz auf alle Öffnungen übertragen und die Walzprofile durch einen blauen Kunststoffrahmen mit Isolierverglasung ersetzt. Die Sprossen breite wurde auf 40mm begrenzt (= Breite Stahlprofil). Um keine Wärmebrücke zu bekommen, wurde die Fensterebene auf die Ebene der Innendämmung hinter die Vormauerschale zurückgesetzt. Irritierend ist die durch die Innendämmung und die Innenkonstruktion erhöhte Laibungstiefe der Fenster. Die neuen Fenster geben dem Silogebäude einen Neubauähnlichen Charakter. Den Wärmeschutz hätte man gerade bei einer so hohen Laibungstiefe auch durch 2 Fensterebenen gewährleisten können (Kastenfensterprinzip äußere Verglasung =Bestand). Eine Nische für den Heizkörper verändert die Innenansicht der Fensteröffnung. Im Innenraum ist die historische Bausubstanz wegen des Innenputzes nicht mehr ablesbar. Wenn die neue Nutzung einen Wärmeschutz erfordert kann man die Wärmedämmung nur außen oder innen anbringen, eine Wandansicht kann also nicht erhalten werden. Da im Innenraum durch die Entkernung sowieso keine Orginalsubstanz mehr vorhanden ist wurde hier mit der Innendämmung die richtige Alternative gewählt.

Bewertung
Das Objekt wurde aus zwei gründen in die Denkmalliste eingetragen. Zum einen sollte es als repräsentatives Gebäude der Bauaufgabe Getreidespeicher erhalten werden, zum anderen prägt es die Stadtansicht der Landzunge entlang der Speditionsstraße. Nach der Umnutzung ist die ursprüngliche Funktion des Gebäudes nur noch an Fragmenten zu erkennen.

Mit den durchgeführten Veränderungen wird das Gebäude der denkmalpflegerischen Forderung, Industriegeschichte zu erhalten und erklärbar zu machen nicht gerecht.

Die Hauptursache für Vernichtung der Originalsubstanz ist die aus denkmalpflegerischer Sicht falsche Umnutzung des Silogebäudes. Bei einer Nutzung nahe der ursprünglichen Funktion als Schüttgutlager hätte noch mehr denkmalwerte Substanz erhalten werden können. Eine andere Nutzung, die das Belichtungsproblem des Innenraum akzeptiert, z.B. als Archiv oder Museum, erscheint jedoch aufgrund der Raumdisposition der Betonröhren schwierig umzusetzen. Vor dem Hintergrund der Stadtentwickelung und dem hohen Investitionsdruck der auf den Objekten an der neuen Medienmeile liegt, ist die Büronutzung jedoch nachvollziehbar und der denkmalpflegerische Spielraum begrenzt. Vor dem Hintergrund des Umnutzungszwangs und den damit verbundenen tiefen Eingriffen in Konstruktion, Raumdisposition und Fassade, ist die Ablesbarkeit (z.B. Ergänzung des Dachaufbaus) der Veränderung des Gebäudes positiv zu sehen.

Städtebaulich gesehen vermindert sich die dominierende Wirkung des Gebäudes für den Hafen. Durch das Öffnen der Klinkerfassaden geht dem Bauwerk Masse und Monumentalität verloren. Die Hauptursache für die verlorene städtebauliche Wirkung ist die Höhe des angebauten Hotelgebäudes und die hohe Bebauung der Nachbargrundstücke.

Die Reste des Silogebäudes werden nicht im Sinne der Denkmalpflege erhalten. Sie entsprechen einer Architektur in einem Freizeitpark, die nur dazu dient der neu entstandenen Medienmeile Geschichte und Atmosphäre zu verleihen

Literatur
»Medienmeile Hafen Düsseldorf' (Bauten Projekte und Visionen), Wuppertal 1997
»Der Düsseldorfer Hafen" Wirtschaftspolitik und Stadtausbau in Wilhelminischer Zeit, Düsseldorf 1990
db/deutsche bauzeitung 134.Jahrgang, 2/2000, Stadtumbau"

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