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Fördergerüst und Schachthalle.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Objektführer / Bergbau

 

Hängebank, Schachthalle und Separation

 

Schema
Fördermaschinenhaus, Fördergerüst mit Schachthalle und Separation

Walter Buschmann
Hängebank, Schachthalle und Separation

Bei den Schachthaus-, aber auch noch bei den frühen Malakowanlagen verließ die Kohle auf Bodenniveau also auf der Rasenhängebank, unmittelbar über dem Schachtmund, den Schacht. Historische Darstellungen des 19. Jahrhunderts verdeutlichen, daß die Kohle nach Verlassen der Schachthalle mühsam über schräge Rampen oder mit einfachen Aufzugsvorrichtungen wieder auf eine Ebene gebracht werden musste, von der sie dann in Eisenbahnwaggons oder Pferdefuhrwerke gestürzt werden konnte.

Anna
Zeche Anna des Cölner Bergwerks-Verein in Essen-Altenessen. Ladebühne zur Verladung der Kohle in Eisenbahnwaggons

Vermutlich mit der Eisenbahn als allgemein sich durchsetzendem Transportmittel für die Kohle wurden die Förderwagen auf höher liegendem Niveau aus den Fördergestellen abgezogen, um sie dann auf hochliegenden Gleisen zu den Ladebühnen transportieren zu können. Diese Ladebühnen setzten sich wohl erst Ende der 1850er Jahre durch. Sie konnten rechtwinklig auf die Schachtgebäude zuführen oder wurden parallel zu ihnen angelegt. Die Eisenbahngesellschaften verlangten als Mindesthöhe für diese Ladebühnen 4,8 Meter. Von den Ladebühnen war dann die notwendige Kipphöhe gegeben, um die Kohlewagen direkt in die Waggons entleeren zu können. Es wurden bereits Kopfwipper und später Kreiselwipper genutzt, die auf den Ladebühnen direkt über den Waggons aufgestellt waren. Eine wichtige Neuerung waren Ladetaschen entlang der Verladebühne, die als Speicher dienten und eine kontinuierliche Entladung der Förderwagen und eine rasche Beladung der Eisenbahnwaggons erlaubten.

Schon vor dem allgemeinen Aufkommen der Siebereianlagen hatte die Einrichtung hochliegender Hängebänke zur Folge, dass die Schachthäuser um ein ganzes Geschoß wachsen mussten. Der Weg zum Schachtturm war damit vorgezeichnet, zumal die Einführung der Gestellförderung große Geschoßhöhen für die Hängebänke forderte.

Mit Verlagerung der Hängebank ins Obergeschoß wurden in den Malakowanlagen auch die Dampffördermaschinen auf diese Ebene verlegt. Der Fördermaschinist erhielt damit die Möglichkeit, den Fördervorgang an der Hängebank direkt zu beobachten.

Dahlbusch
Malakowturm der Zeche Dahlbusch in Gelsenkirchen. Hängebank, Fördermaschine und Verladung auf einer über den Gleisen liegenden Ebene.

Zu den Fördergerüsten gehören die Schachthallen als bauliche Hülle der Hängebänke. Anfangs
massiv aus Ziegelmauerwerk erbaut und mit Attributen der Malakowarchitektur versehen (vgl. Zeche Friedrich Thyssen und Osterfeld Schacht 1), zuweilen auch in Holzfachwerk errichtet, waren die Emscher-Schächte des Cölner Bergwerks-Vereins in Essen 1874 erstmals mit Schachthallen in Stahlfachwerkkonstruktion ausgeführt worden. Diese Bauweise setzte sich in den 1890er Jahren durch, da sie hervorragend geeignet war, über der Rasenhängebank meist zwei weitere Hängebänke anzuordnen, so dass die vier- bis sechsgeschossigen Förderkörbe nur zwei- oder dreimal zur Be- und Entladung umgesetzt werden mussten.

Die Böden der Hängebänke waren anfangs mit Blechplatten belegt, auf denen die Förderwagen von den Schleppern zu den Kreiselwippern geschoben wurden. Halbautomatisierte Wagenumläufe mit schiefer Ebene und Kettenbahnen tauchen erst nach der Jahrhundertwende auf.

Direkt mit der Schachthalle verbunden waren Separation und Lesebandhalle. 1862 wurde erwähnt, dass man neuerdings zur Sortierung der Kohle in Stücke, Nußkohle und Gruß übergehe. Allgemeine Verbreitung fand diese Technik wohl auch erst in den 1880er Jahren zusammen mit den Setzmaschinenwäschen. In der Separation waren Siebe aufgestellt - Trommel-, Stoß-, Schwingsiebe, Rätter oder Exzenterroste - mit denen das Fördergut in verschiedene Korngrößen klassifiziert wurde. Die zweite Aufgabe in der Separation war die Auslese der Berge von Hand. Anfangs verwendete man langsam rotierende Klaubetische in Ringform mit einem Durchmesser von bis zu sechs Metern, die von innen und außen zu bedienen waren. Die runden Klaubetische waren aus dem Erzbergbau bekannt. Seit 1871 wurden Lesebänder verwendet. Auf den Bändern wurde die Rohstückkohle langsam an den Klaubern und Lesejungen vorbeigeführt, die mit der Hand die Berge aussonderten und in bereitstehende Förderwagen warfen. Die Berge wurden auf die Halde gefahren oder zum Versatz nach Untertage gefördert.


Trommelsieb zur Klassierung der Rohförderkohle.

Leseband
Lesebänder in einer Thyssen Zeche.

Schachthalle, Separation und Lesebandhalle waren in der Regel zu einem zusammenhängenden Komplex von Hallen kombiniert. Besonders mächtige Bauten waren die vom Thyssen-Bergbau seit der Jahrhundertwende errichteten Doppelhallen in Stahlfachwerkarchitektur. Auch in der Zeit zwischen den Kriegen spielte dieser Funktionsbereich noch eine wichtige Rolle auf den Zechen. Doch wurde durch das vollständige Zerkleinern und Waschen der Rohförderkohle das Leseband fast vollständig überflüssig und ist heute in seiner ursprünglichen Bedeutung nur noch in musealen Zusammenhängen überliefert (Zeche Zollern 2/4 in Dortmund).

Im 20. Jahrhundert wurden die Schachthallen mit automatisierten Wagenumläufen ausgestattet. Wesentliche Aufgabe des Wagenumlaufs war es, die vom Schacht kommenden Förderwagen den Kreisel- oder Kopfwippern zuzuführen, mit denen die vollen Wagen um die Achse gedreht und ihren Inhalt in Bunker für die auf der darunter liegenden Ebene angeordneten Lesebänder und Siebe zu entleeren. Die leeren Wagen wurden auf einem Rundkurs wieder zum Schacht zurückzuführen.

Lohberg
Wagenumlauf und Kreiselwipper Zeche Lohberg, Dinslaken.

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