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Anna III

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Fördergerüst Hauptschacht. Foto 1995

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Franzschacht. Schnitt

 

 

 

 

 

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Mitteldruckzentrale, Foto 2000

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Ljunström-Dampfturbine im Mitteldruckhaus

 

 

 

 

 

 

 

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Fördergerüst Eduardschacht. Foto 1995

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Fördermaschinenhaus Eduardschacht. Foto 1995

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Fördermaschine Eduardschacht

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Wasserturm. Foto 1991

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Gasmaschinenhalle mit Gasmaschinen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Kalkmischanlage von Erberich&Scheeben

Objektführer / Alsdorf / Karbonroute

Alsdorf_Zeche und Kokerei Anna
Bahnhofstraße/Herzogenratherstraße

Texte und Dokumente
Walter Buschmann: Zeche und Kokerei Anna

hermmannschacht
Herrmannschacht, um 1880

Walter Buschmann
Zeche und Kokerei Anna

Nur noch wenige Bauten und technische Anlagen sind von der Grube Anna erhalten geblieben. Es war lange Zeit die größte Zeche des Aachener Reviers, deren Entstehung seit 1850 die Überwindung großer technischer Schwierigkeiten voraussetzte. Die dabei gewonnenen Erfahrungen waren auch für die Entwicklung des Ruhrbergbaus wichtig. Unter den erhaltenen Objekten sind besonders das Fördergerüst des Hauptschachtes (181423) mit zugehöriger Dampffördermaschine (1922), die Elektrofördermaschine des Eduardschachtes (1910/11), die Gasmaschinenzentrale der Kokerei (1906/09) und die Turbinenzentrale (1911/28/38) hervorzuheben. 

Jahrhundertelang beschränkte sich der Steinkohlenbergbau im Aachener Revier auf die oberflächennahen und daher leicht erschließbaren Steinkohlenvorkommen in den Tälern und auf den begleitenden Höhenrücken der Flüsse Inde und Wurm. Im Osten war das Revier begrenzt durch den sogenannten Feldbiss, eine Verwerfung im Steinkohlengebirge, die dort das Auffinden und die ertragreiche Verwertung von Steinkohlenvorkommen fraglich erscheinen ließ. Bohrversuche von 1840 bestätigten zwar die Fortsetzung der Steinkohlenfelder im Osten. Das Karbon befand sich jedoch unter einem für das Abteufen von Schächten problematischen Deckgebirge aus diluvialem Geröll und wasserreichen Schichten aus reinem, tonigem und mit Lehm ver­mischtem Sand. Die Schwierigkeiten erschienen zunächst unlösbar.

1846/47 wurden neue Bohrversuche nahe der Dörfer Hoengen und Alsdorf unternommen. Drei Bohrgesellschaften lieferten sich einen Wettlauf um die Konzessionen. Bei Hoengen erfolgten die Bohrversuche auf Veranlassung des Markscheiders Eduard Honigmann, der als treibende Kraft und eigentlicher Begründer des Steinkohlenbergbaus östlich des Feldbisses gilt.

In Konkurrenz zu Honigmann und seinen Mitgesellschaftern standen die Vereinigungsgesellschaft und der Eschweiler BergwerksVerein, die ihre Grubenfelder nach Osten auszudehnen wünschten und der aus einer Kölner Industriellenfamilie stammende Aachener Regierungsrat Theodor Jacob Bredt. Bredt hatte den zuvor für Honigmann tätigen Steiger Wil­helm Sassenberg abgeworben und war mit seinen Bohrversuchen bei Alsdorf so erfolgreich gewesen, dass er Mitte 1847 eine Abbaukonzession für die enorme Fläche von 49,6 km2  beantragte. In Auseinandersetzung mit den drei Konkurrenten, vergab das Bergamt im Mai, Juli und August 1848 schließlich an Honigmann und seine Mitstreiter das Feld Maria mit 1,74 qkm, an Bredt das Feld Anna mit 14,9 km2 und an die Vereinigungsgesellschaft, in Verbindung mit dem Pannesheider Bergwerksverein und Jules Gernaert aus Lüttich, das Feld Gemeinschaft mit 13,6 qkm. Da das Feld Gemeinschaft zunächst nicht angegangen wurde, entwickelten sich die Gruben Maria und vor allem Anna zu An­lagen, die zu den größten Bergwerken im Aachener Revier heranwuchsen.

Theodor Jacob Bredt gründete zur Realisierung seiner Abbaurechte die Gewerkschaft Anna zusammen mit namhaften Bankiers und Indu­striellen aus Köln. Unter technischer Leitung durch den Obersteiger Wilhelm Sassenberg wurde 1850 mit Abteufung des Schachtes 1 (Hermannschacht) begonnen. Bedingt durch den problematischen geologischen Aufbau des Deckgebirges wurde wie für die Grube Maria erstmals das Sackbohrverfahren in größerem Maßstab angewendet, und für die Schachtauskleidung wurden die aus dem englischen Bergbau bekannten  Tübbings verwendet. Tübbings sind aus mehreren Segmenten zusammengefügte gußeiserne Ringe, die, dem Bohrer folgend, das kreis­runde Profil des Schachtes sichern. Anna dürfte das erste deutsche Bergwerk gewesen sein, bei dem seit Herbst 1850 diese Methode der Schachtauskleidung Verwendung fand. Der Ire William Thomas Mulvany führte die Tübbings bei Anlage der Grube Hibernia in Herne erst 1855 in den Ruhrbergbau ein.

Schwimmsandeinbrüche erfor­derten für den Her­mannschacht eine zweite und schließlich eine dritte Tübbingssäule, in die zusätzlich ein hölzernes Schachtviereck mit einer von Traßmörtel mit Ziegelstücken hinterfüllten, damit wasserdichten Schrotzimmerung eingefügt wurde. Der Schachtquerschnitt reduzierte sich damit von ursprüng­lich 3,1 m auf 2,4 m und konnte nur noch zwei Fördertrume aufnehmen.

Zur Hebung der zufließenden Wasser war beim Hermannschacht zunächst ein Pferdegöpel eingesetzt worden, der die mit Wasser gefüllten Tonnen zu Tage förderte. 1851 wurde eine Dampfmaschine mit 40 PS zur Förderung und Wasserhaltung aufgestellt.

Der Hermannschacht wurde 1853 fertig gestellt und kam 1854 mit erst noch bescheidener Förderung von 53417 Ctr. (= 2770 t) Fettkohle in Betrieb.

Schon das Bergamt hatte in seiner Konzession für das Feld Anna den Bau einer Doppelschachtanlage zur Auflage gemacht. Durch den im Verlauf der Abteuf­arbeiten immer geringer werdenden Querschnitt des Hermannschachtes war dieser nicht mehr zur Aufnahme der Einrichtungen für Wasserhaltung und Fahrung geeignet. Ein zweiter Schacht war zwingend notwendig geworden, wurde im Frühjahr 1853 in Angriff genommen und konnte innerhalb von sechs Monaten mit der ersten Sohle in 150 m Teufe fertig gestellt werden. Auch der Schacht 2 (= Josefschacht) musste mit einer zweiten Tübbingssäule gesichert werden und hatte nur einen Durchmesser von 2,06 m. Die zugehörige Wasserhaltungsmaschine mit 250 PS wurde 1855 konzessioniert und wohl auch im gleichen Jahr in Betrieb genommen.

Grube Anna war über eine 5,0 km lange Pferdebahn entlang der Prämienstraße mit dem Bahnhof Herzogenrath der Aachen-Krefelder Eisenbahn verbunden. An der Bahnstation diente eine Verladebühne zur Beladung der Eisenbahnwaggons.

Architektur und Technik der Gründungsanlage
Aus den wenigen überlieferten historischen Fotografien und Lageplänen läßt sich erkennen, dass die 1851-54 auf grüner Wiese erbaute Doppelschachtanlage Anna aus zwei traufständigen, zweigeschossigen Schachthäusern bestand. Die beiden Schächte lagen in einer Entfernung von etwa 65 Metern. Die Schachthäuser für Hermann und Josefschacht waren in den Vorderansichten dreiachsig ausgebildet, mit großen Rundbogenöffnungen im Erdgeschoß und kleineren, zwillingsweise zusammengefaßten Rundbogenfenstern im Obergeschoß. Die Giebel waren über Lünettfenster belichtet. Auch der Josefschach­t hatte mittig über der Vorderfassade ein zweiachsiges Zwerchhaus. Zwischen den beiden Schachthäusern erstreckte sich, leicht zurückspringend aus der Flucht der dominierenden Schachthäuser, ein niedrigerer Mitteltrakt mit Satteldach und Mittelrisalit. Auf der Rückseite des Mitteltraktes lag das Kesselhaus mit einem über quadratischem Grundriss errichteten Kamin von 26,35 m Höhe.

Die Wasserhaltungsmaschine am Josefschacht von 1855 war wohl direkt innerhalb des Schachthauses aufgestellt worden. Es war eine einfach wirkende Dampfmaschine mit 250 PS Leistung, 2,01 m Zylinderdurchmesser und 2,94 m Hub. Zur Wasserhaltungsmaschine gehörten drei Kessel.
 
An das Schachthaus des Hermannschachts waren drei Flügel angefügt. In einem dieser Flügel war die Fördermaschine aufgestellt. Die 40 PS starke, liegende Dampfmaschine von 1851 aus der Werkstatt von Heinrich Graeser jun. in Eschweiler Pumpe hatte einen Kolbendurchmesser von 0,57 m und einen Hub von 1,86 m. Sie war  als kombi­nierte Wasserhaltungs und Fördermaschine gebaut worden. In Verlängerung der Kolbenstan­ge wurde durch ein Feldgestän­ge das über dem Schacht stehende Kunstkreuz mit dem daran befestigten Pumpengestänge bewegt. Die Förderung erfolgte durch Seiltrommeln. Die Kohle wurde zunächst in Kübeln mit 2 bis 2 1/4 t Inhalt auf Fördergestelle nach Übertage gebracht. Im Kesselhaus waren drei Kessel und zwei Bouilleur zum Betrieb der Fördermaschinen aufgestellt.

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Lageplan 1888 mit Hermmanns- und Josephschacht

Historische Fotos zeigen über dem Hermannschacht ein mit Sicherheit nachträglich errichtetes, eisernes Fördergerüst mit zwei Seilscheiben direkt oberhalb des Firstes. Die zugehörige Fördermaschine war im rechten Seitenflügel untergebracht. Mit dem Bau dieses Fördergerüstes erfolgte wohl die Umstellung von Tonnen auf Wagenförderung in zweietagigen Förderkörben. Auf jeder Etage konnte ein Wagen mit 500 kg gefördert werden. Der Schacht hatte 1881 eine Teufe von 248 Meter.
 
1862 war die Schachtanlage ergänzt worden durch eine Kokerei mit CoppéeÖfen. Die Ofenbatterien standen in zwei parallel angeordneten Reihen. Die vorderste Koksofenreihe war in die Flucht der Schachthäuser gesetzt worden.

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Zeche und Kokerei Anna, um 1900

Die Doppelschachtanlage der Grube Anna hatte weitaus bescheidenere Dimensionen als die zeitgleichen Anlagen des Ruhrbergbaus (vgl. die Zechen Zollverein in Essen und Oberhausen in Oberhausen) und verdeutlicht damit auch den verschiedenartigen Entwicklungsstand der beiden Reviere in den 1850er Jahren.

Grube Anna als EBV-Zeche
Knapp zehn Jahre nach Aufnahme der Förderung wurde Grube Anna 1863 vom Eschweiler BergwerksVerein (EBV) übernommen. Der Ankauf der Grube war für den EBV zu einer geradezu zwingenden Notwendigkeit geworden, um gegenüber der starken Konkurrenz der Ruhrkohle ein leistungskräftiges Gegengewicht im Aachener Revier zu schaffen und zugleich einen besonders durch Anlage der Kokerei immer stärker werdenden Konkurrenten im eigenen Revier durch Übernahme zu beseitigen. Schon 1864 förderte Anna halb so viel wie das ganze Inderevier. Der Schwerpunkt des EBV begann sich zu verlagern vom Inde zum Wurmrevier.

In den 1870er Jahren betrieb der EBV einen konsequenten Ausbau der Grube Anna, mit dem Ziel, dass die Grube zukünftig die gesamte Kohleförderung des Unternehmens betreiben sollte. Schon 1869 war mit dem Abteufen des Franzschachtes begonnen worden und im gleichen Jahr wurde mit dem Abteufbeginn für den Wilhelmschacht die Basis für das eigenständige Bergwerk Anna II geschaffen. Die Gründungsanlage wurde als Grube Anna I geführt.

Über die beide neuen Schächte ist nur wenig bekannt. Sie waren jeweils ausgestattet mit Malakowtürmen. Die Förderung im Wilhelmschacht erfolgte wie im Hermannschacht über zweietagige Förderkörbe mit je einem Förderwa­gen von 500 kg pro Etage. Der Schacht hatte 1881 eine Teufe von 251 Metern.325 Der Franzschacht mit einem Durchmesser von 3,3 Metern wurde mit einer leistungsfähigen Dampfmaschine ausgestattet zum Hauptförderschacht der Grube Anna. Er war verbunden mit einer 1878 erbauten Wäsche, die sich als erforderlich erwies, weil es häufige Klagen der Abnehmer über die allzu großen Verunreinigungen der Förderkohle mit Berge gab. Auch der Wilhelmschacht war mit einer Separation ausgestattet.

Die Verkehrsanbindung der Grube war schon 1871 durch den Bau eines normalspurigen Anschlußgleises zum Bahnhof Stolberg der Rheinischen Eisenbahn erheblich verbessert worden. Seit 1875 war die Grube an die Aachener Industriebahn angeschlossen, die eine günstige und unmittelbare Verbindung zur Aachener Industrie ermöglichte.

Auch die Kokerei wurde großzügig ausgebaut. Bis 1898 waren 212 Koksöfen entstanden, darunter auch 20 von der Fa. Dr. C. Otto & Comp./Bochum.

In den Jahrzehnten von 1877 bis 1900 konnte die Grube Anna ihre Jahresförderung von 160.000 t auf 600.000 t ausbauen. Die Zahl der Bergleute stieg im gleichen Zeitraum von 670 auf 1800. Anna hatte damit zur Jahrhundertwende eindeutig die Spitzenposition im Aachener Revier erobert, war jedoch verglichen mit den großen Ruhrgebietszechen, die schon in den 1890er Jahren mehr als 1,0 Mio t Kohle förderten (Zollverein, Prosper, Consolidation), nur von mittlerer Größe.

Zur Unterbringung der Bergleute waren erst nach 1870 zwei kleinere Siedlungen, die Hermannskolonie an der Weinstraße und die Kolonie Wilhelmschacht entlang der Herzogenrather Straße entstanden. 1879 gab es 158 Beamten und Arbeiterwohnungen und bis 1901 waren 202 Wohnungen geschaffen worden.

Das Bergwerk der Jahrhundertwende
Den entscheidenden Anstoß zu einem gewaltigen Ausbau von Zeche und Kokerei gaben die Lieferverträge über Koks, die der EBV mit den Röchling'schen Eisen und Stahlwerken in Völklingen 1901 schloß. Der Vertrag lief bis 1920 und verpflichtete den EBV zur jährlichen Lieferung von 250.000 t Koks ins Saarland.

1902-1911 entstanden auf bislang unbebautem Gelände zwei räumlich eng zusammenhängende, aber betrieblich getrennt geführte Kokereien mit 402 Öfen in 7 Batterien. Sechs Batterien waren mit Koppers-Regenerativöfen (Quer und Längsregeneratoren) und die siebte mit CollinÖfen ausgestattet. Die Kokerei lieferte 1860 t Koks pro Tag und war eine der größten Europas.

Zu den Kokereien gehörten große Nebenproduktenanlagen mit Ammoniak und Benzolfabriken. In einer Gaskraftzentale wurde mit neun Gasmaschinen 9 MW Strom erzeugt. Der Strom diente in erster Linie zur Versorgung der Grube Anna. Über eine Hochspannungsleitung war auch die Grube Eschweiler Reserve angeschlossen.

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Anna II mit Eduardschacht(1904-11)

Etwa gleichzeitig mit Entstehung der neuen Kokerei wurde Anna II ausgebaut. 1904-11 entstand nahe des Wilhelmschachtes der Eduardschacht. Es war erst der zweite Schacht mit Doppelförderung im Aachener Revier (nach dem von GoerschenSchacht der Grube Gouley). Das Fördergerüst war mit vier paarweise übereinander angeordneten Seilscheiben ausgestattet. Es nahm damit eine Konstruktion vorweg, die später auch für den Hauptschacht der Grube Anna (erhalten) realisiert wurde. Der Eduardschacht hatte 1926 eine Leistung von 2000 t am Tag mit einer Steigerungsfähigkeit auf 2500 t/Tag.

Auf Anna I entstand in diesen Jahrzehnten nach der Jahrhundertwende ein Kraftwerk (1910/11) und mit dem Verwaltungs und Kauengebäude (1906/13) wurde ein neues baulich/städtebauliches Verhältnis zwischen Grube und Stadt definiert.

Zur besseren Bewetterung der Nordfelder wurde 1911-14 der Schacht Anna III in Oidtweiler abgeteuft und mit einem Förderturm versehen.

In Folge des gewaltigen Ausbaus der AnnaSchächte und der Kokerei wurden neue Siedlungen zur Unterbringung der Bergleute notwendig. Nach den Ideen der Gartenstadtbewegung entstand 19051909 die Siedlung Kellersberg mit 525 Wohnungen. In einem zweiten Bauabschnitt wurde Kellersberg 191012 noch einmal um 115 Häuser in aufgelockerter Bauweise erweitert.

Interessengemeinschaft EBV-Arbed
Durch die zunächst auf 30 Jahre beschränkte Verbin­dung des EBV mit den Vereinigten Hüttenwerken Burbach-EichDüdelingen (ARBED) wurde 1913 eine enge Bindung zur Eisen und Stahlindustrie hergestellt. EBV und ARBED blieben zwar un­abhängige Eigentümer ihres Vermögens und selbständige juristische Per­sonen, doch lag ab 1913 die Geschäftsführung des EBV mit der endgültigen Entscheidung über Neueinrichtungen, den An und Verkauf von Immobilien usw. allein bei der ARBED. Der Bergbau des EBV hatte fortan dienende Funktion, war allein abhängig vom Bedarf der Hüttenwerke und hatte andererseits weitgehende Sicherheit für den Absatz von Industriekohle und Koks. Die Förderung von Kokskohle und deren Umwandlung in Koks musste zur Hauptaufgabe des EBV werden.
 
Unter Führung durch die ARBED erlebten Grube und Kokerei Anna in den 1920er Jahren einen gewaltigen Aus und Umbau der Übertagesanlagen. Da die alten Schächte der Anlage Anna I mit ihren engen Schachtquerschnitten (Hermannschacht 2,0 m; Josefschacht 2,4 m; Franzschacht 3,3 m) nicht dem zeitgemäßen Standard entsprachen, wurde der Hauptschacht 1921-23 mit einem Durchmesser von 6,0 m im Gefrierverfahren niedergebracht und mit Doppelförderung ausgestattet. Die Schachthalle hatte eine geräumige Hängebank mit selbsttätigem Wagenumlauf. Die Wäsche wurde von der Fa. Meguin AG in Butzbach 1922 geliefert. Die Gestaltung der Übertageanlage übernahmen die renommierten Industriearchitekten Erberich und Scheeben/Köln.

Die Kokerei wurde ab 1922/23 weitgehend erneuert. Unter dem prägnant in Hammerkopfform gestalteten Kokskohlenturm entstanden neue Koksofenbatterien, mit denen die Leistungskraft auf 2330 t pro Tag in den 1930er Jahren gesteigert wurde. Die Nebenproduktenanlage wurde nach dem System Still unter Zufügung von Bauten für Kondensation, Ammoniak und Benzolerzeugung erneuert. In Ergänzung zur Kokerei entstand 1927-31 eine Ferngasanlage, durch die das überschüssige Kokereigas von der Fa. Thyssen nach Aachen, Köln, Düren, Stolberg, Eschweiler usw. geliefert wurde. Auch die Bauten und Anlagen der Kokerei wurden von Erberich und Scheeben realisiert.

Mitten in der Auf- und Umbauphase erschütterte die Zeche am 21.10.1930 eine gewaltige Schlagwetterkatastrophe mit 271 Todesopfern. Die Druckwelle sprengte das Fördergerüst des Eduardschachts in die Höhe und zerstörte auch die Schachthalle und Teile des angrenzenden Zechengebäudes. Fördergerüst und Schachthalle des Eduardschachtes wurden 1931 erneuert

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Fördergerüst und Schachthalle Eduardschacht.


Die Erweiterung von Grube und Kokerei in den 1920er Jahren zog neue Siedlungsanlagen nach sich. Östlich von Anna II entstand die Siedlung Busch durch die Aachener Bergmannssiedlungsgesellschaft. In einem ersten Bauabschnitt wurden 1920-25 94 Wohnungen und 1925-29 noch einmal 230 Wohnungen gebaut. Für Anna III entstand 1924-1928 die Siedlung Neuweiler nach Entwürfen von Erberich und Scheeben.

Anna als Teil leistungsstarker Verbundbergwerke nach 1945
Die Grube Anna blieb während des Krieges von Fliegerangriffen weitgehend verschont. Die mehrere Monate bei Alsdorf verlaufende Frontlinie führte jedoch zu zahlreichen Granateinschlägen auf dem Grubengelände. Durch Treffer im Kesselhaus kam es zeitweise zur Unterbrechung der Stromerzeugung und der Wasserhaltung, so dass die 610 m Sohle 15 m unter Wasser stand. Der Betrieb wurde mit einer Notbelegschaft aufrechterhalten. Gefördert wurden jedoch nur 150 t Kohle pro Tag, um die Beheizung der Kessel sicherzustellen.
 
Nach dem Krieg erreichte die Förderung 1953 mit 6653 Mann schon wieder 6500 t Kohle pro Tag. Inzwischen war als wichtigste Neubaumaßnahme 1950 bis 1953 mit Krediten der Wiederaufbaubank ein Kraftwerk nach Plänen des Architekten Hans Schwippert errichtet worden. Ermutigt durch die Zusammenlegung der Gruben Gouley und Laurweg wurde Anna 1951-1954 unter Zusammenfassung der Anlagen I und II zu einem Verbundbergwerk ausgebaut. Schacht Franz wurde 1952-54, mit einem neuen Förderturm ausgestattet, zum Hauptförderschacht mit 5500 t Tagesleistung. Über den Hauptschacht wurden 2000 t pro Tag gefördert. Die Pläne für die neuen Tagesanlagen mit dem Förderturm für den Franzschacht lieferte der Dortmunder Architekt Willi Görgen, der zeitgleich das Bergwerk Emil Mayrisch entwarf.

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Schaubild 1955. Im vorergrund links das neue Kraftwerk von Hans Schwippert

1957 wurden die Koksofenbatterien V bis VIII vollständig durch die Fa. Koppers erneuert. Die Batterien II, III und IV entstanden 1952, 1959, 1961 und 1968 über dem alten Grundriss, während für die Batterie I 1948 nur der Oberbau erneuert wurde. 1973 erreichte die Förderung mit einer Tagesleistung von 7300 t Spitzenwerte (vgl. Zollverein in Essen mit 5000 t/Tag seit 1961 und ca. 9000 t/Tag seit 1972/73; Kokerei Hansa in Dortmund erreichte nach dem Ausbau 1967/1968 eine Leistung von 5200 t).

Die gewaltige Aufbauleistung der 1950er Jahre schlug sich auch in einem umfangreichen Wohnungsbauprogramm nieder. Ab 1952 entstand aus Mitteln des Marschall-Planes die Siedlung Ofden mit 599 Häusern, überwiegend in Zeilenbauweise. Die Siedlungen Busch und Kellersberg wurden erweitert und ab 1955 entstand Alsdorf-Ost mit etwa 1000 Wohnungen.
 
196368 wurden Franz, Haupt und Eduardschacht bis zur neuen Hauptfördersohle in 860 m Teufe niedergebracht. 1972 erfolgte der Verbund zwischen den Gruben Anna und Adolf und 1983 der Verbund zwischen Anna und der Grube Emil Mayrisch. Das Fördergut wurde nun auf Emil Mayrisch zu Tage gebracht und verarbeitet. Die Aufbereitungsanlagen der Grube Anna wurden abgebrochen. Mit Stillegung von Emil Mayrisch endete auch die Geschichte Grube Anna als produzierendes Bergwerk am 18.12.1992.

Erhaltene und wichtige abgebrochene Objekte

Anna I
Historischer Kern der noch existierenden Bauten ist die Grube Anna I mit dem Hauptschacht. Die Gründungsanlage der 1850er Jahre ist völlig untergegangen. Der Hermannschacht ist überbaut durch eine Erweiterung der Turbinenzentrale, und der inzwischen freiliegende Josef­schacht lag Jahrzehntelang unter dem zum alten Kraftwerk gehörenden Kesselhaus. Auch der um 1870 entstandene Franzschacht mit dem Förderturm von 195254 wurde inzwischen abgrissen. Der Hauptschacht mit dem Doppelfördermaschinenhaus verweist auf die Ausbauphase der 1920er Jahre. Das 44,7 m hohe Fördergerüst des Hauptschachtes hat auch eine städtebauliche Bedeutung. Er steht in der Achse der Luisenstraße und war bis zum Neubau der Stadtsparkasse point-de-vue der von Eschweiler nach Alsdorf führenden Straße.

Fördergerüst Hauptschacht, 1914/1923, Hersteller: EBVHüttenabteilung/ EschweilerAue
Der 1921 begonnene und inzwischen wieder verfüllte Hauptschacht (d= 6,5 und 6,0 m) hatte zuletzt eine Teufe von 860 m und ist mit Ziegeln ausgemauert. Über dem Schacht erhebt sich ein zweigeschossiges deutsches Strebengerüst in Fachwerkbauweise (Nietkonstruktion) mit vier paarweise übereinander angeordneten  Seilscheiben (d= 5,0m). Das Gerüst hat bis zur oberen Seilscheibenbühne eine Höhe von 38,3 m über den Schachtträgern. Die Schachtträger in Vollwand­bauweise sind 4,8 m unter der Rasenhängebank angeordnet. Über der oberen Seilscheiben­bühne erhebt sich eine Kran­bahn (h= ca. 8,5m), die ursprünglich mit einem Blechdach gedeckt war. Die aus Ober und Unter­gurt jeweils gefügten Streben sind untereinander durch Kförmiges Fachwerk ausgesteift. Streben und Führungsgerüst sind unterhalb der unteren Seilscheibenbühne zusätzlich durch Diagonalstäbe verbun­den.

Über den Streben und dem Führungsgerüst ist eine separate Stuhlkonstruktion für die vier Seilscheiben aufgesetzt. Der ungewöhnlich mächtige Fördergerüstkopf mit den beiden Seilscheibenbühnen ergibt sich aus der Notwendigkeit zur Unterbringung der vier Seilscheiben. Die oberen Seilscheiben stehen nicht direkt über den unteren Seilscheiben, sondern sind mit leichtem Versatz nach außen gerückt worden, so dass sich nicht die klassische Seilscheibenanordnung eines KoepeGerüstes mit direkt übereinander angeordneten Seilscheiben ergibtDas Fördergerüst des Hauptschachtes ist eine nur im Aachener Revier auftretende Sonderform des zweigeschossigen Strebengerüstes für Doppelförderung. Diese Konstruktionsform wurde erstmals 1910 realisiert für den Eduardschacht und 1913 noch einmal wiederholt für die Grube Adolf Schacht 1. Laut Seilfahrtsurkunde wurden erste Konstruktionselemente des Fördergerüstes für den Hauptschacht schon 1914 gefertigt. Der endgültige Ausbau erfolgte jedoch erst nach Fertigstellung des Schachtes 1923.

Fördermaschinenhäuser Hauptschacht, 1922/1935; Arch.: Erberich und Scheeben
Backsteindoppelhalle mit Sockelgeschoß und flacheneigten Satteldächern über genieteten Stahlbindern. In drei Fassaden schlankhochrechteckige Fenster über leicht vorspringendem Sockel. Die Metallsprossenfenster ursprünglich mit engerer Sprossengliederung. Das westliche Fördermaschinenhaus wurde 1922 nach Entwurf von Erberich und Scheeben erbaut, das östliche 1935 in gleicher Formensprache angefügt.

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Fördermaschine Hauptschacht

Ausstattung: Die westliche Förderung ist mit einer ZwillingsDampffördermaschine von der Gutehoffnungshütte/Sterkrade 1922/51 ausgestattet. Die Treibscheibe hat einen Durchmesser von 6,0 m (Leistung: 1800 PS. Fördergeschwindigkeit 16 m/s; Seilfahrtgeschwindigkeit 8 m/s). Die östliche Förderung erfolgte mit einer ZwillingsDampffördermaschine von der Eisenhütte Prinz Rudolph von 1935 (Leistung: 2650 PS. Treibscheibe mit Durchmesser 7,5 m. Fördergeschwindigkeit 16 m/s; Seilfahrtgeschwindigkeit 8 m/s). Die östliche Fördermaschine wurde 1995 demontiert.

Fördermaschinenhäuser und Fördergerüst bilden eine technisch-funktionale Einheit. Es handelt sich um einen seltenen Glücksfall, dass zu dem einzigartigen Fördergerüst noch die aus der Bauzeit stammende Fördermaschine erhalten ist. Die Dampffördermaschine gehört zu einer im Rheinland selten gewordenen Maschinengattung. Die Gebäude dokumentieren gute Industriearchitektur der 1920er Jahre und stehen in der von Alfred Fischer mit den Bauten für Zeche Königsborn in BönenAltenbögge 1912 und Schacht Emil in Essen 1913 begründeten Tradition.

Förderturm Franzschacht, 195254; Abbruch 1995 , Arch.: Willi Görgen; Statik: O. Luetkens
Der Franzschacht wurde 1869 (Teufbeginn) mit gußeisernen Tübbings und einem Querschnitt von 3,3 bis 3,77 m niedergebracht, 195254 mit 6,0 m Querschnitt erneuert und erhielt1963-68 auf eine Teufe von 860m.

Der 69,2 m hohe Turm war eine Stahlbetonkonstruktion mit Flachdach. Auf dem Niveau der Fördermaschinen befanden sich außen umlaufende Stege mit Metallgeländer. Unterhalb dieser Laufstege wurden die acht Bühnen im Inneren des Turmes an den Schmalseiten durch bis zur Schachthalle reichende vertikale Fensterbänder belichtet, die durch Betonrippen in  quadratische Felder unter­teilt waren. Oberhalb der Laufstege wurde der Förderma­schinenraum durch Fensterflächen belichtet, die sich fast über die ganze Breit­seite des Turmes erstreckten. Sie waren durch Betonrippen in quadratische Felder unterteilt. Die nach oben hin sich nach außen verstärkenden Betonrippen gaben dem Turmkopf eine eigenwillige, ganz dem Formwillen der fünfziger Jahre verpflichtete Note.

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Förderturm Franzschacht. Im Vordergrund die Fördermaschinenhäuser des Hauptschachtes

Im Bereich der Hängebänke, dem Turm südlich vorgelagert, war ein Teil des Wagenumlaufes erhalten. Es handelte sich um einen Stahlskelettbau mit einer Primärkonstruktion aus Zweigelenkrahmen und vorgehängten Stahlfachwerkfassaden. Den Hängebankbereich belichteten großflächige Verglasungen mit Metallsprossenfenstern. Die Schachttore im Führungsgerüst waren erhalten. Direkt daneben waren die Signalanlagen des Anschlägers in einer Einhausung aus Blech untergebracht.

Ausstattung: Im Kopf des Förderturmes befanden sich zwei Elektrofördermaschinen. Westliche Förderung 1950 von Gutehoffnungshütte/SiemensSchuckert. Leistung: 2960 kW. Fördergeschwindigkeit 16 m/s; Seilfahrtgeschwindigkeit 12 m/s. Östliche Förderung 1953 von Demag/­AEG. Leistung: 3100 kW. Fördergeschwindigkeit 16 m/s; Seilfahrtgeschwindigkeit 12 m/s.

Auf der Fördermaschinenbühne war der Steuerstand des Fördermaschinisten in einer Einhausung aus verglaster Stahlkonstruktion untergebracht. Unter der Fördermaschinenbühne befanden sich die beiden Ablenkscheiben, Lüfterbühne I und II, Umformerbühne, zwei Magazinbühnen und Hängebank.
Der Förderturm war eingerichtet für Gestellförderung mit sechsetagigen Förderkörben für zwei 1300 l oder ei­nen 2600 l Förderwagen pro Etage. Die Förderleistung betrug 5500 t Kohle am Tag.

Der Förderturm des Franzschachtes dokumentierte die Renaissance dieser Art von Fördereinrichtungen (Förderturm) nach dem Zweiten Weltkrieg und zeigt die verstärkte Hinwendung zum Baustoff Stahlbeton in zeitspezifischer Formensprache. Er war ein Zeugnis des Wiederaufbaus in der Boomphase des Berg­baus in den frühen 1950er Jahren und markierte die Einbindung der Grube Anna in die immer ausgedehnteren Ver­bundbergwerke. Der Turm war auch ein stadtbildprägendes Bauwerk mit stadtbaugeschichtlicher und städtebau­licher Bedeutung.

Turbinenzentrale, 1911/1928/1938, Arch. Rudolf Wichmann; Erberich & Scheeben
Die Turbinenzentrale war zusammen mit dem nicht erhaltenen Kesselhaus Teil eines 1912 in Betrieb genommenen Kraftwerkes für die minderwertigen und schlecht absetzbaren Produkte von Kokerei und Zeche: Kohlenstaub und Schlamm, Mittelprodukte, Koksasche. Das Kraftwerk diente zunächst zur Eigenversorgung der Grube und Kokerei mit Elektrizität. Nach dem Bau des neuen, mit Hochdruckturbinen ausgestatteten Kraftwerkes 195052 wurde die Turbinezentrale zur Mitteldruckstation.
 
Der mehrteilige Hallenkomplex besteht aus einer niedrigeren westlichen Backsteinhalle mit Giebelausbildung zur Bahnhofstraße von 1911, einer linear anschließenden höheren Backsteinhalle von 1928(Arch. Erberich & Scheeben), einem seitlich angegliederten Pumpenhaus und einer östlich an die jüngere Halle von 1928 angefügten Schaltzentrale mit Trafohaus. Die Satteldächer der beiden Hallen werden getragen von Stahlbetonbindern. Schlanke, hochrechteckige Metallsprossenfenster. In der Westfassade sind zwischen den Fenstern stumpf abschließende Stützpfeiler angeordnet.  Rechtwinklig schließt sich an den jüngeren Hallenteil als zweigeschossiger Backsteinbau das Schalt und Trafohaus von 1928 an (Arch. R. Wichmann).

Ausstattung: In der westlichen Halle ist die ältere der beiden Ljunström-Dampfturbinen mit Generator und Kondensator von 1938 erhaltenswert. Die sog. Maschine IV leistete 30 MW und konnte während des Krieges die Stromversorgung der ganzen Stadt Aachen bewältigen. Der Kon­densator ist direkt mit einer im Pumpenhaus aufgestellten Elektro-Kühlwasserpumpe verbunden, die für Notfälle zusätzlich mit einer Dampfturbine ausgestattet ist.

In der östlichen Halle ist ein Elektro-TurboKompressor der Frankfurter Maschienbau AG (FMA) wohl von 1928 erhaltenswert. Auch zu diesem Kompressor gehört im Sockelgeschoß ein Kondensator (Fa. FMA) mit dampfbetriebener Kühlwasserpumpe. Weiterhin befindet sich in der Westhalle eine Empore mit schmiedeeisernem Geländer in Jugendstilformen. Auf der Empore erhebt sich eine stahlblechverkleidete Schalttafel in neoklassizistischen Formen. Über der Schalttafel befinden sich auf der Wand große Meßinstrumente für Druckluft, Dampfdruck, Speise und Kreiswasser.

Unterstation, um 1900
Die Backsteinhalle mit Satteldach ist detailreich ausge­bildet mit Treppengiebeln und kräftig profilierten Traufgesimsen. Die Rundbogenfenster in den Trauffassaden sind zwillingsweise zusammengefasst. In den Öffnungen befin­den sich kleinteilige Metallsprossenfenster. Die Achsen werden betont durch Wandvorlagen. Das Gebäude wird in älteren Plänen als Transformatorenhaus bezeichnet und diente vor dem Bau der Turbinenzentrale vermutlich der Stromerzeugung.

Anna II

Fördergerüst und Schachthalle Eduardschacht, 1930/31; Abbruch 1994
Der Eduardschacht wurde 1904 angehauen und zunächst bis zur 252m Sohle, 1912 bis zur 360 m Sohle abgeteuft. 1954 wurde die Seilfahrt bis zur 460 m Sohle, später bis zur 610 m Sohle ausgedehnt. Querschnitt: 5,4 bis 6,05 m.

Das nach der Schlagwetterkatastrophe vom 21.10.1930 bis zum Mai 1931 erneuerte Gerüst war ein eingeschossiges deutsches Strebengerüst in Fachwerkbauweise für Doppelförderung mit vier nebeneinanderliegenden Seilscheiben. Das Gerüst hatte bis zur Seilscheibenbühne eine Höhe von 34,65 m, war für eine Belastung von 260 t, einen Förderbetrieb mit vieretagigen Förderkörben und für eine Teufe von 1000 m konstruiert. Die vier Seilscheiben hatten einen Durchmesser von 5,0 m. Die kastenförmig ausgebildeten Streben waren abweichend von der üblichen Konstruktionsart untereinander nicht durch K-Fachwerk ausgesteift, sondern nur über horizontale Riegel miteinan­der verbunden. Die Streben entwickelten sich punktförmig aus den Fundamenten heraus, weiteten sich kontinuierlich auf und liefen unterhalb der Seilscheibenträger zusam­men. Zwi­schen Streben und Führungsgerüst vermit­telten fachwerkartig ausgeführte Seilscheibenträger, auf denen die vier Seilscheiben lagerten. Das Füh­rungsgerüst war in allen Feldern mit Diagonalstäben ausgesteift, die zu Andreaskreuzen geformt waren. Das Gerüst ruhte 2,3 m unter der Rasenhänge­bank auf Schachtträgern in Vollwandbauweise mit einer Flanschhöhe von 1,5 m. Das Fördergerüst des Eduardschachtes war ein gutes Beispiel für die von Zschetsche 1899 weiterentwickelte Form des deutschen Strebengerüstes.

Fördermaschinenhaus, 1906; 1910/11
Das Fördermaschinenhaus von 1906, eine Backstein­halle mit Satteldach, ist in der architektonischen Ausbildung mit den zurückliegenden Wandflächen aus Hochofenschlackesteinen und gliedernden Architekturteilen aus roten Ziegelsteinen vergleichbar mit der Unterstation auf Anna I.

Im Inneren wird die von Stahlfachwerkbindern überspannte Halle in drei Räume unterteilt: eine Längswand unter dem First trennt östliche und westliche Förderung, und eine Querwand teilt im rückwärtigen Bereich den Umformerraum ab.

Ausstattung: Die Elektrofördermaschine der östlichen Förderung von 1910/11 ist mit zwei Elektromotoren von Felten & Guilleaume, Lahmeyerwerke ausgestattet. Zwischen den Motoren befindet sich eine Seilreibungstrommel für wanderndes Seil. Die Trommel hat eine Breite von 2,2 m, ist mit einem Hartholzbelag versehen und hatte ursprünglich Spiralrillen, so dass das Förderseil 4 1/2 mal um die Trommel herumgeschlagen war. Mit dieser Art des Seilan­triebs hatte man eine Verbesserung der Koepeförderung angestrebt. Seilreibungstrommeln sind andernorts in Westdeutschland nicht mehr erhalten. Zur Fördermaschine gehört der mechanisch angetriebene Teufenstandszeiger (von 1931) und der Steuerstand des Fördermaschinisten (1931) in einer neuzeitlichen Stahl/Glaseinhausung. Der Gesamtanlage zugehörig ist im Umformerraum der IllgnerUmformer mit Leonhard Schaltung der Fa. Felten und Guilleaume.

Die Elektrofördermaschine in Alsdorf stammt aus der Frühzeit der Elektrifizierung im Bergbau. Mit den beiden seitlich angeordneten Motoren repräsentiert die Maschine in Alsdorf noch die ältere Anlageart und ist von erheblicher technikhistorischer Bedeutung. Besonders interessant wird die Anlage auch durch die einzigartige Seiltrommel. Mit dem Steuerstand des Fördermaschinisten wird ein historischer Arbeitsplatz des Bergbaus dokumentiert.

Kokerei Anna
So wie von den ältesten Anlagen der Grube Anna keine technischen und baulichen Objekte überliefert sind, gibt es auch von der ersten Kokerei, die sich entlang der Bahnhofstraße erstreckte, keine Überreste. Die kurz nach der Jahrhundertwende in neuer Größenordnung erneuerte Kokerei entwickelte sich zwischen Anna I und Anna II und verknüpfte die beiden Schachtanlagen zu einem städtebaulich und funktional zusammenhängenden Zechen und Kokereikomplex. Die Baugeschichte der Kokerei gliedert sich in drei wesentliche Phasen: die Gründungs und Entste­hungszeit 1902 bis 1911, Ausbau zur Großkokerei 1922-1931, und die Erneuerungsphase 1952-1960.

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Schaubild 1955

Anders als bei den zeitgleichen Zechenkokereien des Ruhrbergbaus, wurden die Koksofenbatterien nicht parallel zu den Bauten der Schachtanlagen angeordnet. Die Batterien bildeten vielmehr eine lang gestreckte Linie entlang der Gleise der die beiden Schachtanlagen südlich tangierenden Aachener Industriebahn. Diese lange Reihe der sechs Batterien wurde etwa mittig durchschnitten von dem von Alsdorf nach Zopp führenden Weg. Westlich dieses Weges lagen die drei Batterien der Kokerei Anna 1 und östlich davon die Batterien der Kokerei Anna 2. Der Weg nach Zopp wurde begleitet von den eingeschossigen Kauen und Bürogebäuden der beiden Kokereien. Jede der beiden Kokereien hatte eine eigene Kondensation mit Ammoniakfabrik. Für die Batterien I bis III gab es sogar zwei Kondensationen. Die funktionale Verbindung zwischen beiden Kokereien wurde allerdings dadurch sichtbar, dass es von Anfang an nur eine Benzolfabrik und eine Gaskraftzentrale mit Gasreinigung gab.

Trotz der Modernisierungsphasen in den 1920er und 1950er Jahren waren von der Kokerei der Jahrhundertwende bis zu den Abbrüchen 1994/95 erstaunlich viele Gebäude allerdings ohne technische Ausstattung erhalten geblieben. Da die Koksofenbatterien der Modernisierungsphasen auf dem Grundriss der alten Batterien errichtet wurden, war bis zuletzt auch das alte Anlageschema noch überliefert. Ende der 1920er Jahre galt die Kokserzeugung, wie schon seit den Kokslieferverträgen der Jahrhundertwende, als die wichtigste Aufgabe des Eschweiler Bergwerks-Vereins. Dennoch war der Absatz zu den Hüttenwerken der Eigentümergesellschaft ARBED nach Luxemburg rückläufig. Viele Hüttenwerke hatten eigene Kokereien erbaut. Die Hauptaufgabe lag zukünftig daher nicht in der Kapazitätsausweitung, sondern in der Rationalisierung der Produktion. Diese Zielsetzung beherrschte Erneuerung und Umbau der Kokerei 1922-31.

Wasserturm, 1905
Über einem gemauerten Turmschaft mit schmalen Rundbogenfenstern erhebt sich ein Intzebehälter (300ccm) aus genieteten Stahlblechen. Der Schaft ist gegliedert durch einen leicht vorspringenden, mit Kunststein abgedeckten Sockel. Auf dem hellen Mauerwerk des Turmschaftes heben sich die mit roten Ziegeln gemauerten Fensterlaibungen und horizontale Streifen im Bereich der Fenster ab. Am oberen Rand des Turm­schaftes und am Behälter befinden sich rundumführende Betriebsstege. Der Turm lieferte noch bis zuletzt das Wasser für die Löschtürme der Koksofenbatterien.

Gasmaschinenzentrale mit Trafohäusern und Werkstatt , 1906/1909
Im Zentrum dieses mehrteiligen Komplexes aus Backsteinhallen steht die Gasmaschinenhalle, die in zwei Bauabschnitten 1906 und 1909 entstand. Die langgestreckten Trauffassaden werden gegliedert durch zwei knapp vorspringende übergiebelte Risalite. Zwischen den Achsen befinden sich Wandvorlagen, die über den Fenstern mit Konsolfriesen verbunden sind. In jeder Achse sind die großen Rundbogenfenster mit darüber angeord­neten Rundfenstern in rundbogige Blendnischen eingelassen. Die Fenster sind mittig, bzw. auf Kämpferhöhe (Rundbogenfenster) durch Klötzchenfriese miteinander verbunden. Dieses System im Fassadenaufbau wird nur bei den dreiachsigen Risaliten durchbrochen, wo die Mittelachsen durch zwillingsweise gekuppelte Rundbogenfen­ster und durch ein größeres Rundfenster betont werden. Im nord­westlichen Risalit befindet sich im Brüstungsfeld auf verputzter Fläche Schlägel und Eisen und die Inschrift E.B.V. Die beiden südlichen Risalite sind im Fassadenaufbau stark verändert.

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Gasmaschinenhalle. Foto 2001

Am südlichen Kopfende der Gasmaschinenhalle ist rechtwinklig das alte und neue Transformatorenhaus angefügt. Das neue Transformatorenhaus, ursprünglich wohl im gleichen System wie die Gasmaschinenhalle ausgebildet, ist durch den Einbau von Rechteckfenstern stark verändert. Am anderen Ende der Halle wurde rechtwinklig um 1910 eine Werkstatt mit Büro in gleichen Formen wie die Gasmaschinenzentrale angefügt und später erweitert.

Die Innenarchitektur der Halle wird wesentlich durch kräftig vorspringende Wandvorlagen geprägt, auf denen die beiden Kranbahnen aufgelagert sind. Wand­vor­lagen und Fenster sind mit roten Ziegeln eingefaßt, die sich gegen die sonst geputzten Wänden absetzen. Über den Kranbahnen wird das von den Wandvorlagen geprägte Gliederungssystem durch Streifen aus roten Ziegeln im Putz fortgesetzt. Diese Streifen sind verbunden durch Rundbogenfriese. Die Gliederung der Wandflächen erhebt sich über einem Sockel aus weißen und roten Fliesen.

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Gasmaschinenhalle. Foto 2001

Ausstattung: Von der technischen Ausstattung sind nur zwei Doppelbrückenkräne in Fachwerkbauweise erhalten. In der Halle standen zunächst fünf, später sieben Großgasmaschinen (Nürnberger System) mit einer Leistungskraft von 13800 PS und 6 MW Stromerzeugung.

Der westliche Hallenbereich (4 Fensterachsen) ist durch eine Querwand von der übrigen Halle abgeteilt. Vermutlich befand sich hier die Schaltanlage.

Die Gasmaschinenzentrale der Kokerei Anna ist das frühe Beispiel eines Bautyps, der ähnlich auch auf Hochofenanlagen (zur Verwertung von Gichtgas) und auf Zechen (Zentralmaschinenhäuser, hier allerdings mit Dampfantrieb der Maschinen) realisiert wurde. Gebäude dieser Art signalisieren regelmäßig so auch in Alsdorf den Übergang zur Elektrifizierung des Hochofen bzw. Zechenbetriebs.

Bedeutung
Über die bereits für die einzelnen baulichen und technischen Anlagen dargestellten Bedeutungsaspek­te hinausreichend, hatte die Grube Anna als Ganzes eine hochrangige Denkmalbedeutung, die sich aus einer Zusammenschau von historischer Entwicklung und überlieferter Substanz ergibt.

Allein durch die Grube Anna eröffnete sich eine sinnvolle Möglichkeit, die historische Ostwanderung des Bergbaus im Aachener Revier in seiner ganzen Tragweite zu belegen. Anna hatte ebenso wie die benachbarte Grube Maria von der keine denkmalwerten Relikte erhalten sind für das Aachener Revier die gleiche Bedeutung wie die Mergelschächte für die Entwicklung des Ruhrbergbaus.

Zwar ist der Entstehungszeitpunkt der Zeche in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf Anna nicht mehr in gegenständlichen Zeugnissen greifbar, doch wird immerhin der Standort einer der ältesten Bergwerksanlagen östlich des Feldbiß dokumentiert.

Die weitere Entwicklung der Grube Anna zum Zentrum des Bergbaus im Aachener Revier spiegelt sich in der erhaltenen Technik und Architektur.

Hervorzuheben sind die Fördereinrichtungen, die auf Anna I und Anna II, jeweils in ihrer Zeit, die Funktion der Hauptförderung erfüllten. Von großem Wert war die Überlieferung mehrerer Arten von Fördermaschinen: die Dampffördermaschinen des Hauptschachtes, die frühe Elektrofördermaschine des Eduardschachtes und die Elektro-Turmfördermaschinen des Franzschachtes. Die immerhin noch erhaltenen Fördermaschinen des Hauptschachtes und des Eduardschachts sind wichtige technikgeschichtliche Zeugnisse des Steinkohlenbergbaus in Deutschland.

Von überregionaler Bedeutung ist auch die besondere Art der Elektrizitätserzeugung auf Grube Anna, die mit der Turbinenzentrale überliefert wird.

Der Aufschwung des Aachener Steinkohlenbergbaus im 19. Jh. hatte wesentlich mit der Koksproduktion zu tun. Die Grube Anna war im Aachener Revier der einzige Standort, an dem sich dieser Sachverhalt noch durch erhaltene Koksöfen darstellen ließ. Zwar waren auch hier die baulichen und technischen Anlagen aus der Anfangszeit der Zeche nicht überliefert. Doch zeigten die erhaltenen Bauten, die im wesentlichen den Entwicklungsphasen 1939 und 1927 zuzuordnen waren, ein eindrucksvolles Bild von der Bedeutung des Kokereiwesens im Aachener Revier. Im überregionalen Vergleich ergab sich für Alsdorf ein für Deutschland einzigartiger Dokumentationswert. An keinem anderen Standort waren derart zahlreiche Anlagen aus der Zeit der Jahrhundertwende erhalten, die in Alsdorf ergänzt wurden durch die nahezu komplett erhaltene Technik der 1920er Jahre. Alsdorf hätte für die Dokumentation der Geschichte des Kokereiwesens eine zentrale Rolle für ganz Deutschland übernehmen können.

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Kokskohleturm und Separation. Im Vordergrund: Koksofenbatterie 3-4

Die überragende technikhistorische Bedeutung wurde ergänzt durch die architektonische Qualität der Bauten und deren architekturhistorische Bedeutung. Die Bemühungen um einen mustergültigen Ausbau der Anlagen in den 1920er Jahren kamen auch darin zum Ausdruck, dass mit Erberich und Scheeben zwei renommierte Industriearchitekten beauftragt wurden. Erberich hatte sich schon vor dem Ersten Weltkrieg einen Namen im Industriebau, speziell mit Entwürfen für Bergwerke und Kokereien, gemacht. Er hatte die gestalterischen Möglichkei­ten er­kannt, die in den Bauaufgaben der Industrie verborgen waren. Sein Lebenswerk umfaßte Zechenanlagen, oft auf der Grundlage ganzheitlicher Entwürfe, im Ruhrgebiet, im schlesischen Kohlerevier, in Rumänien und England. Seine Bedeutung und Anerkennung als fortschrittlicher Architekt wird daran deutlich, dass eines seiner Werke Kaue der Zeche Barmen in Sprockhövel 1913 im Jahrbuch des Deutschen Werkbundes ver­öffentlicht wurde. Erberich war ein Industriearchitekt, der den Weg der Architektur zur Moderne aktiv mitgestaltete. Die Bauten von Grube und Kokerei Anna waren Dokumente für die hervorragende Rolle, die die Industriearchitektur in diesem Prozeß spielte.

Gekürzter und für das Internet bearbeiteter Text.
Gedruckt mit allen Anmerkungen und Quellenangaben in: Walter Buschmann: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenrevier.
Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. Gebr. Mann Verlag Berlin 1998, S. 167-215

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