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Haupteingang. Foto 1998

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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Haupteingang mit Uhr und Glocke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Objektführer / Wollroute

Vaals_Tuchmacherhaus Clermont
Von-Clermontplein 15

Texte und Dokumente
Walter Buschmann: Das Tuchmacherhaus Clermont
Carina Ramakers/Angie Müller: „SPERO INVIDIAM“. Auf den Spuren des Erbes der Familie von Clermont, Seminararbeit RWTH Aachen Lehrgebiet Denkmalpflege WS 2008/ 2009 3. Das Stammhaus Clermont

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Hofseite. Foto 1998

Walter Buschmann
Das Tuchmacherhaus Clermont

1761-65 Bau der Anlage nach Plänen des Architekten Joseph Moretti für den Tuchkaufmann Johann Arnold von Clermont. Die seit Jahrhunderten in Aachen ansässigen Clermonts gründeten ihre hohe gesellschaftliche Stellung und ihren Reichtum auf die Tuchherstellung. Esaias Clermont ließ sich 1698 in Burtscheid nieder. 1712 wurde der Hauptsitz der Firma nach Aachen, in die Franzstr. verlegt. Johann Arnold Clermont errang 1752 die Erhebung in den Adelsstand, baute sich zunächst 1754 ein eigenes Haus unweit des elterlichen Betriebes in Aachen, das jedoch schon bald durch Brand Schaden erlitt. Johann Arnold von Clermont erwarb daher 1761 den Edelsitz Vaalsbroich mit vielen zugehörigen Grundstücken im Dorf Vaals und baute auf einem dieser Grundstücke sein neues Stammhaus. Clermont konnte damit den Zunftzwängen und der religiösen Intoleranz Aachens entfliehen und die Standortvorteile von Vaals nutzen: Wasserreichtum, qualifiziertes Arbeitkräftepotential, günstige Steuerbedingungen, keine Zunftbeschränkungen. Zugleich bot der schloßähnliche Neubau dem neuadligen Clermont ein standesgemäßes Domizil.

Das Stammhaus war ursprünglich eine Vierflügelanlage aus zweigeschossigen Putzbauten mit Mansarddach. Im vierten Flügel im Osten der Anlage war die Färberei untergebracht. Dieser Färbereiflügel war wohl niedriger als die anschließenden Bauteile. Schon früh hatte Clermont 1776, also gut  ein Jahrzehnt nach Fertigstellung des Stammhauses eine neue Färberei bauen lassen. 1926 wurde der Färbereiflügel des Stammhauses abgebrochen, so daß seither der Komplex das Erscheinungsbild einer Dreiflügelanlage bietet.

Im überwiegend gleichförmigen Bild der Fassaden mit blausteinumrahmten Stichbogenfenstern sind die Mittelachsen des Süd- und Westflügels hervorgehoben. Im Westflügel ist mittig ein großes rundbogiges Tor angeordnet mit darüber liegenden Giebelfeldern im Dachbereich, die sowohl nach außen, wie nach innen zum Hof  Uhren tragen. Im Giebel zum Hof ist der aus heutiger Sicht merkwürdige Sinnspruch angebracht: spero invidiam = ich hoffe, beneidet zu werden. Über den Giebeln erhebt sich auf dem First des Mansarddaches ein Dachreiter mit Glocke - ein typisches Merkzeichen des anbrechenden Industriezeitalters, denn die Uhrzeit für Arbeitsbeginn und Arbeitsende mußte allen Arbeitern einheitlich angezeigt werden. Die Uhren erledigten dies optisch, die Glocke akustisch.

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Westflügel - Kontorflügel mit Haupteingang. Foto 1998

Der Südflügel ist nur nach außen hervorgehoben durch einen dreiachsigen, übergiebelten Mittelrisalit, in dem achsial der Haupteingang und darüber ein Balkon mit Fenstertüren angeordnet sind. Dieser Mittelrisalit zeigt die Lage der Wohn- und Repäsentationsräume der Familie von Clermont an, die sich bis in den Westflügel hinein erstreckten.

Im Nordflügel waren die Werkstatträume untergebracht. Er stand in enger funktionaler Verbindung zur Färberei im nicht mehr erhaltenen Ostflügel.

Durch Berichte und Pläne sind wir recht gut über die Produktion im Stammhaus Clermont unterrichtet. Wichtiger Teil der Anlage war eine Quelle, der sogenannte Gausprung im Südwesten des Hauses. Die Quelle speiste ein Graben- und Kanalsystem, das quer durch den Innenhof zur Färberei führte und zu den Spülbecken, die östlich vor der Färberei lagen. Hier wurde die Wolle gewaschen und anschließend auf  den Wiesen getrocknet. Die Wolle wurde dann zum Spinnen an die Bauern in Limburg verteilt. Die Bauern in Limburg galten als bessere Spinner als die Bauern im Herzogtum Jülich, da in Limburg Viehwirtschaft betrieben wurde und die Landbevölkerung daher geschickter mit dem Spinnrad umgehen konnte als im Jülichen, wo Ackerwirtschaft vorherrschte. Auch gewebt wurde nicht im Stammhaus, sondern bei den Webern in Vaals und Umgebung. Clermont beschäftigte insgesammt ca. 160 Weber. Die Tuche wurden dann in Walkmühlen gewalkt und kamen dann ins Stammhaus zur Appretur. Wie Scheibler war auch Clermont bekannt für die Qualität der gefärbten Tuche, besonders der scharlachroten und der grünen Tuche. Die gefärbten Tuche wurden auf Tuchrahmen auf den Wiesen um das Stammhaus getrocknet. Zur weiteren Appretur kamen die Stoffe in den Nordflügel des Stammhauses zum Rauhen und Scheren. Forster spricht 1792 in seinem Reisebericht von mehreren großen Zimmern, in dem die Scherer und Tuchbereiter saßen. Dies bestätigen historische Pläne und die bei den letzten Umbaumaßnahmen festgestellten Baubefunde. Nach dem Scheren wurden die Stoffe gepreßt und vermutlich im geräumigen Dach gelagert.

Soweit wir also im groben über die Fabrikation in Vaals informiert sind, gibt es dennoch zahlreiche offene Fragen. Mit Sicherheit war das Untergeschoß des Nordflügels in die Färberei einbezogen. Historische Pläne zeigen Bottiche in diesem Bereich und im Kellergeschoß sind zwei flache Becken im Fußboden erhalten. Ebenfalls erhalten sind zwei große, hohe Bassins, die nur von oben über schmale Klappen zugänglich waren und zur Speicherung von Wasser dienten. Die Bassins sind mit Tonnengewölben überwölbt und die Wände sind mit wasserdichten Natursteinen ausgemauert. Die alten Pläne zeigen auch, daß innerhalb der Flügel und zwar auch im Südflügel, also unter den Wohn- und Repräsentationsräumen Kanäle angeordnet waren. Diese Kanäle und die sehr großzügig bemessenen Kellerräume unter dem Südflügel lassen vermuten, daß auch hier ein Teil der Produktion stattfand.

Johann Arnold von Clermont starb 1795. Schon kurz zuvor hatte sein Sohn die Firma übernommen. Verschieden Umstände führten zu einem Niedergang des Unternehmens und 1829 wurde das Stammhaus verkauft an den Aachener Franz Ignaz Tyrell, der die Anlage weiterhin als Wohnhaus und Manufaktur nutzte. Bis in die 1970er Jahre wurde der Komplex als Gewerbe- und Wohnfläche genutzt. 1975-79 erfolgte der Umbau zum Rathaus der Gemeinde Vaals durch die Architektengruppe Mertens. Die Restaurierung erfolgte mit der den Niederländern eigenen Sensibilität für historische Bauten. Inzwischen ist der Raum den das alte Haus der Gemeindeverwaltung bietet zu eng geworden, so daß ein Anbau erwogen wird, der dort entstehen soll, wo einst bis 1926 der Färbereiflügel stand.    

Literatur:
van Agt, J. F.: Zuid-Limburg, Vaals, Wittem en Slenaken (=De Nederlandse Monumenten van d
Geschiediedenis en Kunst), ‘s-Gravenhage 1983

Calani-Hermans, Alexandra: Joseph Moretti. Bouwmeester tussen Rococo en Klassicisme, 1996 (unveröff. Typoskript, Lehrstb. Xm 70406

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein, von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich im April, Mai und Junius 1790, (Erstausgabe 1792) zit. nach der Ausgabe des Inselverlages Leipzig 1979

Liese, J.: Das klassische Aachen, I, Johann Arnold von Clermont(1728-1795), sein Geschlecht und sein Schaffen im „Vaalser Paradis“, Aachener Beiträge zur Heimatforschung 7, Aachen 1936

Liese, J.: Der Vaalser Tuchfabrikant Joh. Arnold von Clermont das Urbild des Weltbürgers in Goethes Epos „Hermann und Dorothea“, in: Heimatblätter des Landkreis Aachen 3, 1933, S. 3

Jacobi, H.: Beiträge zur Geschichte der Familie von Clermont, Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde V, 1926, S. 55ff und 103ff

 

Carina Ramakers/Angie Müller
„SPERO INVIDIAM“. Auf den Spuren des Erbes der Familie von Clermont

3. Das Stammhaus Clermont in Vaals
Im Zentrum von Vaals, nicht weit von der heutigen Hauptstraße entfernt, am „Clermontplein“
(Clermontplatz), liegt das Stammhaus.

Das Haus, nördlich am Platz gelegen, wurde auf der Süd- und Ostseite von einem großzügigen Garten mit Fischteich und Springbrunnen umrandet. Dieser Garten wurde von einer großen Mauer umfasst und schloss so das ganze Ensemble zusammen. An dieser Stelle befindet sich heute ein Platz namens Clermontplein.

Das Stammhaus wurde 1960 nach Plänen von Joseph Moretti in klassizistischem Stil erbaut.
Anhand von originalen Entwurfsplänen, die bei Nachfahren der Familie von Clermont in Paris gefunden wurden, lässt sich das damalige Erscheinungsbild der Anlage genau rekonstruieren. Diese Zeichnungen dienten auch als Grundlage für die Restauration des ehemaligen Fabrikgebäudes. Auf diesen Plänen ist gut erkennbar, dass J.A. von Clermont sich sehr stark in die Entwurfsphase mit eingebracht hatte. Viele Änderungen entsprechen nicht immer der kostengünstigsten Lösung und waren somit wahrscheinlich vom Bauherrn selbst erwünscht.

Das Stammhaus war ursprünglich eine Vierflügelanlage, die einen rechteckigen Innenhof mit Haupteingang auf der Südseite umschloss. Sie wurde als zweigeschossiger Ziegelbau mit verputzten Fassaden und einem Mansardendach aus Schiefer mit mehreren kleinen Dachgauben errichtet. Die schlichte Fassadengestaltung und die Stichbogenfenster mit Blausteinumrandung sind charakteristisch für die Bauten, die von Clermont durch Moretti errichten ließ.

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Innenhof mit Haupteingang und Glocke

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Innenhof

Der Bau des Stammhauses wurde maßgeblich durch die, für den Tuchherstellungsprozess wichtige, Wasserführung geprägt. Südwestlich des Baufeldes war ein eigener Brunnen vorhanden, der Gausprung. Dieser Brunnen lieferte genügend Wasser zur Versorgung des ganzen Wohnhauses und der Fabrik. Da das Wasser eine konstante Temperatur von 10°C besaß und frei von Kalk war, war es besonders gut für die Tuchmacherei geeignet. Vom Brunnen lief das Wasser über mehrere Kanäle und Gräben quer durch den Innenhof hin zu verschiedenen Wasch- und Sammelbecken in unterschiedlichen Gebäudeflügeln. Am wichtigsten waren hierbei der Ostflügel, der die Färberei beinhaltete und die Spülbecken vor dem Ostflügel, wo die Wolle gewaschen wurde, um sie dann auf der Wiese zum Trocknen auszulegen. Nachdem die Wolle getrocknet war, wurde sie zum Spinnen zu den Bauern ins Dorf gebracht. Dann wurde sie weiter an die Weber gegeben und schließlich zu den Walkmühlen gebracht. Zurück im Stammhaus wurden die Tücher gefärbt. Von Clermont war berühmt für sein schönes Grün und Scharlachrot. Zum Trocknen wurden die Tücher auf Spannrahmen auf den umliegenden Wiesen aufgestellt. Der letzte Bearbeitungsschritt erfolgte im Nordflügel, wo die Tücher geraut und geschoren wurden. Dann wurden sie gepresst und wahrscheinlich im Dach gelagert.

Die Gebäudeflügel lassen sich klar den Funktionen zuordnen. Der Westflügel war der Kantorflügel. Die Mittelachse dieses Flügels wird mittels eines großen Korbbogentores, mit darüber liegenden Giebelfeldern aus Blaustein betont. Die Torbreite von drei Jochen wird über Lisenen, ebenfalls aus Blaustein, über das zweite Geschoss bis an das Giebebelfeld hochgeführt. In den beiden Giebelfeldern befinden sich zwei Uhren. Neben diesem Tor wurden auf der Hofseite zwei kleinere Tore eingebracht, die den Hof mit zwei Nebenräumen verbanden. Diese wurden aber schon zu Zeiten von Clermonts wieder zugemauert und mit einer Tür und einem Fenster versehen. Mittig über dem großen Tor, auf dem First, saß ein Dachreiter mit Glocke.

Die Glocke sowie die Uhren, sind ein typisches Merkzeichen des Industriezeitalters. Sie zeigten den Arbeitern den Arbeitsbeginn und den Feierabend an. Zudem brachte J.A. von Clermont Sprüche auf den Giebelfeldern an. Auf der Außenseite steht: “spero invidiam”, “ich hoffe beneidet zu werden”, um sein geschäftliches Geschick und seinen Erfolg darzustellen.

Und auf der Innenseite: “nil volentibus arduum”, “Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg”, um seine Arbeiter davon zu überzeugen, dass alles durch harte Arbeit erreichbar ist.

Im Südflügel, welcher die Wohnräume beherbergte, wird die Mittelachse nur auf der außenliegenden Seite betont. Dies geschieht durch den mittig angeordneten Haupteingang mit darüber liegendem Balkon und Fenstertür im Roccoco- Stil. Dies wird hervorgehoben durch einen dreiachsigen, übergiebelten Mittelrisalit, auf welchem das Familienwappen abgebildet ist. Dieser Mittelrisalit zeigt die damalige Lage der Wohn- und Repräsentationsräume der Familie von Clermont an. Die Wohnräume ragten von hier aus bis in den Westflügel hinein.

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Wohnflügel

Der Nordflügel war für die Werkstatträume vorgesehen, die eng verbunden waren mit der Färberei im Ostflügel. Historische Pläne zeigen runde Bottiche im Untergeschoss des Nordflügels, was darauf schließen lässt, dass auch hier gefärbt wurde. Zudem sind zwei Becken im Fußboden und zwei große Wasserbassins erhalten. Im Nord- und Ostflügel waren die Räume viel offener gestaltet als in den anderen Flügeln. Jedoch war der Ostflügel viel einfacher und niedriger ausgebildet.

Nach dem Tod von Johann Arnold von Clermont und der Übernahme durch seine Söhne ging es dem Unternehmen nach und nach schlechter. Das Gebäude wurde 1829 an Franz Ignatius Joseph Tyrell verkauft. Auch er war ein Tuchfabrikant und das Gebäude blieb als Wohn- und Arbeitsraum erhalten. 1924, ein paar Generationen später, starb das letzte Mitglied der Familie Tyrell. Das Gebäude wurde wieder verkauft und verlor dadurch seine einheitliche Form. Drei verschiedene Käufer erwarben jeweils einen Teil des Gebäudes. Die Innenausstattung, sowie Tapeten und Möbel, wurden teilweise verkauft. 1926 wurde der Ostflügel, der zu einem früheren Zeitpunkt die Färberei beinhaltete, abgerissen. Das Gebäude wurde 1944 im südlichen Teil durch eine Granate geschädigt und später als Wohnkaserne um genutzt. Seit 1964 ist die Gemeinde wieder einziger Besitzer. Sie machte sofort die ersten Pläne für Restauration, die dann letztendlich 1975-1979 ausgeführt wurden

Denkmalpflege
Die Restauration wurde von der Gemeinde Vaals in Zusammenarbeit mit der Architektengruppe Sigmond aus Heerlen, dem Architekt J. Hendriks aus Maastricht und dem Bauunternehmer F.Coppes ebenfalls aus Maastricht, durchgeführt. Nach ausführlichen Studien der Originalpläne wurde versucht das Gebäude, unter Beachtung der neuen Nutzung als Rathaus, in den Ausgangszustand zurück zu versetzen. Es wurde jedoch davon abgesehen den vierten Flügel im Osten wieder aufzubauen. Um dennoch auf seine Existenz hinzuweisen, wurde seine Position im Pflaster des Innenhofes markiert.

Das Dach wurde komplett neu aufgebaut. Hierbei wurden verschiedene Dachgauben wieder neu eingeplant, da sie aus dem Dachbild verschwunden waren. Bei deren Rekonstruktion half, dass ihre Position noch deutlich in der Dachkonstruktion erkennbar war und ihr Aussehen durch Pläne dokumentiert war. Genau dies betraf auch den Dachreiter über dem Haupttor. Nur das hier das Aussehen nicht genau geklärt war, da es nur ein paar Skizzen von Moretti zur Rekonstruktion zur Verfügung standen. Wieder wurde durch die Dachkonstruktion klar, dass ein Dachreiter existiert hatte. In diesem Fall wurde der Entschluss gefasst eine schlichtere Variante von Morettis Skizze auf das Dach zu bauen. Schwierigkeiten gab es bei der Rekonstruktion der Farbe des Gebäudes. Zu Beginn war die Fassade aus rotem Ziegel mit weißen Fugen. Diese wurden jedoch durch J.A. von Clermont mit dem für seine Bauten charakteristischen sanften Gelbton überstrichen. Später erhielt das Gebäude einen weißen Anstrich. Hier stellte sich nun die Frage, welchen Anstrich man erhalten solle. Die Entscheidung fiel für den weißen Anstrich, da dieser seit dem 19. Jahrhundert auf den Bauten von Clermonts zu finden ist. Die sanft gelbe Farbe ist jedoch in einem Streifen zwischen Fassade und Dach aufgegriffen worden. Im Innenraum kam nach dem Rückbau nachträglich eingebauter Elemente wie zum Beispiel abgehängte Decken, neue Treppenhäuser und Nassräume, viel von der originalen Struktur zum Vorschein. Zwar war vieles beschädigt, doch es war ablesbar wie der alte Bestand aussah. Es wurden bis zu zwölf verschiedene Farbschichten aufgefunden. Außerdem wurde versucht die Innenausstattung von den Putzdecken bis zu den alten Möbeln zu rekonstruieren.

Zufallstreffer wie beim Aufbruch eines zugemauerten Kamins im heutigen „Braunen Zimmer“, haben zu einem originalgetreuen Wiederaufbau beigetragen. Hier wurden hinter den Ziegelsteinen ein vergoldeter, schmiedeeiserner Kamin und die dazugehörigen blauen Fliesen mit Blumenmuster aus dem 18. Jahrhundert aufgefunden. Im Kellergeschoss des Nordflügels wurde der Standort der verschiedenen Wasserbecken durch Fliesen markiert. Die Darstellung fehlender Elemente geschah somit im Hof, wie im Keller durch ähnliche Mittel.
 
Ein paar Kompromisse waren leider notwendig um die neue Funktion zu beherbergen. Zur Unterbringung des Ratssaales wurde beschlossen einen Teil des ersten Geschosses und den Dachboden zusammen zu fügen. Unten wurde der Konferenzraum realisiert und oben die öffentliche Tribüne. Hier stellte sich die Frage inwiefern man die alte Konstruktion darstellen sollte. Auch andere Räume wurden zusammen gefügt oder unterteilt, um bessere Arbeitsräume zu schaffen. Im Allgemeinen aber, sind alle Räume wieder in ihrem alten Glanz hergestellt worden.

Fazit
Das Stammhaus war über viele Jahrzehnte nicht nur eine wichtiger Bau für von Clermont, sondern auch für die Gemeinde Vaals. Durch seine Restauration hat dieses Gebäude letztendlich seinen ursprünglichen Glanz, sowie seine Wichtigkeit wiedererlangt.  Dies ist ein Beispiel dafür, wie ein Gebäude, das in seinen originalen Zustand zurückversetzt wurde, trotzdem als „modernes Gebäude“ funktioniert. Der ursprüngliche Zustand, der an manchen Stellen der neuen Funktion weichen musste, ist sachgemäß, wohlüberlegt und nuanciert rekonstruiert worden. Leider fehlt es für den Besucher ein wenig an Information, da gerade dieser feinfühlige Umgang mit alt und neu, die Geschichte ein wenig hinter der neuen Nutzung zurückstehen lässt. Elemente wie die Andeutung des vierten Flügels in der Pflasterung des Innenhofes sind vielleicht, wenn nicht darauf hingewiesen wird, zu subtil um wahrgenommen zu werden. Das dieses Gebäude nicht überall zugänglich ist, ist bedingt durch die neue Nutzung verständlich, jedoch für den Tourismus etwas einschränkend. Gerade ein so wichtiges Gebäude für die Vaalser Geschichte könnte noch besser erlebbar gemacht werden.

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